Freiheit statt Kochtopf

Schweizer Touristin kauft Restaurant Hummer ab und lässt ihn frei

· Online seit 19.09.2023, 17:21 Uhr
In einem Restaurant im sardinischen Golfo Aranci hat eine Schweizer Touristin einen Hummer vor dem Kochtopf gerettet. «Die Rettung ist eine Aktion mit Symbolwert», lobt eine Vertreterin des Vereins Fair-Fish.

Quelle: Gente di Mare / CH Media Video Unit / Silja Hänggi

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Normalerweise bezahlen Gäste im Restaurant «Gente di mare» im sardinischen Fischerdorf Golfo Aranci für ihre Menüs. Anders eine Touristin aus der Schweiz: Am Donnerstagabend kaufte sie dem Restaurant einen Hummer ab – um ihn vor dem Kochtopf zu retten.

Vor dem Aquarium mit den Hummern habe die Frau um ein Gespräch mit den Wirten Antonio und Gianluca Fasolino gebeten, berichtet «La Nuova Sardegna». Die Touristin habe den grössten Hummer kaufen wollen. «Aber nicht, um ihn der Küche anzuvertrauen und danach zu essen, sondern, um ihn im Meer am Hafen von Golfo Aranci freizulassen.» Die Veranda des Restaurants bietet direkten Blick auf den Hafen.

Wirte übergeben Hummer im Eimer

Für die beiden Wirte war der aussergewöhnliche Wunsch kein Problem, wie die Zeitung weiter berichtet. Wenige Minuten später kamen sie dem Wunsch der Frau nach und übergaben ihr den Hummer in einem Eimer. Im Video zu sehen ist, wie die Schweizerin den geretteten Hummer danach vorsichtig aus dem Eimer nimmt und ihn sachte die Veranda hinunter ins Meer wirft.

Hummer verfügen laut der Tierrechtsorganisation Peta über ein komplexes Nervensystem und können Schmerz empfinden. Seit 2018 ist es in der Schweiz verboten, Hummer ohne Betäubung zu kochen. Auch in Italien ist dies nicht erlaubt.

Langes Leben für den geretteten Hummer

Tierschutzorganisationen begrüssen die Aktion. «Vielleicht macht die Touristin damit mehr Leute darauf aufmerksam, dass Hummer sensible Tiere mit einem komplexen Nervensystem sind», sagt Susy Utzinger, Geschäftsführerin der Susy Utzinger Stiftung zur Today-Redaktion. Utzinger gibt dem Hummer in der Freiheit gute Überlebenschancen.

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Fausta Borsani, Geschäftsleiterin des Vereins Fair-Fish, bestätigt, dass Krebstiere aus der lokalen Umgebung im Meer gut überleben könnten – auch wenn sie zuvor in einem Restaurant-Aquarium waren. «Die Rettung ist eine Aktion mit Symbolwert», lobt sie. Hummer könnten Schmerz und Angst empfinden. So habe das Tier eine Chance, noch ein Leben in Freiheit zu finden. Der Hummer werde womöglich noch viele Jahre vor sich haben. Laut Peta können Hummer in freier Wildbahn bis zu 100 Jahre alt werden.

«Grundsätzlich ist es schlecht, dass Hummer gefischt und nicht sofort getötet werden», kritisiert Borsani. Die Tiere lebendig zu transportieren oder auf Eis zu legen, sei Tierquälerei. «Alles, was man aus dem Meer fischt, sollte sofort tierschutzgerecht betäubt und getötet werden.»

veröffentlicht: 19. September 2023 17:21
aktualisiert: 19. September 2023 17:21
Quelle: Today-Zentralredaktion

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