Bis 2030

Fleischkonsum halbieren – Zuckerkonsum dritteln

· Online seit 03.02.2023, 13:17 Uhr
Am Donnerstag wurde die der «Empfehlungen für die Schweizer Ernährungspolitik» präsentiert. Unter anderem soll der Fleisch-. Milch- und Zuckerkonsum drastisch abnehmen bis 2030 – der Umwelt zuliebe.
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Am Donnerstagmorgen wurde in den Räumlichkeiten der Universität Bern hoher Besuch erwartet: Bundesrat Guy Parmelin hielt eine Ansprache im Rahmen des Schweizer Ernährungssystem-Gipfels 2023. Die Veranstaltung wurde vom «Sustainable Development Solutions Network (SDSN)» organisiert. Höhepunkt dabei ist die Präsentation der «Empfehlungen für die Schweizer Ernährungspolitik». Diese sind aus der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem «Schweizer Bürger:innenrat für Ernährungspolitik» entstanden.

Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, sei aus wissenschaftlicher Sicht unumgänglich, das Ernährungssystem entlang der gesamten Wertschöpfungskette umfassend auf eine nachhaltige Entwicklung auszurichten, ist in der Zusammenfassung der Studie zu lesen.

Empfehlung für 2030

Ein Teil der Publikation zeigt auch die Ziele für eine angepasste Ernährung, die bis 2030 erreicht werden sollen. Hierbei geht es darum, die empfohlene Menge eines bestimmten Nahrungsmittel pro Kopf und Tag festzuhalten.

Auffallend ist vor allem, dass der Fleisch-, Milch- und Zuckerkonsum drastisch gesenkt werden soll. So soll nur noch rund halb so viel Fleisch konsumiert werden, wie es heute im Durchschnitt der Fall ist. Der Konsum von zugesetzten Zucker soll sogar nur noch ein Drittel der heutigen Menge betragen.

Zunehmen müsste hingegen der Konsum von Getreide und den daraus resultierenden Produkte sowie von Gemüse. Auch Hülsenfrüchte dürften eine wichtigere Rolle spielen.

Auf die Frage, ob sie grossen Gegenwind von Milch-, Zucker- und Fleischproduzenten erwarte, antwortet Caroline Küng, Co-Direktorin von SDSN Schweiz: «Es braucht einen grossen Willen und eine Führungsrolle vom Bundesrat und Parlament.» Man müsse zusammenarbeiten und auch die Chancen sehen: «Schlussendlich geht es auch darum, Kompromisse auszuarbeiten, die für alle verheben.»

Quelle: BärnToday

Gesunder Körper oder gesunder Planet?

Reto Burkhardt, Kommunikationsleiter der Schweizer Milchproduzenten: «Wir kennen die Diskussion um die <Planet Health Diet> und sind deswegen nicht überrascht.»  Wichtig sei aber auch zu betonen, dass die vorgestellte Studie dazu gebraucht werde, um allenfalls die Empfehlungen des Bundes zu revidieren, aktuell sei aber noch nichts in Kraft getreten. «Die aktuelle Empfehlung beträgt immer noch drei Portionen Milch.» Die Schweizer Milchproduzenten würden immer die offiziellen Empfehlungen verfolgen.

Man müsse auch unterscheiden: Bei den aktuellen Empfehlungen, sei der Fokus auf der Ernährungspyramide. Bei den heute vorgestellten Resultaten gehe es hingegen um die Gesundheit des Planeten. Für Burkhardt ist aber auch klar: «Eine nachhaltige Produktion ist natürlich immer ein Thema.» Deshalb habe man auch den Branchenstandard «Swissmilk Green» ins Leben gerufen. «Wir müssen nachhaltiger werden und wir werden auch nachhaltiger.»

Ökologisch vertretbar

Auch für Raphael Wild, Leiter Kommunikation bei Schweizer Zucker, sind die neuen Empfehlungen kein unüberwindbares Problem: «Die Schweizer Zucker AG deckt rund zwei Drittel des in der Schweiz benötigen Zuckers.» Der Rest werde direkt oder in verarbeiteter Form vom Ausland importiert. «Bei einer möglichen Reduktion werden wir weiterhin unseren Schweizer Zucker verkaufen können», erklärt er weiter.

Ausserdem werde Schweizer Zucker sehr nachhaltig produziert, auch weil in der Forschung und Entwicklung grosse Fortschritte gemacht worden seien. Auch steige die Produktion von Bio-Zucker stark an. Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produkten, sei Zucker nachhaltig produzierbar: «Damit ist auch der Zuckerkonsum ökologisch absolut vertretbar.»

Ähnlich klingt es bei Proviande: «In der Schweiz ist der Fleischkonsum ökologisch auf jeden Fall tragbar», erklärt Gioia Porlezza, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. Wichtig sei, dass Angebot und Nachfrage übereinstimmen würden: «Eine Produktion, die völlig an der Nachfrage vorbei produziert, ist nicht nachhaltig.» Weiter brauche es eine nachhaltige Strategie, die nicht ein einzelnes Lebensmittel ausschliesse, sondern mit allen Partnern die Diskussion für eine nachhaltige Zukunft suche. «Dieser Diskussion verschliessen wir uns nicht.»

veröffentlicht: 3. Februar 2023 13:17
aktualisiert: 3. Februar 2023 13:17
Quelle: BärnToday

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