Prozess

Afghane wegen Mordes an der Ehefrau vor Bieler Gericht

27.11.2023, 16:46 Uhr
· Online seit 27.11.2023, 11:09 Uhr
Ein afghanischer Staatsangehöriger muss sich seit Montag vor dem Gericht in Biel verantworten. Aus Eifersucht soll er seine Ehefrau in einer Asylunterkunft in Büren an der Aare erstochen haben. Das Urteil wird am Mittwoch erwartet.
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Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord, eventuell vorsätzliche Tötung, vor. Die Frau wurde 38 Jahre alt. Gemäss Anklageschrift wurde sie im April 2022 vor den Augen ihrer fünf Kinder erstochen. Mehr als 160-mal soll der Täter auf die Frau eingestochen haben.

Mehrere Bewohner der Asylunterkunft versuchten der Mutter zu helfen, nachdem sie Schreie gehört hatten. Der Ehemann wurde am Tatort festgenommen.

Der Angeklagte hatte sich beim Ausführen der Messerstiche schwer an den Händen verletzt, da seine Hände am Griff und an der Klinge abrutschten. Das geht aus der Anklageschrift hervor. Erst als er aufgrund seiner eigenen Verletzungen nicht mehr in der Lage war, das Messer zu halten, hörte er auf zuzustechen.

Laut Staatsanwaltschaft tötete der Mann seine Frau allein deshalb, weil sie ihm mehrmals gesagt hatte, dass sie sich von ihm trennen wolle. «Der Mann handelte kalt und gefühllos, indem er seine Frau überraschend angriff und erstach», heisst es in der Anklageschrift.

Angeklagter beteuert Unschuld

Der Mitvierziger bestreitet die Tat. «Jeder lügt, das ist nicht die Wahrheit», sagte er vor Gericht. Ausser seiner Frau und seinen Kindern habe sich noch eine weitere Person in dem Zimmer aufgehalten. Während der Beweisaufnahme hatte er andere Versionen der Geschehnisse erzählt.

«Ich habe meine Frau verloren und frage mich, warum ich noch am Leben bin», sagte der Mann. Er stellte auch die Aussagen von drei seiner Kinder in Frage, die ihn direkt beschuldigten. Unter Tränen behauptete er, dass er krank gewesen sei und den Angreifer, der es auf seine Frau abgesehen hatte, nicht erkannt habe.

Belastende Zeugenaussage

Ein als Zeuge geladener Bewohner der Asylunterkunft sagte hingegen aus, er habe gesehen, wie der Beschuldigte seine Frau erstochen habe. «Ich habe ein Kind sagen hören, Papa mach das nicht», sagte der Mann. Seine Darstellung wurde von zwei weiteren Zeugen bestätigt.

Die Kinder brächten ihren Vater mit Gewalt in Verbindung. Sie seien gefährdet, sich selbst zu verletzen, um zu ihrer Mutter zurückkehren zu können, erklärte eine Betreuerin vor Gericht. «Sie haben Angst vor ihrem Vater», fügte sie hinzu und merkte an, dass sie seine Freilassung befürchteten.

Die Familie war aus Afghanistan geflohen und 2019 in Griechenland angekommen. Anschliessend war sie in die Schweiz gereist, um dort Asyl zu beantragen, hatte jedoch einen negativen Bescheid erhalten.

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(sda/ckp)

veröffentlicht: 27. November 2023 11:09
aktualisiert: 27. November 2023 16:46
Quelle: 32Today

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