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Der Oberaargauer Marcel Walpen ist der beste Schweizer Dart-Spieler und will noch höher hinaus

Aus dem Oberaargau

Er ist der beste Schweizer Dartspieler – und will noch höher hinaus

· Online seit 20.10.2023, 05:48 Uhr
Vor Jahren arbeitete er an einer Bar und wurde überredet, doch mal ein paar Pfeile zu werfen. Mittlerweile ist Marcel «Cello» Walpen der beste Schweizer Dartspieler und achtfacher Schweizermeister. Der Mann aus Röthenbach bei Herzogenbuchsee will es international ganz nach oben schaffen.

Quelle: Youtube / Sport 1 / Swiss Darts Corporation / 32Today / Jael Fischer

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Der Dartsport boomt. Nicht nur auf den britischen Inseln hat er sich längst vom Kneipensport emanzipiert und bewegt die Massen - auch in den Niederlanden und Deutschland wird das Pfeilewerfen auf die Dartscheibe immer beliebter. Mittlerweile ist richtig viel Geld zu verdienen für die besten des Fachs.

Zu diesen Allerbesten gehört Marcel Walpen zwar noch nicht, aber in der Schweiz ist der 47-jährige gebürtige Walliser aktuell der beste. Letztes Wochenende wurde er in Deitingen Schweizermeister im Steel Dart, zuvor hatte er im Elektro-Dart und im Bullshoot schon sieben andere Titel gewonnen.

Walpen wohnt mit seiner Frau in Röthenbach bei Herzogenbuchsee (Gemeinde Heimenhausen). Er arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum als Abwart. Ab Freitag gehört sein Fokus jeweils der grossen Leidenschaft: Dart spielen.

Today: Marcel Walpen, wie hast du es geschafft, in Deitingen den ersten Meistertitel im Steel Dart zu holen?

Marcel Walpen: Ich arbeite mit einer Mentaltrainerin zusammen, ich traf mich mit ihr am Freitag. Ich bin der analytische Typ und versuche, aus vergangenen Fehlern zu lernen. Am Samstag habe ich versucht, das Besprochene umzusetzen. Ich konnte den Fokus behalten und hatte einen super Tag. Er war nicht perfekt, aber im Final konnte ich noch einen draufsetzen und gewinnen.

Wie gross ist die Konkurrenz in der Schweiz im Dartsport?

Sie wird immer grösser. Lange dominierten zwei bis vier Spieler, aber jetzt drücken immer mehr Junge nach. Die haben nicht Angst vor grossen Namen, die wollen einfach Pfeile werfen. Das ist für mich super, die Konkurrenz fordert und macht mich besser.

Wie hast du mit Dartspielen begonnen?

Es begann vor zwölf Jahren. Ich arbeitete an einer Bar, im Lokal fand ein Turnier statt. Eine Person fehlte noch im Tableau, da wurde ich angefragt und spielte aus «Blödsinn» mit, ohne Ahnung zu haben. Prompt wurde ich Dritter, und da hat mich das Dartfieber gepackt. Mehrere Jahre war ich danach in der E-Dart-Nationalmannschaft, spielte auch in der Disziplin «Bullshoot»  und seit einem Jahr nun Steel Dart, die Königsdisziplin. Ich war an Turnieren in England und Deutschland unterwegs, von Mal zu Mal wird es besser und ich bin weniger nervös.

Dart ist mental sehr anspruchvoll, oder?

Oh ja! Es gibt Gegner, die einen einfach spielen lassen - andere versuchen, mich aus dem Konzept zu bringen. Aber eigentlich hast du nur einen Gegner: Dich selber. Der Gegenspieler muss dir egal sein, das ist der Schlüssel in diesem Sport.

Kann man vom Sport leben in der Schweiz?

Nein, das ist noch nicht möglich. Ich versuche, den Sport via Medien bekannter zu machen. Rund um die Schweiz wird der Sport immer grösser, wir hinken nach. Nächstes Jahr ist ein grosses Turnier in Basel, mit allen Stars.

Ist dein Ziel, einmal mit diesen Grossen mitzuspielen?

Ganz klar, das ist mein Ziel. Mein Kollege Stefan Bellmont und wir wollen an die WM, im November ist das Qualifikationsturnier in Deutschland. Wenn wir nicht hohe Ziele hätten, müssten wir dieses Turnier nicht spielen.

Nach Feierabend ein paar Pfeile werfen im Pub - damit ist es wohl nicht getan...

Oh nein, das ist längst vorbei. Dafür bin ich viel zu ehrgeizig. Ich gehe nach diesem Interview nach Hause und spiele einmal eine halbe Stunde ein paar Trainingsspiele. Danach kann ich dank einer speziellen Anlage mit Spielern aus anderen Ländern live trainieren. Das dauert bis zu zwei Stunden, der Fokus muss hoch sein.

Entscheidend im Dart ist, die winzigen Triple-Felder zu treffen...

Pro Aufnahme (drei Pfeile) ist das Ziel, 100 bis 140 Punkte zu treffen. Dazu braucht es zwei Triple-Felder. Wenn man immer die 20 trifft, hat man die 501 Punkte irgendwann auch abgearbeitet, aber wir wollen natürlich schneller sein.

Hast Du ein Vorbild?

Eigentlich nicht, ich schaue zu niemandem hinauf. Ich spiele Dart für mich und habe meine Ziele. Noch am ehesten kann ich mich mit Gary Anderson identifizieren - seine ruhige Art zu spielen, sein Verhalten, sein Kleidungsstil - das gefällt mir.

Hast du auch schon Turniere gespielt, bei dem «Bierhallen-Stimmung» herrscht im Publikum, wie bei der WM in London im «Ally Pally»?

Ja, letztes Jahr spielte ich im deutschen Sindelfingen auf der grossen Bühne. Ich habe einen speziellen Eingangssong, die «Steiner-Chilbi», denn ich bin der Ländler- und Schlagertyp. Meine Frau war total dagegen, sie wollte «Dance Monkey». Aber ich habe mich durchgesetzt, und das Publikum ging extrem ab. Das war schon genial. Ich spielte dann gegen einen Ex-Junioren-Weltmeister aus England, mit dem Publikum im Rücken war das ein einmaliges Erlebnis. Und ruft nach mehr.

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veröffentlicht: 20. Oktober 2023 05:48
aktualisiert: 20. Oktober 2023 05:48
Quelle: 32Today

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