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Dritter WM-Titel: Pumptrack-Weltmeisterin aus Bern im Interview

Dritter WM-Titel

«Jedes Mal auf den Punkt abliefern»: Pumptrack-Weltmeisterin kommt aus Bern

· Online seit 25.11.2023, 09:44 Uhr
Die Bernerin Christa von Niederhäusern hat im Pumptrack jüngst ihren dritten WM-Titel gehohlt. Die 25-Jährige spricht im Interview mit BärnToday über das noch fehlende Interesse für die Randsportart und wie sie Studium und Pumptrack unter einen Hut bringt.
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BärnToday: Pumptrack gilt als Randsportart. Nervt Sie das mangelnde Interesse der Bevölkerung?

Christa von Niederhäusern: Es ist eine Sportart, die noch sehr jung ist und noch als unbekannt gilt. Ich sehe es daher als meine Aufgabe, die Sportart der Bevölkerung näherzubringen und das Interesse zu wecken. Mittlerweile haben wir in der Schweiz einige Pumptracks und diese werden gut genutzt. Mittlerweile auch unabhängig von der Altersklasse. Dass es eine Weltmeisterschaft gibt, ist vielen aber noch nicht bekannt.

Steigt das Interesse?

Alleine bei den Weltmeisterschaften sehe ich, dass das Interesse Stück für Stück zunimmt. Es sind mehr Fahrerinnen und Fahrer, die dabei sind, und das Niveau steigt. In der Schweiz sind wir relativ verwöhnt, es gibt schon viele Pumptracks. Auch wenn viele nichts von den Meisterschaften wissen, haben sie dafür schon Pumptrack-Strecken gesehen.

Sieht man das auch an den Sponsorings? Fliessen mehr Gelder in die Sportart?

In dieser Randsportart gibt es wenige Sponsoren. In der Schweiz ist es aktuell nicht möglich, davon zu leben. Ich sehe es als Hobby und denke nicht, dass ich jemals davon leben werde. Ich fahre gerne Fahrrad und auf Pumptracks. Das ist für mich das Wichtigste. Ich finde es natürlich schade, dass die Bekanntheit der Sportart so tief ist und es wenige Sponsoren gibt, aber damit muss man sich abfinden. Für mich ist die Freude am Sport deutlich wichtiger.

Wie funktioniert Pumptrack?

Über eine kurze, asphaltierte Strecke wird auf Zeit versucht, so schnell wie möglich zu sein. Die Strecke besteht dabei aus Kurven und Hügeln, die dazu da sind, um Schwung zu holen. Man hat keine Zeit, um in die Pedale zu treten. Durch «Pushen» mit Armen und Beinen wird während der Fahrt Tempo aufgebaut. Es ist auf eine kurze Zeitdauer sehr intensiv. Danach hat man ein wenig Erholung, um sich auf die nächste Runde vorzubereiten. Es ist nicht nur physisch anstrengend, sondern auch psychisch – jede Runde zählt neu. War man in einer Runde gut, zählt das für die nächste Runde nicht mehr. Einen Vorteil herausholen kann man nie. Jedes Mal muss man auf den Punkt erneut abliefern. Es sind keine Fehler erlaubt – das präzise Fahren ist das Wichtigste in dieser Sportart.

Verletzt man sich dabei oft?

Die Verletzungsgefahr ist nicht so hoch. Wir wissen genau, wo die Risiken sind und worauf wir achten müssen. Beispielsweise bei den Kurven muss man auf die Höhe achten, damit man nicht mit dem Hinterreifen aus der Kurve rutscht. Das sind kalkulierte Risiken. Ich persönlich bin auf einem Pumptrack noch nie schwer gestürzt.

Sie studieren gleichzeitig noch an der Universität Freiburg: Wie sieht Ihr Trainingsplan aus?

Meine Trainingseinheiten dauern nicht sehr lange, nur zwischen einer bis eineinhalb Stunden. An den Wochenenden dauern die Trainings länger, da ich dann sehr viel Zeit habe. Fünf- bis sechsmal in der Woche trainiere ich, wovon ich möglichst viel auf einem Pumptrack unterwegs bin. Gemeinsam mit meinem Trainer, meinem Bruder und meinem Cousin haben wir einen persönlichen Kraftraum, den ich bis zu dreimal in der Woche benutze.

Wie können Sie Zeit für Ihr Studium finden, ohne das Training zu vernachlässigen?

Ich bin ein gut organisierter Mensch. Das Studium ist für mich sehr kopflastig und der Sport ist für mich komplett das Gegenteil. Es ist mein Ausgleich und passt so perfekt in mein Leben rein. Nächsten Sommer habe ich meine Abschlussprüfungen, da wird das Studium vermehrt ins Zentrum rücken. In dieser Zeit ist es wichtig, dass ich mich nicht verletze. Das bedeutet nicht, dass ich nächstes Jahr keine Rennen fahre, aber Wettkämpfe im Sommer werden wahrscheinlich nicht möglich sein.

Ihr Freund ist gleichzeitig Ihr Trainer: Inwiefern fliesst die Beziehung in das Training und umgekehrt?

Vor dem Wettkampf haben wir genau abgesprochen, was seine Aufgaben als Trainer sind und was ich benötige. Er war auch zum ersten Mal dieses Jahr vor Ort dabei, im Gegensatz zu letztem Jahr, wo ich mit meinem Bruder nach Chile gereist bin. Ich denke, das hat sehr gut funktioniert.

Die nächste Pumptrack-Weltmeisterschaft findet 2025 im Wallis statt – was nehmen Sie sich vor?

Ich will dort sicherlich auch vor Ort sein und teilnehmen. Als Botschafterin werde ich auch helfen, die Weltmeisterschaft im Vorhinein zu promoten. Nächstes Jahr findet auch die Qualifikation auf der finalen Strecke statt, da werde ich natürlich auch vor Ort sein und teilnehmen.

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veröffentlicht: 25. November 2023 09:44
aktualisiert: 25. November 2023 09:44
Quelle: BärnToday

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