Experteneinschätzung

«Es lohnt sich nicht, ein Sprachsystem für die Schweiz zu entwickeln»

17.03.2023, 15:09 Uhr
· Online seit 21.02.2023, 11:51 Uhr
WhatsApp wird ein Feature entwickeln, das Sprachnachrichten in Text umwandelt. Hoffnung für alle, die von Sprachnachrichten genervt sind – leider aber nicht für die Schweiz, wie Jean-Claude Frick, Digitalexperte von Comparis erklärt.

Quelle: BärnToday / Warner Nattiel

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Es klingt vielversprechend – das neue Feature von WhatsApp, das bald in der Beta-Version der App vorhanden sein soll. Es soll ermöglichen, dass Sprachnachrichten transkribiert werden können, wie «WABetaInfo» berichtet.

Die Transkription soll dabei direkt auf dem Smartphone erfolgen, Nutzerinnen und Nutzer müssen dafür ein entsprechendes Sprachpaket herunterladen. In welchen Sprachen diese zur Verfügung stehen werden, ist noch unklar. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass es ein schweizerdeutsches Sprachpaket geben wird, wie der Digitalexperte von Comparis, Jean-Claude Frick, erläutert: «Sprachsysteme kommen leider nicht gut mit der schweizerdeutschen Sprache zurecht. Google, Siri und Amazon Alexa können es nicht und so wird es auch bei WhatsApp sein.»

«WhatsApp hat kein Interesse daran, ein System zu entwickeln»

Ein Tool von der Firma «recapp IT» zeigt, dass es möglich ist, ein solches Sprachsystem zu entwickeln. «recapp IT» ermöglicht dem SRF schweizerdeutsch gesprochene Sprache in hochdeutsche Texte zu verarbeiten, Jean-Claude Frick sieht dennoch wenig Hoffnung: «Für die grossen Firmen wie WhatsApp, Google oder Amazon lohnt es sich nicht, ein Sprachsystem zu entwickeln, da nur eine vergleichsweise kleine Gruppe Schweizerdeutsch spricht. Sie haben kein Interesse daran, ein System zu entwickeln, auch wenn es theoretisch möglich ist.»

Zu wenig Schweizerdeutsche Sprachsamples

Damit ein solches System entstehen kann, braucht es Sprachsamples: «Das Sprachsystem muss mit unglaublich vielen Sprachsamples gefüttert werden, damit es die Sprache lernen kann. Davon gibt es aber gar nicht so viele auf Schweizerdeutsch, das ist einfacher für Sprachen, die viele Menschen sprechen wie Englisch, Deutsch oder Spanisch» erklärt der Digitalexperte.

«Für WhatsApp ist es schlicht und einfach zu wenig lukrativ, ein Sprachsystem zu entwickeln, dass schweizerdeutsche Sprache transkribieren kann.» So lässt Jean-Claude Frick den Sprachnachrichten-Gegnern wenig Hoffnung.

veröffentlicht: 21. Februar 2023 11:51
aktualisiert: 17. März 2023 15:09
Quelle: BärnToday

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