Nach dem Nationalfeiertag

«Brandrückstände schaden den Tieren» – der 1. August ist vielen Bauern ein Dorn im Auge

· Online seit 02.08.2023, 18:03 Uhr
Ein farbenfrohes, knallendes Spektakel auf der einen Seite – Lärm, Emissionen und ein Berg voller Feuerwerksabfall auf der anderen. Gerade die Spuren, die der Schweizer Nationalfeiertag auf landwirtschaftlichen Feldern hinterlässt, sorgt bei Bäuerinnen und Bauern für Kopfschütteln.
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Eigentlich ist es ja jedes Jahr dasselbe, es ist aber auch jedes Jahr von Neuem wieder Thema. Der Tag nach dem 1. August, welcher zusätzlichen Aufwand für Bäuerinnen und Bauern bedeutet. Noch sei man mit der Sensibilisierung der Menschen nicht dort, wo man sein wolle, sagt der Präsident des Berner Bauernverbands, Jürg Iseli. «Ich habe heute Morgen Holzstäbchen von Raketen im Feld draussen gefunden. Das ist unschön, weil die Landwirte diesen Abfall selbst zusammenräumen müssen.» Wenn sie dies nicht tun, hat das fatale Folgen.

Dass die Feuerwerk-Fans ihre Artikel gerne weit weg von ihren Häusern in der Nähe von Feldern abbrennen, ist kein Geheimnis. «Das Zeug fliegt aber irgendwohin», so Iseli. «Am schönsten wäre es, wenn die Leute ihre Abfälle wieder mitnehmen würden, wenn das Feuerwerk abgekühlt ist. Dann hätten wir auch keine Nachteile.» Im Dunkeln findet man aber wohl kaum noch eine abgebrannte Rakete. Ob danach gesucht wird, ist eine andere Frage. Für die betroffenen Landwirte wiederum bedeutet es ein Mehraufwand am nächsten Tag.

Papier und Plastik im Futter

«Manchmal sehen die Bauern die Feuerwerksabfälle von weitem gar nicht. Bei den Arbeiten auf dem Feld muss man extra von der Maschine heruntersteigen, um die Abfälle aufzusammeln. Und nicht einmal dann ist sicher, dass man auch alles findet.»

Für die grossen landwirtschaftlichen Maschinen sind die Feuerwerksrückstände zwar kein Problem – denn sie gehen meist nicht kaputt, sondern sie verkleinern den Abfall. Und genau das ist das Problem: Denn dieser kann dadurch noch besser ins Futter gelangen, was schlimme Auswirkungen für die Tiere hat.

«Verkohlte Dinge, Papier- und Plastikrückstände landen im Futter, in der Krüpfe. Die Tiere sortieren nicht aus, die fressen, was in der Krüpfe ist. Das schadet dem Organismus des Wiederkäuers. Und es kann Schäden im Verdauungssystem verursachen.» Aber nicht nur der Abfall ist ein Problem. «Das noch grössere Problem sind der Lärm und die Emissionen. Die Tiere leiden aufgrund der lauten Böller, und sie können sich nirgends verstecken.»

Quelle: TeleBärn/ BärnToday/ Rahel Stähli

Brandlöcher im Teer

In der Stadt Bern gab es im Vergleich zu anderen Jahren relativ wenig Abfall, wie Andreas Niklaus, Leiter Strassenreinigung der Stadt Bern auf Anfrage von BärnToday sagt. «Dies hat sicherlich mit dem mässig guten Wetter am Feiertag zu tun.» Der Bundesplatz, auf dem die offizielle Feier der Stadt stattfand, sei schnell geräumt gewesen. Mehr Abfall hätte es in den Aussenquartieren gegeben. Aber auch dort einiges weniger als in anderen Jahren. Dementsprechend musste auch nicht mehr Personal aufgeboten werden.

Und doch gibt es auch für das Strassenreinigungspersonal angenehmere Tage als der Tag nach dem 1. August. «Die Holzstängel der Raketen sind mühsam. Die Putz-Maschine kann diese nicht einsaugen, weil sie zu lang sind. Heisst, dass das Reinigungsteam diese von Hand einsammeln muss», erklärt Niklaus. Eine weitere Herausforderung seien kleinere Brandlöcher im Bodenbelag, welche von gewissen Feuerwerksartikeln verursacht würden. «Wenn die Feuerwerk-Fans auf weichem Teer einen grossen Zuckerstock zünden, gibt es eine Art Brandloch in den Boden.» Allerdings seien diese auch schnell wieder geflickt: «Mit der Putz-Maschine drüberfahren, dann sieht man das schnell nicht mehr.»

veröffentlicht: 2. August 2023 18:03
aktualisiert: 2. August 2023 18:03
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