Ein Drittel teurer

Preise von Schweizer Gemüse explodieren – das sagen die Detailhändler

04.08.2023, 15:58 Uhr
· Online seit 04.08.2023, 15:58 Uhr
Zwischen Juni und September steigen die Zollgebühren für ausländische Gemüseware. Das soll auch so sein, damit mehr Gemüse aus der Schweiz verzehrt wird. Gleichzeitig kostet Schweizer Ware deswegen deutlich mehr.
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Bei allen Detailhändlern sind die Preise in der Gemüseabteilung gestiegen und das teils drastisch. Während Cherrytomaten bis zu 30 Prozent teurer sind als noch im Frühling, schafft es der Blumenkohl gar auf eine Preissteigerung von 65 Prozent.

Auffällig ist auch, dass das Gemüse vermehrt aus dem Inland statt aus Italien oder Spanien kommt. Wie der «Beobachter» (Bezahlartikel) schreibt, erklären Migros, Coop, Aldi und Lidl die Preise mit den gestiegenen Einkaufskosten.

Zollmauer soll Schweizer Produzenten schützen

Zwischen dem 11. Juni und dem 24. September sind die Zolltarife für Gemüse dermassen hoch, dass es sich für die Händler nicht rechnet, Gemüse aus dem Ausland zu beziehen. Dies soll die Schweizer Bäuerinnen und Bauern vor Billiganbietern schützen.

Zum Vergleich beträgt der Zolltarif für ein Kilo Cherrytomaten normalerweise fünf Rappen. Durch die hochgezogene Zollmauer zahlen Coop und Co. 146 mal mehr. Ganze 7.31 Franken muss beim Zoll für die Tomätli hingeblättert werden.

Die Einkäuferinnen und Einkäufer sollen so angehalten werden, die lokalen Märkte zu unterstützen. Was die Ware im Laden für die Kundinnen und Kunden aber trotzdem teurer macht, sind die Einkaufspreise im Inland. Steigen die Zolltarife, schrauben auch Schweizer Lieferanten ihre Warenpreise nach oben.

Detailhandel gibt Bauern die Schuld

Wie die Konsumenten- und Beratungszeitschrift schreibt, gibt die Migros den Schweizer Bauern die Hauptschuld an der Preisexplosion. Wenn diese das Monopol auf Gemüse hätten, stiegen auch die Preise. Der Verband der Schweizer Gemüseproduzenten wehrt sich gegen diese Anschuldigung. Man liefere sonst übers Jahr gesehen eigentlich zu billig. Erst mit Inkrafttreten der Zollmauer könnten anständige und kostendeckende Preise verlangt werden.

«Die Margen der Zwischenhändler bis hin zu den Verbrauchern können aufgrund des geringeren Wettbewerbs auf dem Markt höher sein als in der Zeit ohne Zollschutz», warnt auch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Heisst also: Wenn der Gemüseimport sinkt, steigen die Preise für die Konsumenten. Wer von den höheren Margen genau profitiert, ist unklar.

Günstig werde Schweizer Gemüse dann, wenn die Zolltarife wieder sinken und der Wettbewerb die Preise drückt.

So reagieren die Detailhändler

Auf Anfrage der Today-Redaktion schreibt Coop, dass die Produktionskosten wie beispielsweise die Löhne und damit auch die Einkaufspreise in der Schweiz höher seien. Das habe Auswirkungen auf die Verkaufspreise. Insofern werden Gemüsesorten teurer, wenn sie nicht von Italien oder Spanien, sondern aus der Schweiz bezogen werden.

Aldi setzt während der Schweizer Saison auf Gemüse aus dem Inland und damit auf hiesige Lieferanten. «Die Gestaltung der Preise hängt von der aktuellen inländischen Marktsituation ab», schreibt der Detailhändler auf Anfrage. Zollschutz, Ernteausfälle, Lieferschwierigkeiten und erhöhte Transportkosten spielten zusätzlich eine Rolle.

Lidl weist bei den teureren Schweizer Preisen auf Lohn-, Gebäude- und Transportkosten hin. Zudem unterlägen Obst und Gemüse-Artikel wöchentlichen Schwankungen aufgrund der Wetterbedingungen und der verfügbaren Mengen.

Die Migros erklärt, dass es grundsätzlich bei Lebensmitteln Anfang Jahr einen grossen Preis-Sprung nach oben gegeben habe. Allgemein habe sich die Situation mittlerweile wieder etwas entschärft. Explizit zu den Gemüse-Preisen kann die Migros keine Zahlen nennen. «Listen oder Statistiken gibt es leider keine», so ein Sprecher. Auch bei Coop und Aldi gibt es keine Kataloge über die Preisentwicklung.

veröffentlicht: 4. August 2023 15:58
aktualisiert: 4. August 2023 15:58
Quelle: Today-Zentralredaktion

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