Umgangssprache

Waadtländer Schülerinnen und Schüler sollen «Schwiizerdütsch» büffeln

· Online seit 29.11.2023, 08:43 Uhr
Das Waadtländer Parlament stimmte für die Einführung von Schweizerdeutsch auf Sek-Stufe. Der grüne Kantonsrat David Raedler begründete sein Postulat mit eigenen Erfahrungen in Bern. Der Bildungsdirektor sieht im Lehrplan aber keinen Platz für Dialekt.
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Französisch zählt bei vielen Schülerinnen und Schülern zu den Hass-Fächern. Müssten sie sich dazu noch mit der Umgangssprache herumschlagen, wäre wohl bald Ende im Gelände. Keine Scheu hat das Waadtländer Parlament, wenn es ums «Schwiizerdütsch» geht.

Künftig sollen alle Lernenden auf Sek-Stufe im Rahmen des Deutschunterrichts ins Schweizerdeutsch eingeführt werden. Weiter sollen auf den höheren Stufen freiwillige Kurse zur Auswahl stehen. Mit 71:67 Stimmen nahm das Waadtländer Kantonsparlament am Montag ein entsprechendes Postulat des Grünen David Raedler an.

Im sozialen Leben ausgeschlossen gefühlt

«Man kann den Sprachaustausch und den nationalen Zusammenhalt noch so sehr betonen», sagte Raedler laut der «Aargauer Zeitung». Wenn ein Schüler aus der Waadt in die Deutschschweiz komme, verstehe er die Umgangssprache nicht – trotz jahrelangem Deutschunterricht. Der Politiker spricht aus eigener Erfahrung. Als er im dritten Jahr seines Jura-Studiums nach Bern zog, konnte er den Vorlesungen auf Hochdeutsch gut folgen. Im sozialen Leben fühlte er sich dagegen ausgeschlossen. Ein Sprachkurs an der Uni half ihm, Mundart zumindest zu verstehen.

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Der Schweizerdeutsch-Unterricht war in der Debatte stark umstritten. Linke forderten «kulturellen Respekt» gegenüber der Deutschschweiz. Bildungsdirektor Frédéric Borloz (FDP) hielt das Hinzufügen einer zusätzlichen Sprache angesichts des dichten Lehrplans währenddessen für unmöglich. Der bürgerliche Grossrat Nicolas Bolay (SVP) war der Meinung, dass es in der persönlichen Verantwortung liegt, einen Dialekt verstehen zu wollen. Zudem hält der Regierungsrat einen Sprachaufenthalt vor Ort für die beste Schule, um Mundart zu lernen.

Innerhalb eines Jahres muss die Regierung eine Schweizerdeutsch-Strategie erarbeiten und danach dem Parlament vorlegen.

Deutschschweizer wehrten sich gegen Französisch

Der langjährige Journalist und Westschweiz-Kenner Peter Rothenbühler sah das Problem in einem Weltwoche-Artikel bei den Deutschschweizern. Diese seien nicht bereit, Französisch zu sprechen, obwohl sie es in der Schule gelernt hätten. Für die künftige Verständigung zwischen Deutschschweizern und Romands schlug er Englisch vor.

Für David Raedler kommt dies aber nicht infrage. Er warnte davor, dass Englisch die Schweizer Mehrsprachigkeit ersetze. Auch dürfe die Romandie die Verantwortung nicht an die Deutschschweiz abschieben.

(bza)

veröffentlicht: 29. November 2023 08:43
aktualisiert: 29. November 2023 08:43
Quelle: Today-Zentralredaktion

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