Langenthal

«Showdown beim Südbahnhof»: Mit Werbefilm an Kinonächten gegen Umbaupläne der Stadt

08.08.2023, 12:21 Uhr
· Online seit 08.08.2023, 11:57 Uhr
An den Langenthaler Kinonächten in der Marktgasse läuft im Vorprogramm des Hauptfilms ein kurzer, 30 Sekunden langer Werbespot des Vereines Porziareal. Mit dem wird auf die Umbaupläne der Stadt beim Bahnhof Süd aufmerksam gemacht. Mit denen ist der Verein nämlich nicht einverstanden.
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Wer sich bis am 16. August an den Langenthaler Kinonächten in der Marktgasse einen Film anschauen möchte, kommt im Vorprogramm in den Genuss eines etwa 30-sekündigen Werbespots des lokalen Vereins «Porizareal». Im Filmli mit dem Titel «Showdown beim Südbahnhof» wird zu Westernmusik die Frage gestellt: Was geht denn aktuell dort beim Südbahnhof ab? Der Spot endet mit dem Hinweis, dass es auf der Homepage des Vereins mehr Infos gebe. Reaktionen darauf habe er bis jetzt allerdings noch keine bekommen, sagt Roland Isenschmid vom Verein Porziareal.

Quelle: porziareal.ch

Bei «Showdown beim Südbahnhof» geht es um ein Bauprojekt am Rande des Porzi-Areals mit vielen Beteiligten. Der Verein befürchtet, dass dafür zwei Gebäude auf dem Areal abgerissen werden müssen und wirft der Stadt vor, ihr Versprechen zu brechen. Diese habe 2019 versprochen, dass es auf dem Areal zu keinen grossen Veränderungen und Abrissen kommen werde, bis das Langenthaler Stimmvolk über die Zukunft des Porzi-Areals entschieden habe.

Umbauprojekt mit vielen Beteiligten

Die Bahngesellschaft BLS muss den Bahnhof Langenthal-Süd auf der Strecke Langenthal – Huttwil behindertengerecht umbauen. Zusätzlich muss das Perron verlängert werden. Die Stadt Langenthal möchte an gleicher Stelle den Veloweg zwischen dem Hauptbahnhof und Lotzwil durchgängig machen und die Grundeigentümerin, die Immobilien-Firma Ducksch-Anliker will dort zusätzliche Parkplätze auf dem Areal realisieren. Der Langenthaler Gemeinderat hat zusammen mit den Beteiligten und dem Porziareal-Verein drei mögliche Umsetzungsvarianten ausgearbeitet.

Abriss oder nicht?

Für Stadtpräsident Reto Müller ist klar, dass für alle drei Varianten die beiden Gebäude beim Bahnhof Süd weichen müssten. Die beiden Gebäude seien nicht geschützt und auch nicht Teil des Kern-Areals, auf welches sich das Versprechen der Stadt beziehe. Ein Stehenlassen der beiden Gebäude wäre einzig möglich, wenn Ducksch-Anliker auf einen Teil der geplanten neuen Parkplätze verzichten würde.

Genau diese so angepasste Variante mit weniger Parkplätzen sieht der Verein Porziareal als einzig mögliche, umsetzbare Lösung. «Wir wollen deshalb weiter wirksamen Druck auf den Gemeinderat machen, dass er sein Versprechen einlöst und sich für eine Variante entscheidet, die ohne Abriss auskommt», sagt Roland Isenschmid am Telefon.

«Stürmisieche und Verhinderer»

Die Diskussionen über den Ausbau des Bahnhofs Langenthal-Süd dauern schon einige Wochen und werden vor allem online teilweise sehr emotional geführt. In den Kommentaren zu einem Artikel der Berner Zeitung und auf Social Media wird der Verein Porziareal bisweilen als «Stürmisieche» und Verhinderer bezeichnet.

Roland Isenschmid stellt das nicht komplett in Abrede. «Der Eindruck täuscht nicht zwingend. Wir sind grundsätzlich gegen eine Entwicklung, wie sie die Stadt und die Grundeigentümerin in der Testplanung vorgeschlagen haben.» Der Verein sei aber ganz sicher nicht gegen einen behindertengerechten Ausbau des Bahnhofs oder gegen die Förderung des Langsamverkehrs. Dieser Eindruck sei da und dort fälschlicherweise entstanden.

«Kein zweites Ballenberg»

Auch Stadtpräsident Reto Müller anerkennt die historische Bedeutung des Porzi-Areals für Langenthal. Er wünscht sich aber vom Verein Porziareal ein bisschen mehr Vorwärtsdenken. «Wir wollen kein zweites Ballenberg daraus machen, es soll kein Heimatschutzgebiet sein. Wir brauchen Entwicklung auf dem Areal.». Es sei auch wichtig, dass das Areal durchgängig behindertengerecht sei, damit es von allen gleichermassen genutzt werden könne, sagt Müller. «Bei solchen gegenläufigen Interessen ist es am Schluss halt die Politik, die entscheiden muss, welche Argumente wie viel Gewicht erhalten.»

Für den Stadtpräsidenten ist es wichtig, dass man im Gespräch bleit und Lösungen finden kann. Der Verein betont, dass er nicht gegen alle Entwicklungen auf dem Areal sei. «Wir haben erst gerade der Grundeigentümerin einen Brief geschickt, in dem wir das Baugesuch rühmen, welches sie zur Sanierung der Ofenhalle eingegeben hat. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagt Roland Isenschmid.

«Showdown» dauert wohl noch länger

Was den Showdown beim Südbahnhof betrifft, geht es wohl etwas weniger harmonisch zu und her. Der Gemeinderat muss sich für eine der drei (beziehungsweise vier) Varianten entscheiden und dies der BLS mitteilen. Danach folgt das reguläre Baubewilligungsverfahren. Die BLS möchte 2024 oder 2025 die Baumaschinen auffahren lassen. Wenn die Gesamtkosten des Projekts inklusive des kompletten Ausbaus des Langsamverkehrs höher als vier Millionen Franken ausfallen, dann kommt die Vorlage vors Volk. Bei niedrigeren Kosten entscheidet der Stadtrat, also das Parlament. Der Verein wird sich bis zuletzt für seine Anliegen und für den Erhalt der beiden Gebäude wehren und einsetzten.

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veröffentlicht: 8. August 2023 11:57
aktualisiert: 8. August 2023 12:21
Quelle: 32Today

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