Wasserstand sinkt

Emme trocknet aus – kommt es nun zum Fischsterben?

· Online seit 11.07.2023, 14:45 Uhr
Die Hitze und der ausbleibende Regen führen zu einer grossen Trockenheit. Gerade in kleineren Flüssen wie der Emme ist die Situation alarmierend. Welche Folgen hat das für die Fische? Michael Häberli vom Fischereiinspektorat des Kantons Bern klärt auf.
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BärnToday: Wie ist die Situation in Berner Flüssen derzeit?

Michael Häberli: Es ist knapp. In letzter Zeit hangelten wir uns von Gewitter zu Gewitter, aber die Tendenz bei den Abflüssen sinkt. Im Juni hatten wir das Glück, dass es in den Nächten eher kühl war, aber die letzten Tage war das auch nicht mehr der Fall. Jetzt fallen immer mehr Gewässerabschnitte trocken. Bisher hat das Wasser gereicht, aber jetzt wird es langsam kritisch. Wir hoffen jetzt für diese oder nächste Nacht auf die Gewitter, welche angesagt sind.

In welchen Flüssen ist es am schlimmsten?

In der Emme hat sich die Trockenheit in den letzten Jahren am stärksten akzentuiert. Die Emme hat kaum Schnee und keine Gletscher im Einzugsgebiet, weshalb dieses Gewässersystem am sensibelsten auf fehlende Niederschläge reagiert. Einzelne Abschnitte, vor allem im Mittellauf, in der Region Aefligen, Utzenstorf und Bätterkinden, sind jetzt schon ausgetrocknet. Aber auch weiter oben im Oberlauf gehen die Pegel immer weiter zurück.

Welche Auswirkungen hat die Trockenheit auf die Fische?

Fische sind auf Wasser angewiesen. Wenn ein Gewässer trockenfällt, müssen sie qualvoll ersticken. Zusätzlich sinkt mit den hohen Wassertemperaturen der Sauerstoffgehalt im Wasser. Als letztes Mittel versuchen wir, die Fische an einen Ort im gleichen Einzugsgebiet umzusiedeln, an dem es mehr und kühleres Wasser hat. Solche Aktionen bedeuten für die Fische aber auch einen zusätzlichen Stress, weshalb wir damit so lange wie möglich warten. Vor allem im Emmental, aber auch im Mittelland, mussten wir nun aber diverse kleinere Bäche bereits abfischen. Wir haben die Fische aus den austrocknenden Abschnitten rausgenommen und sie wenn möglich weiter oben im gleichen Bach oder in einem kühleren Zufluss ausgesetzt. Das waren bis jetzt aber vor allem Bäche, die regelmässig zum Austrocknen neigen.

Viele Leute gehen aktuell in die Flüsse, um sich abzukühlen. Ist das für die Fische auch ein Problem?

Ja, zum Teil schon. Gerade in gewissen Regionen wie in der Emme, wo es zum Teil nur noch in tiefen Pfützen Wasser hat und sich die Fische dorthin zurückziehen. Ihnen ist heiss, es hat wenig Sauerstoff und der Stoffwechsel ist extrem runtergefahren. Jeder zusätzliche Stress, wie bei Fluchtreaktionen wegen badenden Leuten, können dazu führen, dass es kippt. In kleineren Gewässern, wo es nur noch einzelne Pfützen hat, wäre es gut, wenn man dort nicht baden geht und den Hund auch nicht hineinspringen lässt. In grösseren Flüssen wie der Aare oder einem See wie dem Thuner- oder Bielersee können die Fische ausweichen, dort ist es weniger kritisch.

Ist die Situation in den letzten Jahren besonders dramatisch oder besteht das Problem schon länger?

Die Emme ist schon früher auf einzelnen Abschnitten trockengefallen. Neu ist aber, wie regelmässig das passiert. Die Ereignisse haben sich in den letzten zehn Jahren extrem gehäuft, so dass man mittlerweile leider schon fast von einem Normalfall sprechen muss. Die Länge der Trockenperioden ist zudem eher ein neues Phänomen, das wir sicher auch dem Klimawandel zu verdanken haben.

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veröffentlicht: 11. Juli 2023 14:45
aktualisiert: 11. Juli 2023 14:45
Quelle: BärnToday

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