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Kanton Bern

Störende Schüler im Unterricht – so können Lehrpersonen damit umgehen

Nach Schulstart

Störende Schüler im Unterricht – so können Lehrpersonen damit umgehen

· Online seit 17.08.2023, 06:01 Uhr
Diese Woche hat im Kanton Bern die Schule wieder begonnen. Kinder, welche den Unterricht stören, bringen sowohl Lehrpersonen als auch Eltern immer wieder zur Verzweiflung. Zwei Experten erklären, wie eine zufriedenstellende Zusammenarbeit gelingen kann.
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Lehrpersonen, die zum Schulstart eine neue Klasse übernommen haben, werden immer wieder vor Herausforderungen gestellt, wenn Schülerinnen oder Schüler den Unterricht stören oder sich auffällig verhalten. Gerade Anfang Schuljahr sei deshalb der Beziehungsaufbau sehr wichtig, sagt Gerhard Stähli vom Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der Pädagogischen Hochschule Bern (PH Bern). «Einen Unterricht ohne Störungen gibt es gar nicht», so Stähli.

Als wichtig erachtet der Berater bei der PH Bern, dass die Ursache einer Störung erforscht wird: «Kinder stören nicht grundsätzlich bösartig. Manchmal stören sie, weil sie überfordert sind oder nicht für eine längere Zeit ruhig sitzen können. Vielleicht ist auch etwas in der Pause vorgefallen.» Wichtig sei auch, dass Lehrpersonen frühzeitig mit den Eltern Kontakt aufnehmen, wenn ihnen «anspruchsvolles Verhalten» auffalle.

Auf Kinder eingehen

Als Erstes könne man Blickkontakt mit dem betreffenden Kind aufnehmen und eventuell eine Handbewegung machen. Möglicherweise mache es auch Sinn, auf das Kind zuzugehen und es leise anzusprechen. Es gibt aber auch No-Gos, wie Stähli erklärt: «Wenn man ein Kind laut aufruft, stört man damit oft andere Kinder, die ruhig arbeiten. Ein Kind allein aus dem Zimmer zu schicken, geht eigentlich auch nicht, weil Lehrpersonen damit ihre Fürsorgepflicht verlieren.»

Eine Massnahme, die Lehrpersonen immer wieder treffen, ist, Pulte einzeln an eine Wand zu stellen, damit Kinder abgesondert von den anderen in Ruhe arbeiten können. Ob das Sinn macht, komme auf den einzelnen Fall an, sagt Gerhard Stähli. «Es kann sein, dass das Kind so konzentrierter arbeiten kann. Es gibt aber Kinder, die das als Bestrafung anschauen und dort ist es nicht hilfreich.»

Gespräch mit Eltern suchen

Wichtig findet Stähli, dass solche Massnahmen mit den Eltern besprochen werden. «Wenn man die Eltern im Boot hat, kann man besser damit umgehen.» Diese wüssten unter Umständen gar nicht, wie es in der Schule läuft. Wenn eine Lehrperson merke, dass sie mit einem störenden Kind nicht umgehen kann, sollte zudem sofort das Gespräch mit der Schulleitung, einer Heilpädagogin oder einem Schulsozialarbeiter gesucht werden, so Stähli.

Nicht selten äussern Eltern gegenüber Lehrpersonen Kritik. Gerhard Stähli ist der Meinung, dass sich Lehrpersonen dies anhören sollten. «Wer nicht gehört wird, verhält sich unerhört. Lehrpersonen haben aber das Recht, so damit umzugehen, wie es für sie stimmt.» Wird das verpasst, werde es immer schwieriger, gerade auch für das Kind. «Sobald es Schule gegen Eltern ist, leidet das Kind darunter», führt Stähli aus.

Grosse Belastung für Lehrpersonen

«Lehrpersonen stehen unter grosser Belastung», sagt Jan Holler, Co-Präsident des Vereins Schule und Elternhaus Kanton Bern. Die Aufgabenbereiche der Lehrerinnen und Lehrer nähmen zudem zu. Man habe schon vor sehr vielen Jahren gehört, dass die Schule immer mehr erziehen müsse. «Eltern haben wenig Zeit und müssen zwischen Schule, Familie und Beruf koordinieren. Die Erwartungen an die Schule nehmen zu», meint Holler.

Eltern sollen sich laut Holler bei Fragen und Sorgen zuerst an die Lehrperson und in einem zweiten Schritt an die Schulleitung wenden. Lehrpersonen könnten sich ebenfalls an die Schulleitung wenden, wenn «Probleme innerhalb der Klasse oder mit Einzelnen» aufträten. Der Co-Präsident der Elternorganisation betont: «Sobald die persönliche Integrität der Lehrperson Schaden nimmt oder die Belastung zu gross wird, muss die Schule die Lehrperson in Schutz nehmen.»

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veröffentlicht: 17. August 2023 06:01
aktualisiert: 17. August 2023 06:01
Quelle: BärnToday

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