Steffisburg trauert um Badebecken

«Das Basseli wird dem Hochwasserschutz zum Opfer fallen»

· Online seit 09.10.2023, 07:33 Uhr
Etliche Steffisburgerinnen und Steffisburger haben im Becken an der Zulg schwimmen gelernt – jetzt muss es dem Hochwasserschutz weichen. Das Projekt ist schon länger in Arbeit, trotzdem sind die Menschen aus der Region traurig über den Schritt.
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«Zum Schutz der Menschen, die entlang der Zulg wohnen, muss die Müllerschwelle teilweise abgebrochen werden», sagt Martin Deiss, Leiter Tiefbau und Umwelt Steffisburg. Die Steffisburgerinnen und Steffisburger mussten Abschied vom Becken, der alten Badi, nehmen. Deiss hat Verständnis dafür, dass das nicht leicht fällt: «Das Anliegen, dass es so bestehen bleiben soll, ist uns natürlich bekannt, aber es wird in Zukunft leider nicht mehr möglich sein, dort zu baden.»

Das sei natürlich sehr schade. Denn sehr viele Steffisburgerinnen und Steffisburger hätten in den letzten Jahrzehnten dort Schwimmen gelernt. «Alle diese Leute werden traurig sein. Die Gemeinde hat aber die Pflicht, die Menschen vor Hochwasser zu schützen.» Dies sei in diesem Abschnitt nur mit einem Absenken des Bachbetts möglich.

In den vergangenen Jahrzehnten kam es immer wieder zu Hochwasser in der Zulg, zuletzt 2012 und 2015. In einem grösseren Projekt nimmt Steffisburg den Hochwasserschutz in Angriff, denn auf beiden Seiten des Flusses ist das Schadenpotenzial gross, es wohnen viele Menschen in Ufernähe.

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Die Bauarbeiten am Zulgboden sind bereits abgeschlossen, die Erneuerung der Steffisbuger Holzbrücke ist in vollem Gang. Seit Mitte September wird auch der Abschnitt Gummsteg bis Müllerschwelle in Angriff genommen.

«Das Bachbett der Zulg wird bei der Schwelle in Zukunft 2 Meter tiefer liegen», erklärt Deiss. «Das hat zur Folge, dass auch die Wasseroberfläche des Basseli 2 Meter tiefer sein wird. Dadurch wird der Einstieg ins Becken kaum mehr möglich sein.» Bei der Müllerschwelle wird auch der Fischbach angepasst. Die Bauarbeiten dauern bis im Sommer 2024.

Das heisst: «Das Basseli als Bademöglichkeit wird dem Hochwasserschutz zum Opfer fallen.» Aber den Wasserfall werde es weiterhin geben, so Martin Deiss. Er sei einfach zwei Meter weniger hoch.

«So schade...»

Auch in der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Thun wenn...» reagieren die Leute betroffen auf einen Abschiedspost mit Fotos, Herzchen, weinenden Emojis und dem Titel «Sooo schön... Das Bedli und der Wasserfall an der Zulg sind schon bald Geschichte. Der Schritt, der in einer Abstimmung vom Volk gutgeheissen wurde, wird bedauert.

Eine Userin schreibt: «So schade... Einer der wenigen Plätze, wo man gratis mit dem Kind planschen gehen konnte, ohne viele Leute, die Ruhe dort war sagenhaft... So schade.» Eine andere schreibt: «Sie würden besser mal alle Steine herausnehmen.» Doch es gibt auch Verständnis für den Entscheid, sogar Dankbarkeit: «Ich überlasse es denen, die sich hineingedacht haben. Ich weiss, dass hier sehr viel Kraft und Zeit hineingegeben wurde... An der Zulg musste etwas gehen und Hochwasserschutz ist eine komplexe Sache.»

Baden können die Leute in Steffisburg trotzdem. «Eine Alternative ist natürlich unsere wunderschöne Badi, die ja gleich oberhalb der Müllerschwelle liegt», sagt Deiss. Und der Thunersee ist auch nicht weit entfernt.

So schreiten die Arbeiten am Steffisburger Wahrzeichen, der Holzbrücke, voran:

Quelle: TeleBärn

veröffentlicht: 9. Oktober 2023 07:33
aktualisiert: 9. Oktober 2023 07:33
Quelle: BärnToday

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