Vor Gericht

Mann soll Frau getötet und im Thunersee versenkt haben

· Online seit 15.12.2023, 05:38 Uhr
Im Januar 2021 wurde eine Frauenleiche im Thunersee gefunden. Die Polizei konnte die Frau anhand ihrer Tattoos identifizieren. Nun muss sich ein 37-jähriger Mann wegen Mord, Störung des Totenfriedens und weiteren Anklagepunkten vor Gericht verantworten.
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Im Januar 2021 fanden Taucher im Thunersee eine tote Frau. Die Einsatzkräfte konnten die Leiche beim Tauchplatz Enteneck in Gunten bergen. Die Polizei nahm Ermittlungen auf und konnte die Unbekannte aufgrund ihrer Tattoos identifizieren. Ein 37-jähriger Mann aus Basel wurde festgenommen. Der Beschuldigte sitzt seit Frühling 2022 im vorzeitigen Strafvollzug. Ab Freitag, 15. Dezember, muss er sich vor dem Regionalgericht Oberland verantworten. Das Urteil wird für den 22. Dezember erwartet.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 39-Jährigen nicht nur Mord, sondern auch Störung des Totenfriedens vor. Zudem wird der Beschuldigte wegen Pornografie (mehrfach) und Gewaltdarstellungen angeklagt. Die Anklageschrift, die BärnToday vorliegt, beschreibt, wie sich die Tat in der Nacht auf den 17. Januar 2021 zugetragen haben soll.

Mutmasslicher Täter und Opfer kannten sich

Die Vorgeschichte: Der mutmassliche Täter und das Opfer hätten sich seit rund zehn Jahren gekannt. In dieser Zeit sei es wiederholt zu unverbindlichem sexuellen Kontakt gekommen. Das spätere Opfer habe auch mehrmals für einige Tage beim angeklagten Mann gewohnt.

Der Angeklagte wollte offenbar ab Ende 2020 in Bezug auf sein Sexualleben wieder aktiver werden. Dafür soll er diverses Sexspielzeug gekauft haben. Und er wollte wieder mit seiner Bekanntschaft in Verbindung treten, um sich «für Kontaktaufnahmen mit neuen, ihm noch unbekannten Personen ‹aufzuwärmen›», so die Anklageschrift.

Zwei Tage vor der Tat soll er versucht haben, sie telefonisch zu erreichen, um mit ihr ein Treffen für sexuelle Handlungen abzumachen. Er soll dafür auch nach einem ungestörten Ort gesucht haben: beim Bruderholz in der Nähe von Münchenstein.

Nach dem McDonalds-Besuch versuchte er es erneut

Da er das Opfer telefonisch nicht erreichte, ging er zu ihrer Wohnung, wo er nicht sie, sondern ihren Nachbarn angetroffen haben soll. Somit sei er wieder zu sich nach Hause gefahren, um es am nächsten Tag erneut zu versuchen. Am 16. Januar ging er nochmals zu ihrer Wohnung. Beim ersten Mal war das Opfer nicht zu Hause. Der Mann soll im McDonalds etwas gegessen haben und nach Hause gefahren sein.

Kurz vor 21 Uhr versuchte er es nochmals bei der Wohnung – diesmal war das Opfer zuhause und öffnete ihm die Tür. Der Mann sei nur kurz in der Wohnung des Opfers gewesen, dann seien die beiden gemeinsam weggefahren. Ihrem damaligen temporären Mitbewohner soll die Frau gesagt haben, dass sie in Kürze wieder zurück sein werde.

Genauer Tatort unbekannt

Bereits auf dem Weg ins Bruderholz oder spätestens dort, sei es dann zu einer Diskussion darüber gekommen, zu welchen sexuellen Praktiken das Opfer bereit war. Und ab hier lässt sich der genaue Tatablauf in der Anklageschrift nur lückenhaft nachvollziehen. Klar ist demnach aber, dass dem Opfer zwischen 21.35 Uhr und 03.30 Uhr schwere Kopfverletzungen zugefügt wurden, es mit Kabelbindern gefesselt und zu Tode stranguliert wurde.

Die Anklage vermutet, dass zumindest ein Teil dieser Handlungen vor 23.18 Uhr geschehen sein muss, da der Täter ab dann eine knappe halbe Stunde lang zuhause im Internet nach Gewässern, wohl zur Entsorgung der Leiche, gesucht habe. Kurz nach Mitternacht habe er sich auf den Weg in den Kanton Bern gemacht, wo er etwa um 03.30 Uhr in Gunten am Thunersee angekommen sei. Dort, beim «Enteneck», einem beliebten Tauchplatz, habe er den Leichnam an einem Baustellensockel befestigt in den See gestossen.

Taucher finden Leiche

Nur Stunden später, am Sonntagnachmittag, 17. Januar 2021, wurde die Leiche des Opfers von Tauchern gesichtet und von Einsatzkräften geborgen. Nach zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung konnte die Identität des Opfers ermittelt werden, meldete die Kantonspolizei Bern bereits am 21. Januar 2021. Am 27. Januar wurde der mutmassliche Täter aus dem Kanton Basel-Landschaft festgenommen.

Neben Mord und Störung des Totenfriedens muss sich der Mann ab Freitag vor Gericht auch wegen mehrfacher Pornographie und Gewaltdarstellung verantworten. Laut Anklageschrift hat er sich seit 2016 mehrere Videos im Internet beschafft, die sexuelle Handlungen mit Minderjährigen, sexuelle Gewalttätigkeiten unter Erwachsenen und Gewaltdarstellungen zeigten.

(ade/tka)

veröffentlicht: 15. Dezember 2023 05:38
aktualisiert: 15. Dezember 2023 05:38
Quelle: BärnToday

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