Verkehrsunfälle

An den meisten Unfällen auf der Strasse sind Männer schuld

13.02.2023, 11:23 Uhr
· Online seit 13.02.2023, 07:20 Uhr
In die meisten Unfälle im Strassenverkehr sind Männer involviert. Frankreich lancierte deswegen eine neue Kampagne, um auf das Risiko aufmerksam zu machen. Braucht es das auch in der Schweiz?
Yasmin Stamm
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«Acht von zehn bei Verkehrsunfällen Getötete sind Männer.» Das sagt eine neue Kampagne, welche in Frankreich ausgestrahlt wird. Dadurch will das französische Amt für Sicherheit auf der Strasse «Délégation à la sécurité routière» darauf hinweisen, dass nicht nur Müdigkeit, Drogen und Alkohol eine Gefahr im Strassenverkehr darstellen, sondern auch Männer.

Männer haben das Autofahren nicht im Blut

«Die Forschung zeigt, dass männliche Stereotypen beim Autofahren leicht durchscheinen», schreibt die «Sécurité routière» auf ihrer Website. Diese Stereotypen würden dazu beitragen, dass die Vorstellung aufrecht erhalten wird, dass Männer von Natur aus zum Autofahren befähigt sind. Studien belegen, dass dies nicht der Fall ist.

Trotzdem führe es dazu, dass Männer im Strassenverkehr risikobereiter sind, das heisst, sie fahren eher mit überhöhten Geschwindigkeiten, machen gefährliche Überholmanöver oder trinken tendenziell mehr Alkohol. Somit sind Männer auch öfters in Verkehrsunfälle verwickelt als Frauen.

Das ist nicht nur in Frankreich der Fall, sondern auch in der Schweiz. Das bestätigt Christoph Leibundgut, Mediensprecher der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). Im aktuellen Fünfjahresschnitt seien 67 Prozent der Schwerverletzten und 75 Prozent der Getöteten im Strassenverkehr Männer gewesen.

Junge machen mehr Unfälle

Jedoch spiele das Geschlecht nicht die einzige Rolle im Strassenverkehr, so Leibundgut. Auch das Alter ist ein wichtiger Faktor. Am meisten verunfallen Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren schwer. Dies ist jedoch auch die Altersgruppe mit der höchsten Bevölkerungsdichte und den meisten Lenkenden.

«Im Verhältnis zur Bevölkerung verunfallen am häufigsten junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren sowie Seniorinnen und Senioren schwer», sagt Leibundgut. Dies veranschaulicht auch folgende Grafik gut.

Um gegen diese hohe Unfallrate vorzugehen, wurde im Jahr 2005 das sogenannte «Grüne L», die Zweiphasenausbildung für Neulenker, eingeführt. Nach sieben Jahren evaluierte die BFU die Wirksamkeit dieser Zweiphasenausbildung.

«2012 zeigte sich tatsächlich, dass der durchschnittliche Rückgang der Unfälle nach Alterskategorie bei den Neulenkenden um zehn Prozent grösser war als bei den anderen Alterskategorien», sagt Christoph Leibundgut. Das bedeutet, dass das «Grüne L» angeschlagen hat und seine Wirkung zeigte.

Vielseitige Präventionskampagnen

Um im Strassenverkehr auf die Gefahren aufmerksam zu machen, hat die BFU verschiedene Präventionskampagnen, welche sie zielgruppenspezifisch lancieren. Explizit geschlechterspezifisch, wie die französische Kampagne, wird die BFU aber nicht werben. Dies sind die aktuellen Kampagnen der BFU.

«Wir haben Plakate, welche auf die Risiken im Verkehr aufmerksam machen, wie zum Beispiel Alkohol oder Ablenkung», sagt Leibundgut. «Unser Plakatnetz in der Schweiz ist sehr dicht und unsere Kampagnen wurden wahrscheinlich schon von den Meisten gesehen.» Geschlechterspezifische Plakate und Kampagnen finde die BFU bisher aber nicht nötig.

veröffentlicht: 13. Februar 2023 07:20
aktualisiert: 13. Februar 2023 11:23
Quelle: FM1Today

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