Nur noch Selbstbedienung

Der Dorfbeck in Schliern wird unpersönlicher

· Online seit 23.05.2023, 05:50 Uhr
Ein kurzer Schwatz an der Theke ist in der Dorfbeck-Filiale in Schliern bei Köniz bald nicht mehr möglich. Künftig kommt die Filiale ohne Personal aus. Das sei die einzige Möglichkeit, um den Standort vor einer Schliessung zu bewahren.
Anzeige

Künftig muss man das Gipfeli oder das Ruchbrot selbst ins Säckli packen. Per Anfang Juni wird die Dorfbeck-Filiale in Schliern in einen Selbstbedienungsladen umgewandelt. Auf Anfrage von BärnToday erklärt Geschäftsführer Renato Sahli: «Der Druck auf die Margen, steigende Preise in der Produktion und fehlende Fachkräfte zwingen uns, die kleinen Filialen zu überdenken, wenn wir diese erhalten wollen.»

Die Dorfbeck AG hat sich zum Ziel gesetzt, Bäckereien in der ländlichen Gegend zu erhalten. Sahli bekräftigt: «Der Selbstbedienungsladen scheint uns aktuell die einzige Variante, wie wir diesen Erhalt sichern können.»

Mitarbeitende werden verlegt

Durch die Umwandlung sollen Kosten gesenkt werden. Allerdings geht Sahli auch davon aus, dass der Umsatz dadurch sinken wird. «Im Ganzen wird aber das wirtschaftliche Risiko minimiert, was uns den Erhalt des Standortes ermöglichen soll.»

Zu einem Stellenabbau führt dieser Schritt nicht. «Wir haben für alle Mitarbeitenden intern offene Posten, welche zu besetzen sind», so der Geschäftsführer. Überall würden nämlich noch Fachkräfte gesucht – so auch im Verkauf.

Die Dorfbeck AG betreibt insgesamt sieben Filialen in den Regionen Köniz, Schwarzenburg und Gantrisch. Die Firma ging 2021 aus der ehemaligen Jägerbäckerei GmbH hervor.

Zusammenarbeit mit der Post beendet 

Den Laden in Schliern, der zugleich auch als Dorflädeli und Postagentur dient, gibt es seit 2020. Mit der Umwandlung zum Self-Checkout beendet die Firma auch die Zusammenarbeit mit der Post. Von dieser konnte die Dorfbeck AG zuletzt nicht mehr profitieren.

«Die Nachfrage an den postalischen Dienstleistungen hat mit der Einführung der Pflicht für QR-Code-Rechnungen drastisch abgenommen», sagt Sahli. Eine Subventionierung seitens der Post oder der Gemeinde, um die Post in Schliern erhalten zu können, sei ausgeschlagen worden. «Der weitere Betrieb auf Status quo hätte die Dorfbeck AG in starke finanzielle Nöte gebracht.»

Auch in Gasel gibt es im Dorfbeck eine Postagentur. Auch dort mache sich der Rückgang bemerkbar. «Da der Laden in Gasel aber nebst Bäckereiprodukten auch klassische Detailhandelswaren anbietet und es dadurch und durch die ideale Verkehrslage eine deutlich höhere Kundenfrequenz gibt, ergibt sich hier kein Handlungsbedarf.»

Werden nun alle Filialen zu Selbstbedienungsläden? 

Schliern ist bei der Dorfback AG bereits die dritte Self-Checkout-Bäckerei. Bereits seit Anfang Jahr kommt der Standort Niederwangen ohne Personal aus. In den letzten Wochen wurde zudem die Filiale in Oberscherli entsprechend umgebaut. «Der Abschluss macht nun Schliern.» Die übrigen Filialen sollen, wie gehabt, mit Personal weiter betrieben werden.

Die Reaktionen auf die Selbstbedienungsläden fallen gemischt aus. «Viele freuen sich um den Erhalt der Läden. Andere freuen sich über die flexibleren Einkaufszeiten. Andere wiederum möchten so nicht mehr einkaufen», sagt Sahli. Die kritischen Stimmen gelte es zu akzeptieren. Zudem wolle man aktiv Überzeugungsarbeit leisten. «Am Ende sind wir überzeugt, dass eine Dorfbäckerei oder ein Dorfladen immer einen grossen Mehrwert in einem Dorf bieten kann.»

Fürchtet die Dorfbeck AG durch das Self-Checkout-Konzept vor Diebstählen? Schliesslich kämpfen andere Selbstbedienungsläden wie «Rüedu» immer wieder mit Diebinnen und Dieben.

«Wir haben ein stark eingeschränktes Angebot. Backwaren ‹zu klauen» scheint uns weniger aufregend als andere Güter», sagt Sahli. «Dennoch haben wir alle unsere Läden mit vielen Überwachungskameras ausgerüstet, welche alle Aktivitäten für uns aufzeichnen.» Zudem bringe man der Kundschaft ein hohes Vertrauen entgegen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 23. Mai 2023 05:50
aktualisiert: 23. Mai 2023 05:50
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch