Lehrpersonen-Mangel

Oberste Berner Schulleiterin: «Situation ist nicht besser als im letzten Jahr»

· Online seit 04.08.2023, 11:35 Uhr
Noch sind im Kanton Bern Sommerferien, doch etliche Schulleitungen suchen nach wie vor nach Lehrpersonen. Per Stellenantritt im August sind im Kanton Bern 31 befristete und 34 unbefristete Stellen noch immer unbesetzt.
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«Die Situation ist nicht besser als im letzten Jahr», sagt Katrin Messerli Kallen. Sie ist Co-Präsidentin des Verbands Schulleitungen Bern. Nicht nur Klassenlehrpersonen, sondern auch viele Stellvertretungen sind ausgeschrieben. Jede Schule sei jedoch unterschiedlich vom Lehrpersonen-Mangel betroffen.

Klar ist: Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger werden für das Schulsystem immer wichtiger. «Ohne Quereinsteigende könnte das System nicht mehr aufrecht erhalten werden», sagte Stefan Wittwer, Geschäftsführer des Berufsverbands Bildung Bern, bereits im Januar gegenüber BärnToday. Messerli Kallen bestätigt diese Aussage: «An vielen Schulen ist das der Fall, ja.» Aber: Es gebe aber auch Schulen, an denen kein Lehrermangel herrsche. «Die Situation ist sehr unterschiedlich.»

Mangel trotz vieler PH-Anmeldungen

Wie kommt es zu diesem Mangel, wenn die Anmeldungen an der Pädagogischen Hochschule Bern (PH Bern) ununterbrochen hoch sind? «Sämtliche PH-Studentinnen und -Studenten sind bereits im System», erklärt Messerli Kallen. Das heisst: Die meisten Studierenden arbeiten schon als Lehrerin oder Lehrer. «Somit können wir leider nicht sagen, dass wir durch die vielen Anmeldungen genug Lehrpersonen haben. Jene, die arbeiten wollen, sind bereits am Arbeiten.»

Für die Studierenden sei es natürlich insofern ein Vorteil, als dass sie von Anfang an im System sind und somit schnell abschätzen könnten, ob ihnen dieser Beruf zusagt. «Aber: Es liegt dann natürlich auch in der Verantwortung der Schulleitung, abzuschätzen, wie man die Studierenden in die Schule einbindet. Es darf nicht dazu kommen, dass sie das Studium abbrechen oder ausbrennen. Das ist eine grosse Verantwortung, die wir auch in diesem Bereich haben.»

Dem Kampf gegen den Mangel an Lehrpersonen begegnet die PH Bern zu diesem Zweck mit verschiedenen Angeboten. Im Juli führte sie erstmals ein Sommercamp für Unterrichtende ohne Lehrdiplom durch, um Interessierten die Grundlagen des Lehrberufs zu vermitteln. Mit 130 Teilnehmenden war der Kurs ausgebucht.

Zahlreiche weitere Kurse – sowohl für ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen als auch für Quereinsteigende – ergänzen das Angebot. «Das ist eine grosse Entlastung für uns. Und dennoch ist der zusätzliche Aufwand, die neuen Lehrpersonen an der Schule zu betreuen, riesig. Das ist Zeit, die wir eigentlich nicht haben», sagt Schulleiterin Messerli Kallen. Momentan seien die Unterstützungsangebote in einigen Gemeinden leider noch zu wenig präsent.

Behörden ergreifen weitere Massnahmen

Reicht das? Ergreift die Politik genügend Massnahmen im Kampf gegen den Lehrpersonen-Mangel? «Wenn ich Bern mit anderen Kantonen vergleiche, haben wir die Taskforce Lehrpersonen-Mangel bereits sehr lange», meint Messerli Kallen. Viele der Massnahmen seien bereits umgesetzt worden. Diese würden zwar helfen, aber sie reichen noch nicht, betont die Schulleiterin. «Wir müssen weiter dranbleiben, Politikerinnen und Politiker mit dem Thema konfrontieren und ihnen die Auswirkungen vor Ort aufzeigen.»

Nächsten Mittwoch stellt die Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern weitere Massnahmen im Kampf gegen den Lehrpersonenmangel vor. Diese hat der Verband Schulleitungen Bern gemeinsam mit den Berner Gemeinden und dem Berufsverband Bildung Bern erarbeitet.

Die Stärkung von Klassenlehrpersonen und Schulleitungen sei zwingend, sagt Messerli Kallen. «Wenn diese nicht kommt, wird es in der nächsten Zeit noch viel schwieriger, genügend motivierte und möglichst ausgebildete Leute an den Schulen zu wissen.»

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veröffentlicht: 4. August 2023 11:35
aktualisiert: 4. August 2023 11:35
Quelle: BärnToday

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