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Lehrermangel im Kanton Bern: «Situation ist so prekär wie noch nie»

Trotz vieler Studenten

Lehrermangel im Kanton Bern: «Situation ist so prekär wie noch nie»

· Online seit 10.01.2023, 15:26 Uhr
Der Kanton Bern sucht nach wie vor Lehrpersonen, der Mangel an ausgebildeten Leuten ist ungebrochen gross. Aufgrund des akuten Lehrermangels wird vermehrt auf Quereinsteiger zurückgegriffen. Eine Quereinsteigerin erzählt, was ihre grössten Herausforderungen sind.
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Im Kanton Bern sind aktuell 256 Stellen für Lehrpersonen nicht besetzt. Das sind mehr als noch vor einem Jahr, wie der Kanton auf Anfrage mitteilt. Per Schulstart Anfang Januar sind 23 Stellen ausgeschrieben, die dringend besetzt werden müssten.

«Die Situation ist sehr prekär», sagt Stefan Wittwer, Geschäftsführer des Berufsverbands Bildung Bern. Weil die mediale Aufmerksamkeit nicht mehr so gross sei wie vergangenen Sommer, höre man in der Öffentlichkeit zwar etwas weniger. Aber, so Wittwer: «Die Situation hat sich überhaupt nicht entspannt, im Gegenteil.»

Mangel auf Primarstufe besonders gross

Nicht überall ist der Lehrermangel gleichermassen akut. Im Kanton Bern ist die Lage vor allem in der Volksschule angespannt. Innerhalb dieser werden besonders viele Lehrpersonen auf der Primarstufe gesucht, also vom Kindergarten bis zur 6. Klasse. Auch heilpädagogische Lehrpersonen fehlen, wie Wittwer erklärt.

Es gibt diverse Gründe für die herausfordernde Situation. «Zum einen gehen geburtenstarke Jahrgänge in Pension», meint Stefan Wittwer. Auf der anderen Seite habe man geburtenstarke Jahrgänge von Schülerinnen und Schülern. «Zudem hat die Anzahl Lektionen mit dem Lehrplan 21 geändert.» Das alles habe dazu geführt, dass die Situation in diesem Schuljahr so angespannt sei, wie sie wohl noch nie gewesen sei.

Viele Quereinsteigende

Der Lehrpersonenmangel hat zur Folge, dass vermehrt Quereinsteigerinnen und -einsteiger angestellt werden, die ihre Ausbildung parallel absolvieren. «Ohne Quereinsteigende könnte das System nicht mehr aufrecht erhalten werden», betont Wittwer. Diese seien sehr willkommen und würden Erfahrungen aus ihrem Erstberuf mitbringen, die wertvoll sei. «Aber natürlich ist das nicht die Idealsituation», hält der Geschäftsführer von Bildung Bern fest.

BärnToday hat mit einer Quereinsteigerin gesprochen, die an der Pädagogischen Hochschule (PH) Bern ihre Ausbildung zur Sekundarlehrerin absolviert und währenddessen bereits als Lehrerin arbeitet. Es sei ein bewährtes Modell, sagt sie. «Als Quereinsteigerin bringt man eine andere Sichtweise mit und es gibt einen bereichernden Austausch zwischen Quereinsteigenden und Leuten, die von Anfang an als Lehrperson gearbeitet haben.»

Grosse Unterstützung

Es gebe schon Momente, in denen sie merke, dass ihr gewisse pädagogische und didaktische Werkzeuge fehlen würden, erklärt die PH-Studentin. Sie erhalte aber viel Unterstützung: «Ich habe sehr viele erfahrene Lehrerinnen und Lehrer um mich, die sehr hilfsbereit sind und mich unterstützen.» Der Kanton Bern biete zudem Mentoratsprogramme für Berufs- und Quereinsteigende an, das helfe ihr auch sehr.

Ist das nun die Zukunft oder gibt es im Kanton Bern in absehbarer Zeit wieder mehr ausgebildete Lehrpersonen? Laut Stefan Wittwer gibt es einen Hoffnungsschimmer: «Die Anzahl der Studierenden-Anmeldungen an der PH Bern ist ununterbrochen hoch.» Wittwer ist zuversichtlich, rechnet in naher Zukunft aber nicht mit einer plötzlichen Besserung. «Nächsten und übernächsten Sommer werden wir riesige Schwierigkeiten haben.» Nun müsse man gut zu den Fachleuten schauen, die das System am Leben halten.

veröffentlicht: 10. Januar 2023 15:26
aktualisiert: 10. Januar 2023 15:26
Quelle: BärnToday

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