Geplante Inforama-Schliessung

Widerstand in Langenthal: «Regierung verbreitet falsches Bild über Zustand des Waldhofs»

· Online seit 19.07.2023, 11:27 Uhr
Und wieder mal sollen der Oberaargau und das Emmental dran glauben. Der Kanton Bern möchte die landwirtschaftlichen Bildungszentren Inforama in Langenthal, Koppigen und Langnau schliessen. Im Oberaargau formiert sich nun der Widerstand gegen die Pläne des Kantons.
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Sie kämpfen an vorderster Front gegen die Pläne der Berner Regierung: Peter und Elisabeth Kurth aus Langenthal. Er ist ehemaliger SP-Grossrat, sie ehemalige Schulleiterin im Waldhof. In ihrem Leserbrief und dem Begleitmail an unsere Redaktion gehen sie hart ins Gericht mit ihrem Parteikollegen, dem Berner SP-Vokswirtschaftsdirektor Christoph Ammann. Von «arrogantem Verhalten» und einem «Diktat, das die Grenzen des Zumutbaren überschritten» habe, ist die Rede.

Das will der Regierungsrat, wir haben berichtet

Oberaargau und Emmental werden benachteiligt

Peter Kurth stört sich im Interview gegenüber 32Today unter anderem an der systematischen Benachteiligung der Regionen Oberaargau und Emmental: «Wir machen zusammen immerhin 38 Prozent des Bruttosozialproduktes des Kantons aus. Wir Steuerzahler sind daran interessiert, dass dieses Geld gleichmässig verteilt wird und nicht nur auf der Achse Thun-Bern-Biel.»

Es könne doch nicht sein, dass man beim Inforama-Standort Rütti in Zollikofen rund 230 Millionen in einen Neubau und ein Internat investiere, obschon die Infrastruktur im Waldhof in Langenthal in bestem Zustand vorhanden sei.

Streitpunkt: Zustand des Waldhofs

Elisabeth Kurth stört vor allem ein anderer Aspekt der Diskussion: «Die Berner Regierung hat es geschafft, das Bild eines sanierungsbedürftigen Waldhofs zu verbreiten. Das stimmt einfach nicht. Es wurde dauernd investiert. Man kann alle landwirtschaftlichen Angebote am Waldhof weiterführen, ohne auch nur einen Franken investieren zu müssen.»

Weiter macht sich Elisabeth Kurt Sorgen über die weiterführenden Pläne des Kantons Bern, sollte der Standort des Inforama in Langenthal wirklich geschlossen werden. «Mein Eindruck ist, dass der Kanton die Liegenschaft verkaufen möchte. Da haben wir grösste Bedenken. Das Gebäude könnte beispielsweise zum Asylheim werden. Wir wissen ja, wie sowas läuft.»

Da kommen Erinnerungen hoch

Bereits vor 25 Jahren wurde am Waldhof die damalige Landwirtschaftsschule geschlossen. Übrig geblieben ist das heutige Bildungs- und Beratungszentrum für Landwirtschaft «Inforama». Damals war der Entscheid im Berner Grossen Rat knapp mit 88 zu 85 Stimmen. Im Oberaargau hofft man nun, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.

Die regionalen Grossräte sollen ihre Kollegen aus den anderen Kantonsteilen davon überzeugen, dass eine Zusammenlegung von sieben auf vier Inforama-Standorte nicht zielführend sei. Gerade die Hauswirtschaftsschule und die überbetrieblichen Kurse sollen in den Regionen bleiben, so Elisabeth Kurth. Davon sei nicht nur sie überzeugt, sondern auch eine breite Basis aus Grossräten, Ausbildnerinnen und Familienbetrieben im Bereich der Landwirtschaft.

Im Herbst gilt es ernst

In der kommenden Herbstsession wird der Plan der Regierung im Grossen Rat diskutiert. «Unser Zeil ist es erst einmal, die bestehende Strategie politisch zu stoppen. Sei es in der Abstimmung im Parlament oder schon in der vorberatenden Finanzkommission.» Dazu wurde bereits eine dringende Motion eingereicht.

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veröffentlicht: 19. Juli 2023 11:27
aktualisiert: 19. Juli 2023 11:27
Quelle: 32Today

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