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Energieoffensive im Kanton Bern – wie steht es um die Solarparks in den Alpen?

Energiewende

Energieoffensive im Kanton Bern – wie steht es um die Solarparks in den Alpen?

18.06.2024, 12:48 Uhr
· Online seit 18.06.2024, 12:45 Uhr
Wird der sogenannte «Solarexpress» im Kanton Bern zum Debakel? Das entscheidet sich in den nächsten Monaten. Mindestens drei bis maximal sechs grosse Solarparks im alpinen Raum sollen im Kanton Bern bis 2025 am Netz sein. Ein realistisches Ziel oder eine Illusion? Ein Überblick.
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Was sind Solarkraftwerke?

Im Ausland sind Solarparks teilweise schon verbreitet. Nun sollen auch hierzulande erste Solarparks entstehen, die besonders die Produktion von Winterstrom ankurbeln sollen. Es handelt sich um grosse Flächen, die mit Photovoltaik-Anlagen besetzt werden. Bisher sind solche Solarzellen vor allem auf Dächern und anderen bestehenden Infrastrukturen installiert.

Weshalb drängt die Zeit?

Bis Ende 2025 müssen Solarparks im alpinen Raum zumindest teilweise ans Netz angeschlossen sein, sonst erhalten sie keine Subventionen vom Bund. Ohne den Zustupf aus der Bundeskasse wären viele Projekte nicht rentabel.

Der Kanton Bern hat entsprechend reagiert und die Verfahren zur Bewilligung der Projekte beschleunigt. Noch im Februar gab sich der zuständige Regierungsrat Christoph Ammann in einem Interview mit «Berner Oberländer» zuversichtlich: Bis 2025 sollen drei bis sechs alpine Solarparks am Netz sein. Ob dieses Ziel erreicht wird, entscheidet sich schon in den kommenden Monaten. Es finden diverse Abstimmungen statt, und bei einigen Projekten liegen bereits konkrete Gesuche für Solarparks öffentlich auf.

Wie viele Projekte sind im Kanton Bern im Moment geplant?

Im vergangenen Dezember war von zwölf Solarparks im Kanton Bern die Rede. Im Moment hat das kantonale Amt für Wirtschaft, Energie und Umwelt Kenntnis von zehn laufenden Projekten, wie es im Mai auf Anfrage mitteilt. Neun davon sind im Berner Oberland. Das Projekt MontSol der BKW befindet sich im Berner Jura auf dem Mont Soleil.

Welche Projekte sind am weitesten?

Gute Chancen hat beispielsweise das Projekt der BKW im Berner Jura auf dem Mont Soleil. Nach dem Stadtrat von St. Imier hat am zweiten Juniwochenende auch die Bevölkerung zugestimmt. Zudem stehen Umweltverbände hinter einer Erweiterung des Projekts. Beispielsweise die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz spricht sich offen für das Projekt aus, da es in bestehende Infrastrukturen eingebettet würde.

Das Projekt Schwandfäl auf der Tschentenalp wurde von der Gemeindeversammlung Adelboden genehmigt. Dort laufen laut der BKW aktuell noch Verhandlungen mit den Grundeigentümern.

Das Projekt im Skigebiet Adelboden-Lenk beim Sessellift Bühlberg am Hahnenmoosbärgli hat ebenfalls ein «Ja» von der Gemeindeversammlung Lenk erhalten. Auch für die Stiftung Landschaftsschutz sind beide Projekte nicht grundsätzlich ein No-Go. «Wir haben ein Ampel-System, die Projekte in Adelboden und Lenk sind bei uns auf gelb», erklärt er. Eine Beschwerde des Verbands ist abhängig vom konkreten Projekt. Mitte Juni soll die öffentliche Auflage des Baugesuchs für das Projekt beim Bühlberg erfolgen, es wird von den Bergbahnen vorangetrieben.

Die geplante alpine Solaranlage auf der Alp Morgeten im Simmental sorgte für Aufsehen, weil es als erstes Projekt überhaupt in der Schweiz eine gültige Bewilligung vom Regierungsstatthalteramt erhalten hat. Allerdings haben Umweltverbände mittlerweile dagegen eine Beschwerde beim bernischen Verwaltungsgericht eingereicht. Die Beurteilung des Gerichts könnte auch für weitere Solarparks wegweisend sein.

Bei welchen Projekten könnte es kompliziert werden?

Grundsätzlich kritisch beurteilt Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung für Landschaftsschutz, die zwei Projekte der BKW in Schattenhalb, Tschingel Ost und West sowie das Projekt der Jungfraubahnen auf der Alp Hintisberg.

Für das Projekt Schattenhalb Tschingel Ost liegt bereits die Zustimmung der Landeigentümer sowie der Gemeinde vor. Gleiches gilt bei den Jungfraubahnen, die bald ein Baugesuch einreichen werden. Gegen dieses dürfte es ziemlich sicher Einsprachen geben, wie Rodewald auf Anfrage bestätigt. Im Gebiet Hintisberg sei erst kürzlich nachgewiesen worden, dass die Alp ein Hotspot für Tagfalter sei. Deshalb sei eine Solaranlage dort nicht angemessen.

Schon einmal eine Abfuhr erhielt das Projekt von SolSarine im Saanenland, die Gemeinde Saanen sagte im Dezember an der Gemeindeversammlung Nein. Am zweiten Juniwochenende erhielt ein redimensioniertes Projekt erneut eine Abfuhr an der Urne. Im Saanenland dürfte wohl in näherer Zukunft keine Alpine Solaranlage entstehen.

Welche Projekte sind definitiv vom Tisch?

Eine Abfuhr erhielten die Solar-Projekte der BKW in Grindelwald. Sie sind Anfang April von der Bergschaft Grindel abgelehnt worden. Die BKW schreibt auf Anfrage, dass die Projekte Oberjoch und Gemschberg vom Tisch sind: «Die Ablehnung der geplanten Solaranlagen bedeutet, dass die Projektarbeiten abgebrochen und die genannten Projekte in Grindelwald nicht mehr weiterverfolgt werden.»

In Hasliberg wurde ein Solarpark im Gebiet Käserstatt von der Gemeindeversammlung abgelehnt und jüngst stimmte die Gemeindeversammlung Lauterbrunnen gegen eine hochalpine Solaranlage auf dem Schiltgrat nahe Mürren.

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veröffentlicht: 18. Juni 2024 12:45
aktualisiert: 18. Juni 2024 12:48
Quelle: BärnToday

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