«Das ist ganz klar ein Reputationsschaden»
Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Patrick Huber, war die Entscheidung richtig, den Luftraum zu schliessen?
In diesem speziellen Fall – in dem man nicht genau gewusst
hat, was der Grund dieser Panne ist – musste man vom Schlimmsten ausgehen. Im
Nachhinein kann man sagen, dass es übertrieben war. Aber wahrscheinlich war es
in diesem Fall die richtige Entscheidung.
Kann man von einem Sicherheitsrisiko sprechen, das in
solchen Fällen eintreffen könnte?
Ja natürlich. Die Flugzeuge können nicht mehr geleitet werden, sie sind nicht mehr unter der Herrschaft von Skyguide. Also kann der Fluglotse,
der den Flug begutachtet, nicht mehr kontrollieren, dass der Flieger auf dem
richtigen Weg ist. Wenn dies nicht mehr gewährleistet ist, dann könnte es im schlimmsten
Fall zu einem Unfall, zu einer Katastrophe kommen.
Angenommen ich sei Pilotin und fliege auf Zürich zu und mir
fehlen noch ein paar Kilometer. Und dann kommt die Meldung «Luftraum zu». Was
muss ich machen? Landen? Umdrehen?
Dann wird man sich einem Ausweichflughafen zuwenden. Bevor man
einen Flug angeht, werden nämlich solche Flughäfen bestimmt. Im Falle
eines Fluges nach Zürich wäre beispielsweise Stuttgart ein Ausweichflughafen. Dann würde man dorthin fliegen. Wenn der Luftraum geschlossen und der Flughafen zu ist, dann
ist er wirklich zu. Das ist wie bei einem geschlossenen Tunnel. Wenn die Ampel
vor dem Tunneleingang rot leuchtet, kann man da nicht trotzdem durchfahren.
Wohin sind die Flugzeuge am Mittwoch ausgewichen?
Teils sind die Flieger nach Mailand geflogen, andere haben
sich nach Wien begeben. Gewisse Flugzeuge sind nach München geflogen, und Lyon
dürfte auch eine Ausweichmöglichkeit gewesen sein. Das sind die nächsten
Flughäfen, die man ansteuern kann. Man muss wissen, dass man am Ende eines
Fluges wenig Kerosin hat, deshalb kann man nicht lange Ausweichrouten fliegen.
Was passiert, wenn ein Flugzeug trotzdem in die Schweiz
einfliegt?
Das müsste dann die Luftwaffe abklären. Da gab es mal einen
Fall in Genf, als ein arabisches Flugzeug landen wollte. Dieses wurde von
einer Person entführt, die nachher politisches Asyl beantragte. Damals musste
die Luftwaffe untersuchen, was mit diesem Flugzeug überhaupt los ist, weil es
nicht mehr reagiert hatte. Aber in diesem speziellen Fall am Mittwoch haben alle gewusst,
dass es ein Systemfehler bei Skyguide ist. Es funktionierte zwar nichts mehr,
aber von einem terroristischen Risiko kann nicht die Rede sein.
Wie werten Sie diesen Fall? Ist das ein Imageschaden für die
Schweiz?
Ganz klar ist es ein Reputationsschaden. Wenn sogar in
Frankreich am gleichen Morgen über diesen Fall in der Schweiz berichtet wurde,
dann schlägt das grössere Wellen. Ich hoffe auf jeden Fall, dass dies ein einmaliger
Fall ist, dass sich das nicht wiederholt.