Experte schätzt ein

Bern hofft auf Teichmann und Stricker in Wimbledon

· Online seit 01.07.2023, 06:56 Uhr
Am Montag startet das traditionsreiche Grand-Slam-Turnier in Wimbledon. Der Tennis-Experte Michel Kratochvil zum Teilnehmerfeld in Wimbledon und zu den Chancen von Schweizer Spielerinnen und Spielern – mit dabei sind auch zwei aus der Region Bern.
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Wer holt den Titel in Wimbledon?

Michel Kratochvil: Djokovic ist der grosse Favorit. Der Rasen liegt ihm.

Wer ist sein grösster Konkurrent?

Die jungen Spieler könnten ihm gefährlich werden, beispielsweise Carlos Alcaraz oder Stefanos Tsitsipas – Nick Kyrgios spielt nicht mit. Rasen-Spezialisten, bei denen man sagen kann, sie sind speziell stark, gibt es nicht mehr so viele. Für den Verlauf des Turniers ist es entscheidend, wie Djokovic startet.

Das enorm enge und spannende Finalspiel 2019 zwischen Federer und Djokovic bleibt vielen Tennis-Fans in Erinnerung. Ihnen auch?

Ich habe noch viel darüber gesprochen. Djokovic konnte Bälle retournieren, wie es viele andere Spieler nicht geschafft hätten. Es war ein Moment von «alles oder nichts» – Roger Federer hat gepokert. Es ist natürlich extrem schade, hat es nicht geklappt. Das wäre eine wahnsinnige Sache gewesen für Roger Federer. Hoffen wir, dass es künftig mit den jetzt jungen Spielern wie Alexander Zverev auch solche epischen Matches geben wird.

Dominic Stricker hat sich zum ersten Mal in seiner Karriere für den Grand Slam in Wimbledon qualifiziert. Welche Chancen rechnen Sie ihm zu?

Für ihn wäre es ein Meilenstein, wenn er die erste Runde überstehen könnte. Mit seinem Spiel als Linkshänder hat er einen Vorteil auf dem Rasen. Je nach Auslosung traue ich ihm ein bis zwei Runden zu. Hoffentlich kann er sich auch an der Weltspitze unter den ersten 100 etablieren.

Wie sieht es bei den Frauen aus  wem rechnen sie da hohe Chancen zu?

Ich hoffe natürlich auf Schweizerinnen wie Belinda Bencic. Nach dem Olympiasieg kommt sie immer für einen Grand Slam infrage. Als Favoritin sehe ich aber Aryna Sabalenka. In Zukunft darf man auf Jil Teichmann hoffen. Sie war schon mal unter den Top 30 und spielte schon bei anderen Grand Slams erfolgreich mit. Sie hat sicher noch mehr Potenzial als sie bisher in dieser Saison gezeigt hat. Da reicht ein super Spiel, bei dem sich der Knopf wieder öffnet. Ich hoffe, dass sie zurückkommt.

Die Favoriten-Rollen sind also klar vergeben. Könnte es trotzdem zu Überraschungen kommen?

Dazu kommt es selten in Wimbledon, wir sind mitten in der Saison. Die Spielerinnen und Spieler sind eingespielt. Überraschungen gibt es eher an Turnieren, die zu Beginn der Saison stattfinden – beispielsweise beim Australian Open.

Im letzten Jahr durften russische Spielerinnen und Spieler nicht spielen. Jetzt dürfen sie wieder  was sagen Sie zu diesem Entscheid?

Politik ist immer schwierig. Es gibt Sportarten, bei denen Russinnen und Russen gar nicht antreten dürfen. Wenn sie aber an anderen Tennis-Turnieren spielen können, ist es auch in Ordnung, wenn sie in Wimbledon spielen können. Eine russische Tennisspielerin kann nichts für die Politik ihres Landes und die meisten distanzieren sich – wenn auch nur «sanft». Sportlich finde ich es in Ordnung.

Wimbledon gehört zu den sehr traditionellen Turnieren. Was halten Sie davon?

Ich finde es super. Tradition ist etwas Wichtiges und sie pflegen diese Tradition. Gleichzeitig sind sie sehr modern mit ihren Hilfsmitteln und Statistiken für die Spieler. Es sind zwei Welten. Der Mix zwischen Tradition und Fortschritt macht es für mich aus.

veröffentlicht: 1. Juli 2023 06:56
aktualisiert: 1. Juli 2023 06:56
Quelle: BärnToday

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