Seit zwei Jahren in Bern

Geflüchtete: «Ich gehe mit meiner Tochter nicht mehr in die Ukraine zurück»

· Online seit 24.02.2024, 08:10 Uhr
Vor zwei Jahren überfiel Russland die Ukraine. Das löste eine europaweite Flüchtlingswelle aus. Auch Charlotte Plutenko ist geflohen und lebt seither in der Stadt Bern. Sie erzählt von ihrem Leben hier.
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Seit zwei Jahren herrscht Krieg in der Ukraine. Seitdem sind schätzungsweise 6.5 Millionen Menschen aus der Ukraine ins Ausland geflüchtet, wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR berichtet.

Davon befinden sich zurzeit rund 8700 Personen aus der Ukraine mit Schutzstatus S im Kanton Bern. Rund 14 Prozent von den Geflüchteten sind noch bei Gastfamilien untergebracht. Dies gab Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern (GSI), gegenüber BärnToday bekannt.

«Ich habe viele Freunde gefunden»

Charlotte Plutenko flüchtete vor knapp zwei Jahren mit ihrer 4-jährigen Tochter aus der Ukraine. Der russische Angriffskrieg betraf sie direkt. Als sie in Bern ankam, lebte sie zuerst bei einer Gastfamilie im Tiefenau-Quartier. Danach zog sie nach Bümpliz. Aktuell wohnt sie nun in einer eigenen Wohnung in Brünnen.

«In Bern fühle ich mich sehr wohl», sagt Charlotte Plutenko. Ihrer Tochter gehe es gleich. Trotz der fremden Kultur und den Herausforderungen, die hier in Bern herrschen, habe sie sich gut integriert. Sie habe bereits viele Freundinnen und Freunde gefunden – einige auch einfach mitten auf der Strasse. Das schätzt die Ukrainerin. «Es ist schön, wenn man mit jemandem reden kann», so Plutenko.

Die Sprache als grösste Herausforderung 

Das «neue» Leben in Bern bringt für Charlotte Plutenko auch gewisse Hürden mit sich. Im Vergleich zur Ukraine merke sie, dass in Bern die Kosten höher sind – besonders für Dinge, die man zum Leben benötige.

Eine weitere Schwierigkeit sei für sie die Sprache. «Das ist für mich die grösste Herausforderung», sagt Plutenko. Die Unterscheidung zwischen Berndeutsch und Hochdeutsch seien für sie besonders herausfordernd. Zum Glück könne ihre Tochter bereits ganz gut Deutsch sprechen. Das ist für Charlotte Plutenko wichtig. Auch sie will besser Deutsch sprechen können. Dafür besucht sie regelmässig Sprachkurse, bei einem privaten Lehrer. Dieser biete persönlich Gratis-Deutschkurse an.

«Ich habe nie über eine Rückkehr nachgedacht»

Die Unterstützung, die die Ukrainerin seit ihrer Ankunft erhält, beschränke sich vor allem auf eine finanzielle Hilfe. Sie sei zu keinen Organisationen oder Gemeinschaften gegangen. «Lediglich die Gemeinde unterstützt mich. Darüber bin ich aber sehr dankbar», sagt die Ukrainerin.

Charlotte Plutenko arbeitet zurzeit in einer Zahnarztpraxis. Dort unterstützt sie den Betrieb. Zu Hause kümmere sie sich um ihre Tochter, die in Bern in eine Kita geht. Hinzu käme, dass sie selbst bald eine Lehre als Dentalassistentin beginnen könne. «Ich bin also sehr engagiert», meint die Ukrainerin. In ihrem Heimatland war sie Vollzeit-Hausfrau. «Ich freue mich sehr, kann ich nun hier in der Schweiz einem Job nachgehen.»

Für die Zukunft wünsche Charlotte Plutenko sich, in Bern bleiben zu können. «Ich habe nie über eine Rückkehr nachgedacht. In der Ukraine ist es sehr gefährlich. Ich würde meine Tochter nie in die Ukraine zurückbringen».

veröffentlicht: 24. Februar 2024 08:10
aktualisiert: 24. Februar 2024 08:10
Quelle: BärnToday

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