Schweiz

Aargauer Zahnarzt über Snus und Mundhöhlenprobleme

Snus im Trend

Junge Schweizer konsumieren mehr Snus – Schäden im Mund nehmen zu

· Online seit 15.04.2024, 05:42 Uhr
Sich einen Snus-Beutel unter der Oberlippe zu schieben, statt sich eine Zigarette anzuzünden, wird immer mehr zum Trend, manchmal wird es sogar zur Rauchentwöhnung angepriesen. Der zunehmende Konsum macht sich insbesondere in den Zahnarztpraxen bemerkbar.
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Einen kleinen Beutel für den Nikotin-Kick unter die Lippe schieben. Im Gegensatz zum Rauchen geht das geruchlos und ist auch unauffälliger. Von einer «gesunden» Alternative zum Qualmen kann hingegen nicht gesprochen werden. Bekannte mögliche Folgen sind beispielsweise Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Herzkreislauferkrankungen, legen Untersuchungen nahe. Dazu können auch Schäden in der Mundhöhle entstehen.

Zum einen können sich die Zähne davon verfärben. Des Weiteren wird dadurch der Zahnfleischrückgang begünstigt. «Dadurch kann es zu einer erhöhten Kälteempfindlichkeit kommen», erklärt Zahnarzt Christoph Vögtlin. Zudem könne es zu einer oralen Leukoplakie kommen. Darunter versteht man eine meist weissliche Schleimhautveränderung. «Eine Leukoplakie hat unabhängig von Snus das Potenzial, allenfalls zu entarten», sagt er weiter. Studien, welche klar belegen, dass Snus im Zusammenhang mit Mundhöhlenkrebs steht, gebe es allerdings nicht. Generell sei die Studienlage zu Snus viel schlechter, da diese Konsumart im Vergleich zum Rauchen eher «neu» ist.

«Die meisten sind überrascht»

Und auch Konsumierende seien nicht im Detail über mögliche gesundheitliche Folgen informiert, was Snus im Mundraum anrichten kann. Wenn während einer zahnärztlichen Untersuchung ein Foto gemacht wird und den Patientinnen und Patienten das Ausmass gezeigt wird, «dann sind die meisten schon etwas überrascht», so Vögtlin. Die Patienten versuche man zusätzlich so gut wie möglich über die weiteren Risiken aufzuklären.

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Wirklich behandeln könne man die Schäden wie den Rückgang des Zahnfleisches nicht, ausser chirurgisch. «Das Zahnfleisch bleibt dann halt einfach da, wo es ist», sagt Vögtlin. Bei der Leukoplakie hingegen könne man beobachten, wie sich diese mit der Zeit zurückbildet, wenn die Person den Konsum stark einschränkt oder gar aufgibt.

Snus-Boom in den letzten Jahren

In den letzten Jahren seien in Zahnarztpraxen trotzdem deutlich mehr Schäden durch Snus festgestellt worden als noch in den frühen 2000ern. Konkret beziffern lasse sich dies aber nicht. Der durchschnittliche «Snuser», welcher beim Zahnarzttermin feststellen muss, dass er Schäden davon trägt, ist jung und männlich, sagt Zahnarzt Vögtlin. Aus einer Schülerstudie von Sucht Schweiz ging hervor, dass im 2022 13 Prozent der 15-Jährigen in den letzten 30 Tagen Snus konsumierten – doppelt so viele wie noch 2018. Total wurde mehr gesnust als Wasserpfeife geraucht. Beliebt ist Snus unter anderem auch unter Eishockeyspielern und im militärischen Umfeld. Frauen kommen eher selten als Snuskonsumentinnen zu Vögtlin in die Praxis.

Prävention hinkt hinterher

Das Angebot an Snus richtet sich inzwischen aber an die breite Bevölkerung. Es gibt unter anderem Tabak-freie Geschmacksrichtungen wie Mint, Berry Frost, Tropic Breeze oder Citrus. Präventionsmassnahmen hingegen gibt es bloss wenige.

Gerade deshalb sei es für die Zahnmedizin wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Das beinhaltet sowohl die Präventionsarbeit als auch die gezielte Untersuchung der Schleimhäute der Patienten, sagt Christoph Vögtlin: «Es gehört zu jedem zahnärztlichen Befund dazu, dass wir auch die Schleimhäute anschauen. Dann sieht man, ob sich etwas verändert hat oder nicht. Man muss die Patienten auch darauf ansprechen und ihnen Bilder zeigen. Allenfalls kann man auch eine Biopsie vornehmen, um zu prüfen, ob etwas entartet ist oder nicht». In der Verantwortung ist aber natürlich die Konsumentin und der Konsument: Sie entscheiden selbst, ob sie sich der gesundheitlichen Gefahr aussetzen wollen.

veröffentlicht: 15. April 2024 05:42
aktualisiert: 15. April 2024 05:42
Quelle: ArgoviaToday

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