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Die Grünen dürften im Kanton Bern kaum zusätzliche Sitze gewinnen

Wahlen 2023

Die Grünen dürften im Kanton Bern kaum zusätzliche Sitze gewinnen

· Online seit 01.05.2023, 09:56 Uhr
Im Kanton Bern treten vier der 24 Nationalrätinnen und Nationalräte im Herbst nicht mehr zu den eidgenössischen Wahlen an. Auch nicht im Rennen ist Ständerat Hans Stöckli (SP). Das Rennen um diese Vakanz ist offen.
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Am meisten Mandate erzielte bei den Wahlen 2019 die SVP. Mit rund 30 Prozent Wähleranteil erhielt sie sieben Mandate. Von diesen Nationalrätinnen und Nationalräte treten drei nicht mehr an. Die SVP habe im Kanton Bern einen deutlich höheren Wähleranteil als auf nationaler Ebene, sagte Politologe Nenad Stojanovic im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Auffällig sei im Kanton Bern im Vergleich zu den nationalen Wähleranteilen der relativ tiefe Anteil an FDP-Wählerinnen und -Wählern. Dieser sei nur etwa halb so hoch wie auf nationaler Ebene. Noch stärker sei das bei der ehemaligen CVP der Fall gewesen, sagte Stojanovic.

Letztere fusionierte vor zwei Jahren mit der BDP zur Mitte. Die BDP gewann vor zwölf Jahren vier Sitze im Nationalrat und stellte einen Ständerat, bei den letzten Wahlen waren es noch zwei im Nationalrat und sie verlor ihren Sitz in der kleinen Kammer.

Die SP war vor vier Jahren die zweitstärkste Kraft im Kanton Bern und erhielt vier Sitze. Mit einem leicht kleineren Wähleranteil kamen auch die Grünen auf vier Sitze. Allerdings verlor damals die SP zwei Mandate zugunsten der Grünen. Diese Grüne Welle wurde gestoppt, wie Stojanovic mit Blick auf die diesjährigen kantonalen Wahlen in Zürich, Luzern, Tessin und Basel-Landschaft festhielt.

So könnte auch der Aufschwung der GLP gestoppt worden sein. Vor vier Jahren gewann sie einen dritten Sitz und avancierte zur viertstärksten Partei. Weiter haben zurzeit die EVP zwei Sitze und die EDU einen Sitz im Nationalrat.

Schwierige Sitzverteidigung

Der zweisprachige Kanton Bern hat einen Vertreter der französischsprachigen Minderheit im Bundeshaus. Es handelt sich um Manfred Bühler (SVP). Bei den letzten Wahlen im Jahr 2019 konnte der Bernjurassier seinen Sitz nicht verteidigen und rückte nach Albert Röstis Wahl in den Bundesrat ins eidgenössische Parlament wieder nach.

Es war in der Regel schwierig dieses Mandat zu verteidigen, sagte Stojanovic. Vor allem seitdem der Kanton Bern aufgrund der demografischen Entwicklung Sitze zugunsten anderer Kantone verloren hat. Bühler habe aber gute Chancen, da er zweisprachig und Präsident der Berner SVP ist.

Salzmann ist quasi gesetzt – wer gewinnt den 2. Ständeratssitz?

Im Ständerat tritt Hans Stöckli (SP) nicht mehr an. Der ehemalige Bieler Stadtpräsident war während zwölf Jahren in der kleinen Kammer. Werner Salzmann (SVP) hingegen stellt sich wieder auf. Weitere Kandidatinnen und Kandidaten sind Flavia Wasserfallen (SP), Bernhard Pulver (Grüne), Jürg Grossen (GLP), Sandra Hess (FDP), Lorenz Hess (Mitte) und Marc Jost (EVP).

Für Stojanovic ist Salzmann quasi gesetzt. Er habe sich in den vier Jahren behaupten können und seine Bundesratskandidatur von letztem Herbst hätten ihn noch bekannter gemacht.

Für den zweiten Sitz sieht Stojanovic ein offenes Rennen zwischen Wasserfallen und Pulver.

Wasserfallen ist seit Mitte 2018 Nationalrätin und war in den Nullerjahren für zehn Jahre Grossrätin. 

Pulver amtierte während zwölf Jahren und bis 2018 als Berner Regierungsrat. Heute ist er Verwaltungsratspräsident der Insel-Gruppe.

Es stelle sich allerdings die Frage, ob Salzmann schon im ersten Wahlgang gewählt werde oder nicht. Das habe einen Einfluss auf die Dynamik des zweiten Wahlgangs, erklärte Stojanovic.

Falls der SVP-Politiker schon am 22. Oktober gewählt würde, dann stünde die Frauenvertretung für den zweiten Sitz stärker im Fokus, sagte Stojanovic. Das würde der Kandidatur von Wasserfallen gegenüber jener von Pulver dienen. Die Chancen für die kleineren Mitte-Rechts Parteien würden auch zunehmen. So könnte zum Beispiel Grossen eher von Stimmen rechts der politischen Mitte profitieren.

Ein allfälliger zweiter Wahlgang würde am 19. oder 26. November stattfinden. Der Termin ist noch offen.

(sda/lae)

veröffentlicht: 1. Mai 2023 09:56
aktualisiert: 1. Mai 2023 09:56
Quelle: BärnToday

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