Schweizer Wildkatzen

Warum du junge Katzen aus dem Wald nicht mitnehmen solltest

· Online seit 06.07.2023, 15:04 Uhr
Neben dem beliebten Haustier, dem Stubentiger, gibt aus auch dessen wildes Pendant im Wald, die Wildkatze. Wer junge Wildkatzen ohne ihre Mutter sieht, muss aber nicht besorgt sein oder sie sogar mitnehmen. Denn in menschlicher Obhut haben sie nichts verloren.
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Wer im Wald junge Katzen ohne ihre Mutter sieht, muss nicht vom Schlimmsten ausgehen. Wildkatzen verlassen ihre Jungen öfter für einige Stunden am Tag, um auf die Jagd zu gehen. Die gutgemeinte Rettungsaktion ist also weniger eine Rettung, als eine Entführung der jungen Katzen zu deren Schaden, denn: Junge Wildkatzen gehören nicht ins Tierheim oder in menschliche Obhut. Das Immunsystem der wilden Jungtiere ist noch nicht vollständig ausgebildet und die Kleinen können durch den Kontakt mit Hauskatzen krank werden, wie die Stiftung Kora für Raubtierökologie und Wildtiermanagement erklärt.

Aufgrund ihres Verhaltens gehören sie in den Wald und in die Natur. Dort werden sie bis zu zehn Jahre alt und jagen vor allem Mäuse oder Wildkaninchen. Gelegentlich ergattern sie sogar Fische, Vögel oder Reptilien, so Kora. Schätzungsweise leben knapp hundert Wildkatzen im Kanton Bern. Die meisten davon im Berner Jura und einige im Berner Mittelland, wie Lea Maronde, Leiterin der Wildkatzenprojekte der Stiftung, sagt. Die Wildkatze ist als einheimisches Wildtier seit 1962 geschützt und Jagd oder Fang sind strikt verboten.

Gefährliche menschliche Obhut 

Dennoch kam es in den letzten Jahren vor, dass Wildkatzen fälschlicherweise mitgenommen wurden. Im Kanton Bern war es 2021 der Fall, dass drei vermeintlich ausgesetzte Babykatzen dem Tierheim übergeben wurden. Die drei Wildkatzen konnten aber schnell erkannt und einer Wildstation übergeben werden.

Die Tiere wurden später wieder ausgesetzt. Um herauszufinden, ob sich die drei nach der Zeit in menschlicher Obhut in freier Wildbahn zurechtfinden, wurden zwei der Tiere markiert sowie einige Fotofallen im Gebiet aufgestellt. Alle drei konnten durch die Fotos wiedererkannt werden.

Hauskatzen, die Gefahr der Wildkatzen 

Nicht ganz so glücklich lief ein anderer Fall, der von der Stiftung Kora protokolliert wurde. Eine Tierschutzorganisation zog drei Wildkatzenjungen von Hand auf, die später an Privatpersonen vermittelt wurden. Erst dort konnte aufgrund des Verhaltens und Aussehens festgestellt werden, dass es sich um Wildkatzen handelt. Alle drei mussten später euthanasiert werden, da sie sich bei einem zwischenzeitlichen Aufenthalt in einer Katzenauffangstation mit einem gefährlichen Virus infiziert hatten.

Quelle: Tele M1

So stellen auch Hauskatzen eine Gefahr für die Wildkatze dar. Paarungen zwischen Haus- und Wildkatzen bringen fruchtbare Nachkommen hervor, die «Hybriden» genannt werden.

Für eine Art, die nur noch in eine kleine Populationsgrösse hat, kann dies zu einer Bedrohung werden, da es zum genetischen Verschwinden der Art führen kann. Inwieweit diese Gefahr für die Europäische Wildkatze besteht, wird derzeit in Projekten erforscht.

Weitere Gefahren sind Krankheiten, die Hauskatzen auf Wildkatzen übertragen können. Und die Verkleinerung ihres Lebensraums, die vor allem auch zu Verkehrsunfällen mit wilden Katzen führt.

veröffentlicht: 6. Juli 2023 15:04
aktualisiert: 6. Juli 2023 15:04
Quelle: BärnToday

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