Grosses Leid?

Weshalb Sprachnachrichten die Welt spalten

· Online seit 25.06.2023, 09:21 Uhr
Ob auf Whatsapp, Instagram oder Facebook: Sprachnachrichten sind fester Bestandteil von Messenger-Diensten. Wer kein Bock auf einen Anruf oder viel Text hat, greift gerne darauf zurück. Des einen Freude ist allerdings des anderen Leid.
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Zu Beginn drei Situationen, welche die verzwickte Sache der Sprachnachrichten veranschaulichen sollen.

Zeit: 17.38 Uhr, Standort: Im Zug zwischen Luzern und Rotkreuz 
Im überfüllten Abteil der zweiten Klasse erreicht mich eine achtminütige Sprachnachricht auf Whatsapp. Es ist eine Kollegin aus Schulzeiten, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich freue mich von ihr zu hören, will wissen, was sie mittlerweile so macht. Doch die Situation ist zwiespältig. Höre ich die Nachricht jetzt an, habe ich deren Inhalt vergessen, bis ich aus dem Zug aussteige und darauf mit einer Sprachnachricht antworten kann. Verschiebe ich es auf später, dann laufe ich Gefahr, dass die Nachricht in den Tiefen von Whatsapp in Vergessenheit gerät.

Zeit: 19.45 Uhr, Standort: Zuhause in der Küche
Während ich Zucchetti schneide, erinnere ich mich an die achtminütige Sprachnachricht, die ich zwei Tage zuvor zugeschickt bekam. Während des Kochens höre ich mir diese gerne an. Etwas Besseres zu tun hätte ich ja sowieso nicht. Danach, während des Essens, kann ich die Nachricht zwar schlecht mündlich beantworten. Aber spätestens beim späteren Zusammenfalten der Wäsche bleibt Zeit, um die Kollegin über die eigene Lebenssituation upzudaten.

Zeit: 21.22 Uhr, Standort: Beim Feierabendbier in einer Bar mit Freunden
Am Tisch sitzend erhalte ich eine Sprachnachricht von 20 Sekunden Länge. Absender ist ein Kumpel, der beabsichtigte, später zur Gruppe dazuzustossen. Was hat der Herr denn nun mitzuteilen? Weshalb kann er den Inhalt seiner Nachricht nicht einfach schriftlich zum Ausdruck bringen? Ein «Hallo, ich schaffe es heute leider nicht mehr», würde reichen.

Die Problematik der Sprachnachrichten liegt aus meiner Sicht deshalb in ihrer situativen Anwendung. Die Fragen: «Wie geht es dir im Leben und was läuft so?» lassen sich mündlich wesentlich besser beantworten als schriftlich. Und insbesondere wenn die andere Person sich gerade in einer anderen Zeitzone aufhält, ist die Sprachnachricht eine gute Alternative zum Telefonat.

Anders verhält es sich in meinen Augen mit kurzen organisatorischen Aspekten. Eine mündliche Version ist dabei mehr lästig als nützlich. Vor allem auch deswegen, weil für eine Überprüfung des vereinbarten Treffpunkts erneut dieselbe Nachricht abgehört werden muss.

Kommt bald die Transkriptions-Funktion?

Während ich mich über eine zu exzessive Verwendung von Sprachnachrichten aufrege, tut sich etwas. Die eine Entwicklung dürfte die extrovertierten Sprachnachrichten-Verfasser freuen. Seit Anfang Jahr können die Aufnahmen nämlich auch im Whatsapp-Status geteilt werden.

Allerdings könnte ein baldiges Update die Lager von Pro- und Contra versöhnen. Wie die vom Whatsapp-Konzern unabhängige Webseite «wabetainfo» Ende April mitteilte, soll es bald eine Transkriptions-Funktion geben. Im Moment würde dies bei einigen App-Nutzenden getestet werden.

Wann das Update für alle kommt, ist gemäss der Webseite nicht bekannt. Es bleibt aber fraglich, ob die neue Funktion für schweizerdeutsche Nachrichten ebenfalls eingesetzt werden kann.

Wann verwendest du Sprachnachrichten? Weshalb benutzt du das Tool und weshalb nicht? Lass es uns in den Kommentaren wissen.

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veröffentlicht: 25. Juni 2023 09:21
aktualisiert: 25. Juni 2023 09:21
Quelle: PilatusToday

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