Drei Monate danach

Nach Grossbrand in Kehrsatz: «Ein Stück Geschichte fehlt»

· Online seit 20.12.2022, 06:58 Uhr
Drei Monate ist es her, seit das Geschäftsgebäude in Kehrsatz in Flammen aufging. Der 20. September veränderte das Leben der Menschen, die an diesem Tag ihren Arbeitsort verloren. Einer davon ist Rolf Stauffer, Inhaber der Fuhrer Schreinerei AG.
Anzeige

Bis in den frühen Morgenstunden des 20. Septembers befand sich am Kirchackerweg 31 in Kehrsatz ein gewerbliches Gebäude – Heimat der Schreinerei Fuhrer AG sowie zweier Autogaragen, einer Zimmerei und einer Malerei. Kurz vor 5.35 Uhr ging bei der Kantonspolizei Bern die Meldung ein, dass es in diesem Gebäude brenne. Obwohl der Brand von rund 130 Einsatzkräften verschiedener Feuerwehren rasch unter Kontrolle gebracht werden konnte, dauerten die Löscharbeiten an. Erst kurz vor 15.30 Uhr gab Alertswiss Entwarnung, der Brand sei gelöscht. Das Gebäude wurde jedoch vollständig zerstört. Die Brandursache und die Höhe des Sachschadens sind derzeit noch unbekannt.

Rolf Stauffer, Inhaber der Fuhrer Schreinerei AG, verlor an diesem Tag seinen Arbeitsort. Glücklicherweise konnte der Betrieb jedoch spontan verlagert werden – die provisorischen Büroräumlichkeiten der Firma sowie die Schreinerei selbst zügelten temporär nach Belp.

Wie er den 20. September erlebte, erzählt der Schreinermeister im Interview.

BärnToday: Wie haben Sie den 20. September erlebt?

Rolf Stauffer: Es ist für mich schon wieder lange her, da sich seither so viel getan hat. Es brannte lichterloh. Aber die vielen Male, an denen man am ehemaligen Geschäft durchgefahren ist, waren fast schwerer zu ertragen als der Tag des Brandes selbst. Damals wussten wir um 5.35 Uhr, dass von nun an alles in eine andere Richtung geht.

Ich kann die Bilder des Brandes nicht immer ansehen. Manchmal frage ich, ob das tatsächlich passiert ist. Es fehlt etwas an diesem Waldrand. Ein Stück Geschichte fehlt.

Wie haben Sie vom Brand erfahren?

Ich wurde von meinem Arbeitskollegen informiert. Er teilte mir mit, dass die «Bude» brennt. Ich dachte, das könne nicht sein. Auch mein Bruder, der Feuerwehrkommandant ist, hat mich angerufen. Es war eine sehr schwierige Zeit. Wie ich wieder heruntergekommen bin, weiss ich ehrlichgesagt gar nicht mehr. Alles ging so schnell und die Gedanken wirbelten nur so in meinem Kopf.

Quelle: TeleBärn

Das Gebäude, in dem sich die Fuhrer Schreinerei AG und weitere Unternehmen befanden, brannte auf Grund und Boden nieder.

Richtig – es ist ein Totalschaden. Nun planen wir die Errichtung eines neuen Gebäudes am selben Standort und sind damit auf gutem Wege. Wir hoffen, dass die Behörden und Aufsichten möglichst rasch ihr OK zu der Baubewilligung geben. Das Gebäude soll in gleicher Grösse wieder aufgebaut werden, möglichst mit denselben Untermietern. Der Standort ist ideal, dort waren wir zuhause.

Wann könnte das neue Gebäude fertiggestellt werden?

Gemäss jetzigem Zeitplan wäre es Frühling oder Juni 2024, in dem wir das Gebäude wieder beziehen und unsere Produktion starten könnten. Es ist ein straffes Programm, aber aktuell sieht es nicht schlecht aus.

Wie geht es momentan mit dem neuen Gebäude voran?

Manchmal haben wir mit Rückschlägen zu kämpfen. Ein intensives Thema ist das Brandschutzkonzept für das neue Gebäude, welches uns immer wieder zurückwirft. Das hätte ich mir leichter vorgestellt. Das sind enorme Zeithorizonte – wir reden hier von Monaten und Jahren, bis man von den Behörden Bescheid erhält.

Welche Unterstützung erhielten Sie in den Tagen nach dem Brand?

Was soll ich da sagen? Am Brandtag hatten wir ein bisschen Kontakt mit der Gemeinde – seither haben wir jedoch nichts mehr gehört. Ich frage mich allerdings auch, ob sie viel hätten helfen können. Grosse Unterstützung kam allerdings von den Versicherungen her.

Wie sind Sie und Ihr Team mit dem Brand umgegangen?

Die ersten Tage danach waren sehr familiär. Wir fühlten uns fast, als wäre ein Familienmitglied nicht mehr unter uns. Wir sind sicher enger zusammengerückt, sowohl unsere Mitarbeitenden im Büro als auch jene, die in der Schreinerei selbst gearbeitet hatten. Es ist eine traurige Geschichte. Nicht jede Person geht gleich damit um oder verkraftet das gleich gut. Wir stützen einander gegenseitig und reden noch immer viel davon.

Können Sie Ihrer Arbeit unter den aktuellen Umständen nachkommen?

Wir geben uns Mühe und haben keine Einbusse. Aber wir sind vielleicht etwas langsamer unterwegs als vor dem Brand. Aber es gibt uns noch und es wird uns auch weiterhin geben. Wir erscheinen täglich motiviert zur Arbeit.

veröffentlicht: 20. Dezember 2022 06:58
aktualisiert: 20. Dezember 2022 06:58
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch