Wegen Heliskiing

Zoff wegen Schmähpreis – «Swiss Helicopter» erstaunt über «Teufelsstein»

· Online seit 05.10.2022, 07:54 Uhr
Das Helikopter-Unternehmen, das auch ab Belp fliegt, wird vom Verein Alpen-Initiative wegen Heliskiing getadelt. Bei «Swiss Helicopter» sorgt die Kritik für Erstaunen, denn man habe vorher das Gespräch gesucht.
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Der Verein Alpen-Initiative verleiht jährlich den «Teufelsstein». Unternehmen werden nominiert und dann wird in einer Abstimmung jeweils der «Unsinnstransport» des Jahres gewählt – also welche Firmen durch Transport der Umwelt schaden.

Dieses Jahr gehe der Preis an «Swiss Helicopter», wie der Verein in einer Mitteilung schreibt. Mit über einem Drittel der insgesamt 6857 Stimmen wird das Unternehmen zum Kilmasünder gekürt. Hauptsächlich wird das Angebot für Heliskiing angeprangert.

Von den 14 Heliskiing-Standorten befinden sich vier im Kanton Bern. Von Interlaken, Gstaad, Zweisimmen und sogar von Belp aus können Skifans mit dem Helikopter mitten in die Alpen geflogen werden.

Wenn eine Vierergruppe einen Heliskiing-Flug Belp-Zermatt und Retour macht, wird laut der Mitteilung 32,3 Kilogramm CO2 pro Person verbraucht. Ein weiteres Problem sei die starke Lärmbelastung, die besonders Wildtieren schade. Für die Preisverleiher ist klar, dass dies mit Zugfahren verhindert werden könne. Statt einem Heli-Flug könne man 13 Mal mit dem öffentlichen Verkehr von Bern nach Zermatt reisen.

Jon Pult, Präsident der Alpen-Initiative, räumt zwar ein, dass man Transport- und Rettungsflüge in abgelegene Alpregionen braucht. Das «Swiss Helicopter»-Angebot für Heliskiing bezeichnet der Verein aber als fahrlässiger Umgang mit dem Alpenraum. Pult findet offensichtlich, dass «niemand dafür sein kann, dass wir die wertvolle Fauna und Flora unserer schönen Alpen reinem Effizienz- und Gewinnstreben opfern.»

Sachliche Diskussion «nicht möglich» – Argumente seien «Ausrede»

«Swiss Helicopter» habe den Preis zur Kenntnis genommen, so Rolf Heuberger, CEO des Unternehmens. Er ist jedoch erstaunt darüber. Man habe im Vorfeld das Gespräch gesucht, um eine differenzierte sachliche Diskussion zu führen. Diese sei leider nicht möglich gewesen.

Auf Anfrage erklärt Jon Pult, dass solche Gespräche im Vorfeld der Nominierung nicht geführt würden. Für das Heliskiing hat er kein Verständnis. Die Argumente betitelt der Alpen-Initiative-Präsident als «Ausrede».

In Bezug auf das kritisierte Angebot stellt er klar: «Die Heliski-Flüge finden nicht zum Selbstzweck statt.» Die touristischen Flüge seien ein Training für junge Piloten. Bei der Preisvergabe würden die Heliski-Flüge isoliert herausgezogen, das sei schade.

Die Transportflüge, besonders im hochkomplexen Gebrigsumfeld, würden top qualifizierte, erfahrene Piloten erfordern. Der Grossteil der Kundschaft von «Swiss Helicopter» besteht nicht aus Touristen, sondern aus Energieunternehmen oder Spezialunternehmen, die beispielsweise Hangsicherungen, Lawinenverbauungen oder Stromleitungen machen.

«Ein Pilot, der frisch aus der Ausbildung kommt, ist nicht in der Lage diese Arbeit auszuführen.» Es müsse eine Lücke zwischen dem Ausbildungsabschluss und der Fähigkeit komplexe Montageflüge im Hochgebirge zu machen, gefüllt werden – typischerweise mit touristischen Flügen. Für die jungen Piloten sei dies unverzichtbar.

Durch Heliskiing Fachkräfte behalten

Gleichzeitig betont er die Saisonalität, die den Betrieb präge. Im Winterhalbjahr passiere auf Gebirgsbaustellen wenig, trotzdem müsse der Betrieb im Stand sein, die Mitarbeitenden in der Firma zu halten. Dies geschieht auch durch Heliski-Flüge. Heuberger sagt: «Ich kann hochqualifizierte Spezialisten nicht nur von Juli bis September anstellen.» Nur wenn Fachkräfte da sind, können auch im Winter Transporteinsätze geflogen werden – dann, wenn es dringend sei, wie beispielsweise bei Lawineneinsätzen oder Sprengungen.

Dennoch kann Heuberger die Vorwürfe nachvollziehen: «Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion, ist die Frage absolut berechtigt.» Er sieht die Helikopterindustrie in der Pflicht die Emissionen zu reduzieren.

veröffentlicht: 5. Oktober 2022 07:54
aktualisiert: 5. Oktober 2022 07:54
Quelle: BärnToday

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