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Sie trotzen Eis und Kälte: Diese Velokuriere sind (fast) immer unterwegs

Lieferdienste

Sie trotzen Eis und Kälte: Diese Velokuriere sind (fast) immer unterwegs

19.12.2022, 08:42 Uhr
· Online seit 19.12.2022, 06:59 Uhr
Mit ihren getreuen Drahteseln und umgeschnallten Rucksäcken sind Velokuriere auch im Winter auf den Strassen anzutreffen. Nur bei extremen Situationen stellen einige Lieferdienste ihren Betrieb ein – andere schicken dann sogar noch mehr Fahrerinnen und Fahrer auf die Strasse.
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Viele Bernerinnen und Berner sind in den wärmeren Monaten mit ihren Fahrrädern auf den Berner Strassen unterwegs. Niemanden dürfte es überraschen, dass im Winter, bei bitterer Kälte, Eis und Schnee, immer weniger Verkehrsteilnehmende auf zwei Rädern zu sehen sind.

Weiterhin auf den Strassen anzutreffen sind aber Velokuriere, die ihren Kundinnen und Kunden die begehrten Waren, oftmals eine warme Mahlzeit, direkt nach Hause liefern. Wir haben bei drei Velokurierunternehmen nachgefragt, wie sie ihre Fahrerinnen und Fahrer für den Winter wappnen.

BärnToday: Werden ihre Mitarbeitenden im Winter geschützt? Erhalten Sie besondere Ausrüstung?

Lukas Streich, Geschäftsführer von Just Eat Schweiz: Unsere Velokuriere erhalten von uns ein Kit für den Winter mit Winterjacke, Handschuhe, Mützen, einer Thermos-Wasserflasche und natürlich einem Helm. Für die Fahrer gibt es auch ein Training gegen Unterkühlung und Verhalten im Schnee, damit sie sicher unterwegs sind.

Wenn sich Fahrer unsicher fühlen, können sie selbst sagen, dass sie nicht weiterfahren wollen. Ausserdem bestehen jederzeit die Möglichkeit, sich im Hub aufzuwärmen. Unsere Fahrer sind für den Fall eines Zwischenfalls auch versichert.

Florian Waber, Co-Geschäftsleiter vom Velokurier Bern: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benutzen bei uns ihre eigenen Velos. Wir stellen aber eine Werkstatt mit Material zur Verfügung, damit sie die Velos instand halten können. Auch die Kleiderausrüstung ist Sache der Mitarbeitenden.

Was wir anbieten, sind Schulungen vonseiten der Personalverantwortlichen. In diesen bekommen die Mitarbeitenden Tipps zum Fahrverhalten bei schwierigen Verhältnissen aufgrund der Wetterbedingungen.

Uber Eats: Alle unsere Kuriere sind durch unser Partnerschutz-Programm in Kollaboration mit Allianz Partners geschützt, die ihnen kostenlose Deckung für Unfälle sowie Einkommensverluste aufgrund von Krankheit, Verletzungen und Sachschäden bietet.

Alle Kuriere werden zudem regelmässig daran erinnert, die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um sicher auf der Strasse unterwegs zu sein. Dafür hat Uber Eats in seiner App diverse Sicherheitsfunktionen, wie zum Beispiel eine Helmerkennung, Sicherheits-Tipps, RideCheck bei unerwarteten Stopps, Sicherheits-Checklisten für Fahrräder, eine fahrradfreundliche Navigation für sicherere Routen oder Radwegwarnungen für Autofahrerinnen, Autofahrer und Fahrgäste.

Wie geht man mit gefährlichen Wetterverhältnissen um? Wird irgendwann nicht mehr geliefert?

Just Eat Schweiz: Wir haben ein dreistufiges Unwetterschutzsystem, um auf veränderte Wetterbedingungen zu reagieren. Bei Stufe 3 wird die Stadt beispielsweise zugemacht – das bedeutet, dass wir keine Fahrer mehr rausschicken und man bei den Restaurants über diese Zeit nicht mehr bestellen kann.

Wir entscheiden aufgrund von Wetterbericht und Berichten von Fahrern auf der Strasse. So gibt es «Weatherwatchers» auf der Strasse. Wenn die Mehrheit dieser Fahrer sagen, dass es nicht mehr sicher ist, stellen wir die Lieferungen ein.

Velokurier Bern: Wir finden eigentlich immer einen Weg zu fahren – gerade dann, wenn die Autos nicht mehr weiterkommen. Es gab es noch nie, dass wir den Betrieb eingestellt haben aufgrund von schwierigen Verhältnissen. Wichtig ist es dann einfach jeweils, dass die Dispo Rücksicht nimmt bei der Verteilung der Aufträge und dass die Aufträge weniger eng getaktet sind, sodass die Fahrerinnen und Fahrer weniger Zeitdruck haben. Wir arbeiten auch mit Back-Ups – Leute, die normalerweise im Büro arbeiten, übernehmen dann bei schwierigem Wetter auch noch Fahrten.

Uber Eats: Da Uber Eats in Bern ausschliesslich mit selbständigen Kurieren – also nicht mit bei Uber Eats angestellten Mitarbeitenden – zusammenarbeitet, die die App flexibel und ohne jegliche Arbeitsverpflichtung nutzen, können diese jederzeit selbst entscheiden, ob und wann sie unterwegs sein möchten und sich entsprechend frei ein- und ausloggen.

Musste am vergangenen Dienstag der Lieferservice eingestellt werden?

Just Eat: Am Dienstag ist es in dieser Saison das erste Mal vorgekommen, dass wir die Stufe 3 unseres Unwetterschutzsystems ausgerufen und keine Lieferungen mehr gemacht haben.

Velokurier Bern: Im Gegenteil, es waren eher noch mehr Leute von uns unterwegs. Wenn andere an ihre Grenzen stossen, schauen wir, dass wir diesen Überlauf abdecken können. Wenn mehr Leute von uns unterwegs sind, müssen sie weniger Risiken eingehen, weil sie weniger Zeitdruck haben und sich Zeit nehmen können, langsamer zu fahren und auch mal Umwege in Kauf zu nehmen.

Wir haben aber die Möglichkeit, dass wir bei sehr schwierigen Verhältnissen den Webshop schliessen können und man nichts mehr bestellen kann. Trotzdem schauen wir, dass wir alles abwickeln können, was reinkommt. Dass wir nicht fahren, ist eigentlich noch nie passiert.

Womit können Kundinnen und Kunden rechnen, wenn die Lieferungen verspätet sind oder gar nicht durchgeführt werden können?

Just Eat Schweiz: Bei Verspätungen gibt es bei uns eine Entschädigung, aber das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Mit unserem System wollen wir die Kunden in so einem Fall möglichst früh informieren.

Wenn wir die Lieferungen in einer Stadt – wegen des Wetters – einstellen, wollen wir die aktuellen Fahrten noch beenden. Im System werden die Restaurants aber geschlossen, sodass man nicht mehr bestellen kann. Ansonsten wird der Kunde informiert, das Geld zurückvergütet und ein Gutschein ausgestellt.

Velokurier Bern: Wir informieren, wenn sich eine Verspätung einer Lieferung abzeichnet. Wir priorisieren, schauen also, was im Tagesgeschäft wichtiger ist. Bei medizinischen Notfällen beispielsweise ist es sicher wichtig, dass die Ware schnell ins Labor kommt.

Bei Essenslieferungen haben wir die Möglichkeit von Kulanzgutscheinen. Wenn etwas gar nicht geliefert werden kann, wird natürlich der volle Betrag zurückerstattet und unter Umständen gibts als Entschuldigung einen Gutschein.

Uber Eats: Unsere Kunden können wir in der App über einen zeitweise eingeschränkten Service informieren. Zudem können Kunden in der App zu jedem Zeitpunkt den Status ihrer Bestellung und den Weg der Lieferung in Echtzeit verfolgen und mit dem Kurier Kontakt aufnehmen. Bei Verspätungen von mehr als 45 Minuten kommen wir den Nutzern in der Regel mit entsprechenden Rückerstattungen oder Gutschriften entgegen.

veröffentlicht: 19. Dezember 2022 06:59
aktualisiert: 19. Dezember 2022 08:42
Quelle: BärnToday

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