Nach Antifa-Spaziergang

Wer bezahlt die Graffiti-Entfernungen in Bern?

· Online seit 24.10.2022, 17:04 Uhr
Bei Demonstrationen kommt es in Bern immer wieder zu Sprayereien, wie beispielweise am antifaschistischen «Abendspaziergang» vom vergangenen Wochenende. Seit 2004 hat es sich der Verein «CasaBlanca» zum Ziel gemacht, die Innenstadt möglichst graffitifrei zu halten.
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Am Samstag, 22. Oktober, zogen zum antifaschistischen «Abendspaziergang» rund 1500 Personen durch Bern. Dabei kam es besonders im Bereich des Stadttheaters zu diversen Sprayereien. In den nächsten Tagen sollen die Reinigungsarbeiten beginnen, wie das Tiefbauamt auf Anfrage bestätigt. Für die Graffitis am Stadttheater selbst hat Immobilien Stadt Bern hat als Eigentümerin eine Meldung an den Verein «CasaBlanca» gemacht.

Dieser Verein führt in der Berner Innenstadt schon seit vielen Jahren einen Kampf gegen Graffiti-Vandalismus. Der Verein wurde 2004 aus einem Netzwerk vom Hauseigentümerverband HEV, der Burgergemeinde Bern, der Stadt Bern, der Gebäudeversicherung Bern GVB und der Vereinigten Altstadtleiste Bern gegründet.

Attraktivität des Sprayens soll reduziert werden

«Unser Ziel ist saubere Stadt, besonders im Bezug auf Sprayereien», erklärt Vereinspräsident Adrian Haas auf Anfrage. Der Verein deckt dabei die Innenstadt und einzelne Achsen wie beispielsweise Ostring und Lorraine sowie einzelne Liegenschaften wie Sportanlage oder Schulhäuser ab. «Unser Konzept ist es, innerhalb von 72 Stunden die Sprayereien in unserem Perimeter zu reinigen», so Haas. Mit dem schnellen Entfernen der Graffitis möchte man auch die Attraktivität des Sprayens reduzieren.

Dazu arbeitet der Verein eng mit den Grundeigentümern zusammen: «Wir müssen mit den Grundeigentümern Verträge abschliessen, die uns erlauben, rasch zu handeln. Darin ist auch geregelt, dass wir Strafanzeige einreichen», sagt Adrian Haas. «Eine gewisse Repression gehört dazu.» Solche Strafanzeigen seien auch die Voraussetzung, dass die Versicherungen zahlen.

Denn eine Versicherung abgeschlossen zu haben, die auch Vandalismus-Schäden abdeckt, ist nötig, um mit dem Verein zusammenzuarbeiten. «Diese deckt bis zu 10'000 Franken pro Fall, das reicht in der Regel», so Adrian Haas. Dafür entfällt sonstiger Mehraufwand durch den Grundeigentümer. Wird ein Graffiti gemeldet, löst «CasaBlanca» die Reinigung durch eine Spezialfirma aus.

Steuerzahler muss selten in die Tasche greifen

Grundsätzlich haften diejenigen, die die Sachbeschädigung begehen, so der Vereinspräsident. Oft bleibe der Schaden aber an den Hauseigentümern hängen, weiss Haas. Der Steuerzahler müsse dabei aber eher selten zahlen. Das betreffe nur Gebäude, die nicht zu «CasaBlanca» gehören, nicht versichert sind und von der Stadt gereinigt werden müssten.

Auch bei Vandalismus an alten Sandstein-Gebäuden in der Stadt hat man eine Lösung parat: «Es gibt einen Sprayschutz, eine Art Imprägnierung, welcher die Reinigung einfacher macht.» Aktuell verzeichnet der Verein «CasaBlanca» jährlicher Reinigungskosten von circa einer Million Franken.

Auf Demonstrationen in Bern würde man sich dabei nicht speziell vorbereiten, wie der Vereinspräsident erklärt. So komme es etwa nicht bei allen Demonstrationen zu Sprayereien und besonders bei nicht bewilligten Umzügen sei es schwierig abzuschätzen, wie viele Leute überhaupt teilnehmen.

Die besten Tipps gegen Graffitis

Was sind also die besten Tipps gegen Graffitis? «Eine sehr gute Massnahme kann es sein, eine Mauer überwachsen zu lassen», rät Adrian Haas. «Eine sehr wirksame Methode ist auch ein aufgetragener Graffitischutz.» Auch lohne sich die Kostenabdeckung durch eine Versicherung. Videoüberwachung hingegen sei relativ teuer und nicht besonders effektiv.

Die Arbeit des Vereins scheint sich auszuzahlen: «Besonders in der Innenstadt haben die Graffitis seit 2004 abgenommen», teilt der Vereinspräsident mit.

veröffentlicht: 24. Oktober 2022 17:04
aktualisiert: 24. Oktober 2022 17:04
Quelle: BärnToday

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