Davos

2800 WEF-Teilnehmende diskutieren über Kriege und Krisen

15.01.2024, 06:44 Uhr
· Online seit 15.01.2024, 05:57 Uhr
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) beginnt am Montagabend in Davos, bevor es am Dienstag von Bundespräsidentin Viola Amherd offiziell eröffnet wird. Erwartet werden während der Tagungswoche rund 2800 Teilnehmende, darunter Dutzende von Staats- und Regierungschefs.

Quelle: TeleZüri

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Im Zentrum stehen die Kriege und Krisen dieser Welt. Auf Schweizer Seite sind es die bilateralen Beziehungen mit der EU. Der seit fast zwei Jahren andauernde russische Angriffskrieg in der Ukraine stand bereits im Zentrum vorheriger Konferenzen – nun kommen der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas und die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten dazu.

Konflikte in Osteuropa und Nahost prägen WEF 2024

Wichtigster Gast ist der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskj. Er will am Dienstag für eine Rede persönlich nach Davos reisen. Vom Angreifer Russland ist offiziell erneut niemand dabei. Dafür nimmt der chinesische Ministerpräsident Li Qiang teil. Er reiste bereits am Sonntag in die Schweiz. China gilt als Verbündeter Russlands und der Westen hofft, über Peking Einfluss auf Moskau nehmen zu können.

Quelle: Keystone-SDA

Der im eskalierenden Nahost-Konflikt dauervermittelnde US-Aussenminister Antony Blinken reist ebenfalls nach Davos. Wichtig sind weiter der geplante Auftritt des israelischen Präsidenten Isaac Herzog und die Teilnahme von Ministern der im Konflikt als Vermittler geltenden Länder Katar und der Vereinigten Arabischen Emirate.

Vertrauen schaffen

Das Forum in den Bergen finde «vor dem kompliziertesten geopolitischen und geoökonomischen Hintergrund seit Jahrzehnten statt», sagte WEF-Präsident Børge Brende im Vorfeld des Treffens, das unter dem Motto «Rebuilding Trust» («Vertrauen wiederherstellen») steht. Neben den Kriegen sollen auch die Klimakrise, steigende Lebenshaltungskosten und die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) Themen der Beratungen sein.

Die Zentralbanker – darunter Christine Lagarde von der Europäischen Zentralbank und der Schweizer Nationalbank-Präsident Thomas Jordan – sowie die 1600 Wirtschaftsführer am WEF sehen sich mit einer schwierigen Weltwirtschaftslage konfrontiert: Mittelmässiges Wachstum, hohe Zinssätze, politische Risiken, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und wachsende Schulden.

Gut vertreten sind auch US-Tech-Konzerne: Reden werden etwa Marc Benioff, CEO des Unternehmenssoftware-Spezialisten Salesforce, Microsoft-Chef Satay Nadella und Alex Karp von der Datenanalysefirma Palantir. Gast sein soll auch der milliardenschwere Microsoft-Gründer und Philanthrop Bill Gates.

Bilaterale im Zentrum

Auf Schweizer Seite sind dutzende bilaterale Treffen geplant. Für die Bundesbehörden soll das WEF eindeutig die Wiederaufnahme der bilateralen Verhandlungen mit der EU verankern. Verteidigungsministerin und Bundespräsidentin Amherd wird diesen Ansatz in ihren bilateralen Gesprächen in Davos betonen. Aussenminister Ignazio Cassis trifft sich mit dem für das Schweizer Dossier zuständigen Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Maros Sefcovic.

Die Wiederanknüpfung der Schweiz an das europäische Forschungsprogramm soll ebenfalls diskutiert werden, insbesondere von Bundesrat Guy Parmelin, der seinerseits die EU-Kommissarin für Innovation, Forschung und Bildung Iliana Ivanova treffen wird. Das WEF bietet auch dem neuen Justizminister Beat Jans Gelegenheit zu ersten Begegnungen.

Immer wieder Proteste rund ums WEF

Rund 350 Demonstrierende haben am Sonntag auf dem Postplatz in Davos Klimagerechtigkeit und das Ende des Weltwirtschaftsforums gefordert. Die Demonstrantinnen und Demonstranten forderten das Ende des WEF, Klimagerechtigkeit und einen Stopp der Macht von Grosskonzernen.

Der Juso Schweiz Präsident Nicola Siegrist gab in seiner Rede den «Reichen und Mächtigen» ausserdem die Schuld an dem letztjährigen wärmsten Jahr seit Messbeginn. Die Klimaproblematik geriet aber kurzerhand in den Hintergrund als Siegrist im Nahost-Konflikt klar Stellung bezog und die Protestierenden zu «Free-Palästina»-Rufen aufforderte. Nicht alle riefen mit.

Quelle: Keystone-SDA

(sda)

veröffentlicht: 15. Januar 2024 05:57
aktualisiert: 15. Januar 2024 06:44
Quelle: PilatusToday

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