Frauenstreik

Tausende Frauen gehen in Bern für Gleichstellung auf die Strasse

· Online seit 14.06.2023, 20:12 Uhr
Tausende Frauen sind am Mittwoch in Bern für Lohngleichheit und Frauenrechte auf die Strasse gegangen. An rund 50 Aktionen, Veranstaltungen und Kundgebungen bekräftigten sie ihre Forderungen. Die Stimmung war fröhlich und kämpferisch zugleich.
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Bereits am frühen Mittag versammelten sich über tausend Frauen und genderqueere Menschen zu einer feministischen Landsgemeinde auf dem Bundesplatz. Ähnliche Aktionen hatte es 2021 schon in Genf und Appenzell gegeben.

Die Teilnehmenden schworen den «feministischen Eid» und streckten dazu die linke Faust in die Luft. «Wir schwören, dass wir so lange für die Gleichstellung aller Menschen in diesem Land kämpfen werden, bis diese erreicht ist», hiess es unter anderem in der Schwurformel.

Danach wurden eine Reihe von Forderungen beraten und verabschiedet. So wurde gleicher Lohn für gleiche Arbeit verlangt und ein Gleichstellungsgesetz, das Verstösse bestraft. Auch brauche es Renten, die den Existenzbedarf deckten, mehr Zeit für Kinderbetreuung und eine Elternzeit von einem Jahr.

Abstimmen konnten alle Anwesenden mit und ohne Schweizerpass. «Die starke Beteiligung von Menschen ohne Schweizer Pass zeigt, wie gross ihr Interesse ist mitzubestimmen in unserer gemeinsamen Heimat», sagte Emine Sariaslan von der Gruppe Migration des Streikkollektivs Bern.

Kinderwagen-Umzug

Am Nachmittag zogen Mütter, Grossmütter und Kinderbetreuerinnen mitsamt Kindern durch die Stadt. Auch sie verlangten mehr Zeit und Geld für gute Kinderbetreuung.

Die «Eidgenössische Kommission dini Mueter» (EKDM) forderte, dass die Schweiz künftig 109 Milliarden Franken pro Jahr für die Kinderbetreuung ausgebe - also die gleiche Summe, die sie für die Rettung der Credit Suisse gesprochen habe. «Mütter und Kinder brauchen das Geld mindestens genauso dringend», sagte eine EKDM-Sprecherin.

Als Höhepunkt des Frauenstreiks galt die Demonstration am frühen Abend auf dem Bundesplatz. Einfordern wollten die Teilnehmenden dort Zeit, Respekt, anständige Löhne und Renten sowie ein Ende der Gewalt gegen Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre, trans, agender und queere Menschen.

Grosser Rat unbeeindruckt

Violett war die Farbe des Tages. Sie war nicht nur auf der Strasse omnipräsent, sondern auch im Berner Rathaus. Dort trugen vor allem Grossratsmitglieder der SP, der Grünen und der EVP violette Kleidung. Auch einzelne Grossrätinnen der GLP und der FDP solidarisierten sich mit der Bewegung.

Mit einem Ordnungsantrag forderte Christa Ammann (AL/Bern), dass die Ratssitzung um 15.24 Uhr endet. Dieser Zeitpunkt stelle der Moment dar, ab welchem die Frauen im Vergleich zu den Männern für die gleiche Arbeit nicht mehr bezahlt würden.

Mit dem frühzeitigen Abbruch der Sitzung würde der Grosse Rat die Problematik anerkennen, sagte Ammann. Als zweites Argument führte sie auf, dass die Männer ab 15.24 Uhr alleine entscheiden würden, falls alle Frauen geschlossen am Streik teilnähmen. Der Grosse Rat lehnte den Ordnungsantrag mit 92 zu 50 Stimmen ab.

(sda)

veröffentlicht: 14. Juni 2023 20:12
aktualisiert: 14. Juni 2023 20:12
Quelle: BärnToday

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