Ethik bei Geldbeschaffung

Stadt Bern geht wegen Millionendarlehen der Fifa über die Bücher

13.01.2023, 15:58 Uhr
· Online seit 13.01.2023, 07:40 Uhr
Die Stadt Bern hat sich in den letzten fünf Jahren insgesamt satte 383 Millionen Franken vom Weltfussballverband Fifa geliehen. Ein Geschäft, von dem wohl beide Seiten profitierten. Die Praxis wird nun geprüft.
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Allein letztes Jahr hat die Stadt Bern bei der Fifa Darlehen in der Höhe von über 150 Millionen Franken aufgenommen. Das geht aus der Antwort des Gemeinderats auf eine Kleine Anfrage hervor. In dieser hatten Milena Daphinoff (Mitte) und Florence Schmid (JF) ein solches Darlehen, das im Stadtberner Finanzbericht von 2021 aufgelistet war, hinterfragt.

Die beiden Stadträtinnen bemängelten, dass man sich ausgerechnet bei der Fifa Geld lieh. Der Weltfussballverband steht seit Jahren in keinem guten Licht. Besonders die WM-Vergabe an Katar wurde in den letzten Jahren heftig kritisiert. Auf die Frage von Daphinoff und Schmid, ob die Stadt in Zukunft auf Gelder der Fifa verzichten wird, lautete die Antwort des Gemeinderats: «Kurzfristig wird die Stadt die Fremdmittelbeschaffung unverändert nach den bestehenden Vorgaben vollziehen.»

Die Darlehen dürften wohl beiden Seiten geholfen haben, wie die «Berner Zeitung» und «Der Bund» schreiben. In Zeiten von Negativzinsen habe die Stadt kurzfristig Geld gebraucht, um ihre Liquidität sichern zu können. Gleichzeitig habe die Fifa nach Gelegenheiten gesucht, irgendwo ihr Geld parkieren zu können.

Bei Fremdmittelbeschaffungen galt für die Stadt bisher, dass der Finanzierungspartner seinen Sitz in der Schweiz haben muss. Daneben war nur noch der offerierte Gesamtpreis entscheidend. Weitere Kriterien, etwa ethischer Natur, spielten keine Rolle. Nun prüft Bern eine Praxisänderung, wie die Stadt am Freitag in einer Medienmitteilung verlauten liess.

(raw)

veröffentlicht: 13. Januar 2023 07:40
aktualisiert: 13. Januar 2023 15:58
Quelle: BärnToday

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