Quelle: TeleM1
Die in der Anklageschrift geschilderte Tat offenbart Grausames: Pascal K.* soll Dejan D.* im Frühling 2019 auf dem Bruggerberg mit einer Mutprobe in eine schmale Höhle gelockt und den Eingang dann hinter ihm verschüttet haben, während das Opfer noch nach Hilfe rief. Anschliessend briet K. sich eine Cervelat, während noch immer Klopfgeräusche zu hören waren. D. erfror schliesslich, erst ein Jahr später wurde die Leiche entdeckt, ein weiteres Jahr später wurde K. festgenommen. Er soll auf seinen Freund neidisch gewesen sein, weshalb er bereits rund eine Woche vor der Tat versucht hatte, ihn zu töten, indem er ihn bei einer Wanderung einen Hang hinab schubste. Gemordet haben soll Pascal K. wegen Neids. Sein Freund und Opfer habe das schönere Leben gehabt als der Beschuldigte.
Zweiter Prozesstag: Die Plädoyers
Am zweiten Prozesstag hielt zuerst die Staatsanwältin ihr Plädoyer. Ihr zufolge befürchtete der Beschuldigte, dass er die Kontrolle verliert. Auch nach der Tat habe der Beschuldigte keine Anstalten gemacht, das Opfer zu befreien.
Die Staatsanwältin betont die Skrupellosigkeit, mit der K. vorgegangen sei. Beispielsweise, als er eine Cervelat ass, während das eingeschlossene Opfer um Hilfe rief. «Er handelte eiskalt», sagt sie. Das Opfer habe alleine verzweifelt im Dunkeln bis zu einem Tag ausharren müssen. Wann es starb, ist nicht restlos geklärt. Das T-Shirt wurde neben der Leiche gefunden, D. musste es vor seinem Tod ausgezogen haben. Die Staatsanwältin fordert nun für die Tat eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren und vier Monaten sowie eine stationäre Massnahme.
Der Opferanwalt erklärte ebenfalls, dass der Beschuldigte das Opfer hat «elend verrecken lassen». Für die Eltern fordert er ein Schmerzensgeld von je 80'000 Franken sowie die Übernahme von Therapiekosten, die zwei Schwestern sollen je 25'000 Franken Genugtuung erhalten. «Der seelische Schmerz ist unermesslich», sagt der Anwalt. Der Tod des Opfers habe ein Loch in die Familie gerissen.
Angeklagter entschuldigt sich zum ersten Mal bei Opferfamilie
Dann kam auch der Verteidiger zu Wort. Auch er zeigt sich schockiert über die Tat. Ihm zufolge sei sie jedoch spontan passiert und nicht geplant gewesen. «Laut Gutachtern handelt mein Mandant meist sehr kurzfristig.» Dennoch sieht er die Mordanklage als gerechtfertigt. Allerdings sei die Tat durch die psychische Störung seines Mandanten beeinflusst gewesen. Auch K. habe unter den Folgen der Tat gelitten. Der Verteidiger fordert für seinen Mandanten eine Freiheitsstrafe von 12 Jahren sowie – anders als die Staatsanwaltschaft – eine Massnahme für junge Erwachsene. Die Forderungen der Familie akzeptiere er.
Der Angeklagte ergriff am Dienstag dann doch noch die Chance: Bei seinem letzten Wort entschuldigt er sich das erste Mal bei der Opferfamilie. Er liest dabei von einem Papier ab und sagt, dass es ihm Leid tue, dass er sein Opfer so grausam umgebracht habe. Er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen und auch er vermisse seinen Freund. Als er seine Zeilen fertig hat, sagt er: «Gut, das wäre es, glaube ich, gewesen."
Das Urteil soll am Donnerstag verkündet werden.
Erster Prozesstag: K. macht widersprüchliche Aussagen
Seit Montag muss sich K. nun vor Gericht verantworten. Schon kurz nach Beginn der Verhandlung bat der Beschuldigte um eine Auszeit. Danach weigerte er sich, zurückzukommen. Der Verteidiger versuchte vergeblich, ihn umzustimmen. Grund für die Weigerung waren offenbar Angstzustände.
Der Beschuldigte sei psychisch angeschlagen, sagte der Vater anlässlich der Verhandlung gegenüber Tele M1. Die Angstzustände waren für ihn wenig überraschend. «Das sind wir uns gewohnt, bereits seit 20 Jahren.» Für den Vater bleiben noch viele Fragen offen. «Wir wissen nicht genau, was passiert ist. Es kann sein, dass er unter Druck gesetzt worden ist, weil er Geld brauchte. Doch wir haben ihn finanziell immer unterstützt.»
Am Nachmittag wurde K. dann in einem separaten Raum befragt. Seinen früheren Aussagen zum Trotz berichtet der Angeklagte von der Tat, er habe gar nicht so recht gewusst, was er da eigentlich machte. Er habe wohl einfach nicht so viel überlegt. «Ich habe einfach so lange zugeschüttet, bis ich ihn nicht mehr hörte», sagte K.
Quelle: Tele M1
Vor K. wurden Zeugen und Angehörige befragt. Ein Kollege erklärte unter Tränen, dass das Opfer seiner Mutter vom Sturz bei der Wanderung erzählt habe und den Verdacht äusserte, geschubst worden zu sein. Dennoch habe D. nicht an eine Absicht geglaubt: «So etwas macht der beste Kollege doch nicht», habe er gesagt. Auch der Vater kann den versuchten Mord nicht nachvollziehen: «Wir hatten das Gefühl, das macht doch kein normaler Mensch.»
Mehr als 16 Jahre gefordert
Die Staatsanwältin fordert eine Verurteilung wegen Mordes und versuchten Mordes. Angemessen sei eine Freiheitsstrafe von 16 Jahren und vier Monaten. Zudem sei eine stationäre Massnahme anzuordnen. Die Anträge der Verteidigung sind noch nicht bekannt. Die Freiheitsstrafe findet der Angeklagte aber gerecht. Das Urteil soll am Donnerstagnachmittag eröffnet werden.
(vro/red./sda)