Ethikverstösse

264 Fälle: Neue Meldestelle von Swiss Sport Integrity wird in erstem Jahr überrannt

· Online seit 19.04.2023, 16:04 Uhr
Nachdem vor zweieinhalb Jahren Missstände im nationalen Turnzentrum des Schweizer Turnverbands enthüllt wurden, richtete der Bund vergangenes Jahr die Beschwerdestelle Swiss Sport Integrity ein. Dort gingen im ersten Jahr zahlreiche Meldungen ein.
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Ganze 264 Meldungen gingen 2022 bei der neu geschaffenen Melde- und Untersuchungsstelle ein, wie Swiss Sport Integrity am Mittwoch an einer Medienkonferenz bekannt gibt. «Wir hatten unerwartet viele Fälle», sagt Markus Pfisterer, Leiter Ethikverstösse bei Swiss Sport Integrity. Die Bearbeitung der Meldungen gestalte sich ebenfalls aufwendiger als erwartet, so Pfisterer. «Wir hatten 2022 sehr umfangreiche Fälle – teilweise mit Berichten, die mehrere hundert Seiten umfassten.» Die hohe Anzahl eingegangener Meldungen zeige den Bedarf und die Notwendigkeit einer unabhängigen Meldestelle auf, meint Pfisterer.

Von den 264 Meldungen waren 127 Ende 2022 noch in Bearbeitung, während 137 abgeschlossen werden konnten. In vier Fällen wurden «vorsorgliche Massnahmen» erlassen, in 42 Fällen gar ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Zu den konkreten Fällen und aus welchen Sportarten sie an die Meldestelle gerichtet wurden, machte Pfisterer keine Angaben. Drei Untersuchungsberichte wurden bei der Disziplinarkammer des Schweizer Sports eingereicht und in zwei Fällen wurde Swiss Olympic über «Missstände bei Sportverbänden» informiert.

Viele Gespräche

Bei Fällen, die abgeklärt werden, müssten jeweils viele Gespräche mit verschiedenen involvierten Parteien geführt werden, erklärt Markus Pfisterer. Wichtig sei auch, dass die Rechte von allen Beteiligten gewährt werden. Swiss Sport Integrity arbeitet im Zuge der Abklärungen mit Anwälten, Psychologinnen und Psychiatern zusammen.

Swiss Sport Integrity ist in der Schweiz auch für die Anti-Doping-Arbeit zuständig, führt also Dopingkontrollen durch und kann Athletinnen und Athleten sperren. Letztes Jahr wurde mit 2329 durchgeführten Kontrollen ein neuer Rekord aufgestellt. Davon fanden 1521 Kontrollen ausserhalb und 808 innerhalb von Wettkämpfen statt. Dabei wurden mit 1115 Fällen so viele verbotene Substanzen festgestellt wie nie zuvor. In 13 Fällen wurden die importierenden Personen «disziplinarrechtlich weiterverfolgt».

Viele Anabolika-Fälle

Bei den Substanzen handle es sich in 80 bis 90 Prozent der Fälle um Anabolika, teilt Ernst König, Direktor der Swiss Sport Integrity, mit. «Das sind meist Internetbestellungen, die aus Europa oder Asien kommen.» Bei einem Grossteil der Fälle gehe es nicht um organisierten Sport, sondern um Privatpersonen, die den Muskelaufbau steigern wollen.

Die Disziplinarkammer des Schweizer Sports fällte 2022 acht Entscheide zu Dopingverstössen, in sieben Fällen wurden Sperren zwischen 9 und 48 Monaten ausgesprochen.

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veröffentlicht: 19. April 2023 16:04
aktualisiert: 19. April 2023 16:04
Quelle: BärnToday

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