Kampf gegen Übertourismus

Dieses Wahrzeichen kannst du bald nur noch mit einer Reservierung besuchen

· Online seit 12.08.2023, 11:13 Uhr
Wegen überbordender Touristenströme ziehen immer mehr Feriendestinationen die Reissleine. Besuchende müssen Plätze buchen und Eintrittskarten kaufen. Wer keine Reservation hat, wird abgewiesen. Wie sieht es in der Schweiz aus?
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Ob Louvre, Trevi-Brunnen oder Machu Picchu – wer bekannte Feriendestinationen besuchen möchte, muss sich immer häufiger auf Zugangsbeschränkungen und Reservierungen einstellen. Grund dafür ist das als «Overtourism» – Übertourismus – bekannte Problem. Die Touristenströme werden dabei so gross, dass die Bausubstanz der Sehenswürdigkeiten darunter leidet und das tägliche Leben der Einheimischen immer mühsamer wird.

Spontane Besuche werden schwieriger

Jüngstes Beispiel ist die Akropolis: Ab dem 4. September 2023 gilt für das weltberühmte Wahrzeichen Athens eine Zugangsbeschränkung, wie der «Blick» berichtet. In der Hochsaison besuchen bis zu 23'000 Menschen täglich die Akropolis, den Burgberg der griechischen Hauptstadt. Künftig sollen pro Tag nicht mehr als 20'000 Eintritte erlaubt sein – erst mal testweise.

Leserreporterin Selena hat die Akropolis vor wenigen Wochen während eines Arbeits-Events besucht. Sie stieg mit Kolleginnen und Kollegen an einem Montagabend zum Parthenon, dem Tempel auf dem Burgberg, hinauf. Auch um diese Zeit sei auf der Anlage noch einiges los gewesen, erzählt sie. Eine Zugangsbeschränkung habe den Nachteil, dass solche spontanen Besuche in Zukunft wohl nicht mehr möglich seien.

Tourismus ist Segen und Fluch

Neben Athen haben in diesem Sommer auch Touristen-Hotspots in Südfrankreich, Rom und Amsterdam Beschränkungen beschlossen oder angekündigt. Andere Destinationen haben besondere Steuern, Eintrittsgebühren oder Verbote, etwa für Rollkoffer eingeführt. In Venedig wird seit Jahren diskutiert, einen Eintritt für die Zone um den Markusplatz zu verlangen.

Die Schranken gegen den Massentourismus sind nicht unumstritten. Die Einheimischen fühlen sich davon gestört, doch sie verdienen auch an den Gästen. Insgesamt führt eine übermässig grosse Zahl an Touristen auch zu einer Abhängigkeit: Durch die Verdrängung von anderen Wirtschaftszweigen bleibt den betroffenen Gebieten oftmals nur noch der Tourismus als Einnahmequelle, sodass Massnahmen gegen hohe Besucherzahlen auch Widerstand auslösen können.

Auch Schweizer Destinationen regulieren den Gäste-Andrang

Sind Zugangsbeschränkungen oder Kontingente auch für Schweizer Destinationen ein Thema? Schweiz Tourismus relativiert die Problematik auf Anfrage der Today-Redaktion. Die hiesigen Verhältnisse liessen sich mit ausländischen Massentourismus-Destinationen nicht vergleichen. So sei die Schweiz etwa kein Ziel für Kreuzfahrtschiffe, die besonders viele Menschen auf einen Schlag mit sich bringen.

«Unser Tourismus verfügt schlicht nicht über die dazu führenden Kapazitäten», sagt Mediensprecher André Aschwanden. «Wenn, dann bestehen lediglich einzelne, zeitlich und lokal begrenzte Engpässe mit grösserem Gäste-Aufkommen.»

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Schweizer Sehenswürdigkeiten haben verschiedene Rezepte für den Umgang mit Gäste-Andrang entwickelt. Flims beispielsweise limitiert den Einlass zu seinen Seen. Ein weiteres Beispiel ist die Stanserhornbahn, wo mit dem Eintritt ein Zeitslot für die Fahrt verkauft und sogenanntes «Crowd Management» betrieben wird.

Von den Gästen wird dieses Vorgehen laut Schweiz Tourismus toleriert. An vielen touristisch begehrten Orten der Welt würden Eintrittsgelder verlangt. Besonders internationale Gäste seien daran gewöhnt. «Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass solche Massnahmen von den Gästen akzeptiert werden», so Aschwanden.

veröffentlicht: 12. August 2023 11:13
aktualisiert: 12. August 2023 11:13
Quelle: Today-Zentralredaktion

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