Wildtiere

Winterschlaf, Winterruhe oder wach durch den Winter?

· Online seit 06.11.2023, 07:00 Uhr
Der Winter nähert sich und so auch die Schlafenszeit für viele einheimische Wildtiere. Hier erfährst du, welche Tiere wann in den Winterschlaf gehen, ob dieser vom Klimawandel beeinflusst wird und wie du den Tieren im Winter helfen kannst.
Jeffrey Gnehm
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Das Eichhörnchen «Scrat» aus dem im Jahr 2002 erschienenen Animationsfilm «Ice Age» dürfte allen Kinofans bekannt sein. Ständig ist der Nager auf der Suche nach Eicheln, um diese für die kalten Wintermonate anzusammeln, dies meistens ohne Erfolg. Wie alle anderen Tiere in «Ice Age» ist das Säbelzahn-Eichhörnchen, das laut «Zeit online» so ähnlich wie im Film existiert haben soll, schon lange ausgestorben.

Ein Nachfahre des Säbelzahn-Eichhörnchens, das auch im Mittelland verbreitete eurasische Eichhörnchen, zeigt aber noch heute dasselbe Verhalten bevor es in die sogenannte Winterruhe geht. Die Winterruhe ist aber nicht zu verwechseln mit dem Winterschlaf.

Nicht alle Tiere halten Winterschlaf

Das Eichhörnchen, das auch in unseren Wäldern, Parks und Gärten anzutreffen ist, geht am Jahresende nicht in den Winterschlaf, sondern in die Winterruhe. Der Nager ist im Winter inaktiver als im Sommer, senkt seinen Puls und die Körpertemperatur aber nur minim. Das, weil es sich weiter von seinen Vorräten, die es in den Sommermonaten fleissig sammelt und lagert, ernähren kann. Neben dem Eichhörnchen geht unter anderem auch der im Mittelland verbreitete Dachs in die Winterruhe.

Schlafen, um zu überleben

Anders sieht es beim Winterschlaf aus, erklärt Kurt Bollmann, Wildtierbiologe an der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). «Der Winterschlaf ist eine Lebensstrategie, um Zeiten mit kalter Witterung und Nahrungsknappheit zu entgehen, ohne in andere Gebiete abzuwandern oder sich im Sommer Nahrungsdepots anzulegen.» Um Energie zu sparen, senkt sich im Schlaf die Körpertemperatur und sowohl der Puls als auch die Atmung verlangsamen sich. Die Tiere fallen aber nicht in einen Tiefschlaf. Hin und wieder erwachen sie, ändern ihre Schlafposition oder scheiden Kot und Urin aus, sagt Kurt Bollmann weiter. Weil sie aber während Monaten keine neue Nahrung aufnehmen, sind sie geschwächt und können bei zu vielen Störungen sogar sterben. Zu den Tieren, die im Winter möglichst in Ruhe gelassen werden sollten, gehören unter anderem Fledermäuse, der Siebenschläfer und der Igel.

Wie sieht es aber aus, wenn die kalten Monate aufgrund des Klimawandels gar nicht mehr so kalt sind? Verkürzt sich der Winterschlaf oder braucht es ihn überhaupt noch? Wie Winterschläfer schlafen gehen, sei nicht restlos geklärt. Dass der Klimawandel den Winterschlaf verändert, bezweifelt Wildtierbiologe Kurt Bollmann aber: «Der Hauptimpuls für den Winterschlaf kommt vom Jahresrhythmus zwischen Tag und Nacht. Dieser bewirkt eine hormonelle Umstellung und steuert die ‹innere Uhr› der Tiere. Diese ist vom Klimawandel unbeeinflusst.» Zudem kommt, dass viele Winterschläfer in ihren Bauen gar nichts von den wärmeren Wintertemperaturen oder der früheren Schneeschmelze merken. «Änderungen», erklärt der Wildtierbiologe weiter, «ergeben sich allenfalls für die Tiere in der Winterruhe. Weil weniger Bedarf für Energieersparnis besteht, dürfte sich die Ruhephase für Eichhörnchen, Dachse oder in höheren Gegenden, Braunbären, verkürzen». Andere Tiere wie der Rotfuchs, brauchen gar keine Pause und sind auch im Winter aktiv.

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Den Tieren durch den Winter helfen

Einige der erwähnten Wildtiere überwintern auch ganz nahe bei dir, nämlich in deinem Garten. Mit wenig Aufwand kannst du diesen Tieren helfen, gut durch den Winter zu kommen. Der Igel freut sich beispielsweise über liegengebliebene Laubhaufen, in denen er sich verkriechen kann. Vogelarten wie die Amsel, die den Winter nicht im Süden verbringen, sind dankbar, wenn du für sie Sonnenblumenkerne und andere Samen bereitstellst. Und um nicht wie «Scrat» aus «Ice Age» ständig Eicheln hinterherjagen zu müssen, bedienen sich Eichhörnchen im Winter gerne bei deinem mit Nüssen befüllten Futterhäuschen.

veröffentlicht: 6. November 2023 07:00
aktualisiert: 6. November 2023 07:00
Quelle: ArgoviaToday

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