Überkonsum

«Wir denken, wir haben das Recht, ständig Neues zu kaufen»

24.11.2023, 08:10 Uhr
· Online seit 23.11.2023, 10:59 Uhr
Shoppen gehört dazu. Wir kaufen und kaufen, solange unser Portemonnaie es zulässt – vor allem am Black Friday. Dass dieser Überkonsum für andere Menschen aber fatale Folgen hat, ist den meisten nicht bewusst.
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«Ich könnte mir ein neues Smartphone kaufen, schliesslich ist es 200 Franken günstiger» oder «einen grösseren Fernseher wäre auch nicht schlecht. Immerhin ist ja Black Friday». Solange wir können, kaufen wir immer mehr.

Rücksichtsloser Konsum

Babette Sigg, Mitte-Politikerin und Geschäftsführerin beim Konsumentenforum Schweiz, beobachtet dieses Verhalten unserer Gesellschaft seit einigen Jahren mit grosser Besorgnis. «Unser übermässiger Konsumrausch, unser Rennen nach immer dem Neusten führt dazu, dass andere Menschen auf dieser Welt ein schlechtes Leben haben», erklärt sie. Für unsere Kleidung, unsere elektronischen Geräte oder unsere Kosmetikprodukte schuften Menschen in Drittweltländern für sehr wenig Geld. «Jeden Schritt, den wir machen können, ist ein Schritt in die richtige Richtung.»

«Es gibt immer wieder Möglichkeiten, die Konsumenten zu motivieren, einzukaufen», so Sigg. Früher war zweimal im Jahr Ausverkauf. Heute wird fast jeder Feiertag oder jede Jahreszeit, aber auch der Black Friday und der Singles Day dazu genutzt, ein «Sales-Schild» in Schaufenster zu hängen. «Dies ist total ungesund. Heute ist alles in tausendfacher Ausführung da, wir können über das Internet bestellen und das gibt uns wie eine Bestätigung, dass wir auch so viel konsumieren dürfen.»

Black Friday ist nicht nur schlecht

Grundsätzlich seien diese Rabatte und Vergünstigungen nichts Schlechtes, relativiert Babette Sigg vom Konsumentenforum Schweiz. «Menschen, die nicht viel Geld haben, sind darauf angewiesen.» Es sei auch nicht schlimm, eine Sache, die man wirklich braucht, an Black Friday zu kaufen. «Es ist immer hilfreich, wenn man im Laden noch einmal wegläuft. Wenn man es wirklich braucht, kommt man nochmals zurück. Sonst war es nicht wichtig.»

Bewusst konsumieren

Babette Sigg möchte keine Spielverderberin sein, wie sie selbst sagt. Und doch müssten wir unseren Konsum beträchtlich zurückschrauben. «Man sollte sich einfach überlegen, ob man das Produkt wirklich braucht.» Dabei kann es tatsächlich helfen, nochmals aus dem Laden oder dem Online-Shop rauszugehen und ein paar Schritte zu gehen.

«Ich wünsche mir nicht, dass der Konsum per Gesetz eingeschränkt wird. Aber ich wünsche mir, dass die Konsumenten ihre Selbstverantwortung wahrnehmen», so Sigg abschliessend.

veröffentlicht: 23. November 2023 10:59
aktualisiert: 24. November 2023 08:10
Quelle: ArgoviaToday

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