Mötley Crüe/Def Leppard in Thun

Veranstalter: «Nicht nur die Bands, auch das Publikum wird älter»

30.06.2023, 08:22 Uhr
· Online seit 29.06.2023, 14:57 Uhr
Am Dienstag, 27. Juni, traten Mötley Crüe, Def Leppard und Europe in der Stockhorn-Arena in Thun auf. Stefan Matthey, Geschäftsführer der Veranstalter Good News Productions, spricht über das älterwerdende Publikum, ein Überangebot von Konzerten und Verkehrsprobleme.
Anzeige

BärnToday: Was für ein Fazit ziehen die Veranstalter zum Konzert mit Mötley Crüe, Def Leppard und Europe?

Stefan Matthey: Nach «Volbeat» und «Die Ärzte» war das unser drittes Konzert in der Stockhorn-Arena in Thun. Am Dienstag war die Stimmung bei allen drei Bands sehr gut. Die Leute haben das gekriegt, was sie erwartet haben und sind glücklich nach Hause.

Das oberste Gebot ist eine sauber verlaufende Veranstaltung – ohne Verletzte und ohne Dramen. Wir hatten keine nennenswerten Zwischenfälle gehabt. Auch die Rückmeldung der Polizei und der Sanität war gut. Es gab wenige Bagatellfälle wie Bienenstiche, Glasscherben und einige alkoholisierte Leute. Zusammengefasst war es für uns eine gute Veranstaltung.

Was spricht für Thun, dass die Stockhorn-Arena jetzt schon mehrmals als Austragungsort gewählt wurde?

In der Schweiz ist man etwas beschränkt, was Stadionmöglichkeiten angeht. Wir haben das Letzigrund und das Wankdorf mit grosser Kapazität und dann kleinere Stadien wie beispielsweise in Thun, Luzern und St. Gallen. In Thun haben wir mit der Stockhorn-Arena bei dieser Grösse von Veranstaltungen gute Erfahrungen gemacht.

Trotzdem war das Konzert nicht ausverkauft. Was könnten die Gründe sein?

Das Konzert war mit 14’250 Besuchern nicht ausverkauft, was etwas unter unseren Erwartungen liegt. Das hat sicher mit dem Wochentag und mit dem Standort Thun zu tun, besonders für Leute, die aus Zürich oder anderen Teilen der Schweiz anreisen. Auch gibt es gerade ein Überangebot an Konzerten auf dem Schweizer Markt: Nächste Woche spielt Guns N’ Roses in Bern und diese Woche tritt Coldplay in Zürich auf – da wurden bereits 100’000 Tickets verkauft.

Es gibt aktuell viele Konzerte, die nicht ausverkauft sind. Damit muss man als Veranstalter leben. Wie beim Sprichwort «Sometimes you win, sometimes you lose» ist das auch bei unserem Geschäft. Wir merken auch, dass Leute nach zwei Jahren, in denen sie nicht in die Ferien konnten, das jetzt nachholen und das Geld lieber dort investieren.

Spricht nicht auch das Greenfield Festival, das nur wenige Wochen zuvor stattgefunden hat, ein ähnliches Publikum an? War es ein schlechter Zeitpunkt?

Da bin ich nicht der gleichen Meinung. Das Greenfield hat schon eine härtere Gangart. Dort kommt ein Publikum, das gerne zelten geht. Die Leute, die Mötley Crüe und Def Lepperd besuchen, gehen hingegen gerne in ein Stadion. Ich will darauf hinweisen, dass die Sitzplätze ausverkauft waren. Das ist ein Zeichen, dass nicht nur die Bands, sondern auch das Publikum älter wird. Und dass das Publikum gerne irgendwo hingeht, wo man sitzen kann.

Durch Rammstein wurde eine Sexismus-Debatte in der Musik ausgelöst. Beim Konzert hat der berüchtigte Schlagzeuger von Mötley Crüe, Tommy Lee, Frauen aufgerufen, ihre Brüste zu zeigen – einige sind dem nachgekommen. Kann man das als Veranstalter noch unterstützen?

Das, was bei Mötley Crüe gemacht wurde, ist in keiner Art und Weise damit zu vergleichen, was bei Rammstein im Raum steht und das möchte ich nicht weiter kommentieren. Seit den 80er-Jahren wird das praktiziert. Es tut mir leid –  aber ich will das nicht verurteilen.

Einige Zuschauerinnen und Zuschauer haben auch die hohe Lautstärke am Konzert kritisiert. Gab es Beschwerden deswegen?

Wir hatten keine Beschwerden wegen der Lautstärke, das habe ich nur im Netz gelesen. In der Schweiz haben wir sehr klare Bestimmungen und diese sind eingehalten worden. Wir müssen die Lautstärke messen und die Daten bei den Behörden abgeben. Bei Def Lepperd war die Lautstärke zwar etwas höher als bei Mötley Crüe, aber es war in der Norm.

Das Konzert fand an einem Dienstagabend statt. Im Feierabendverkehr hat sich der Verkehr bis Kiesen gestaut. Was sagen Sie dazu?

Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass es an einem Dienstag stattfindet und mit Feierabendverkehr zu rechnen ist. Deshalb haben wir empfohlen, mit dem Zug anzureisen. Tatsache ist, dass beim Nadelöhr bei Thun die Konzertbesucher mit dem Feierabendverkehr zusammengeprallt sind. Da hat es auch Rückstau gegeben. Der Abfluss ist nach Polizeiangaben aber sehr gut verlaufen.

Es sind auch mehr Autos gekommen, als wir erwartet haben. Uns hat sehr erstaunt, dass in jedem Auto nur eine oder zwei Personen gesessen sind. Das hat das Ganze noch etwas erschwert.

veröffentlicht: 29. Juni 2023 14:57
aktualisiert: 30. Juni 2023 08:22
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch