Bern
Region Bern

Was feiern wir eigentlich am 1. August?

Nationalfeiertag

Was feiern wir eigentlich am 1. August?

28.07.2023, 14:58 Uhr
· Online seit 28.07.2023, 14:44 Uhr
Es ist gar nicht so einfach zu erklären, weshalb der Schweizer Nationalfeiertag am 1. August gefeiert wird. Denn, auch andere Daten hätten infrage kommen können. Weshalb es nun doch der 1. August ist und warum wir diesen feiern, hat BärnToday Bernerinnen und Berner auf der Strasse gefragt.

Quelle: BärnToday / Stefanie Küng / Warner Nattiel

Anzeige

1291, 1307 oder doch 1848? Bernerinnen und Berner sind sich nicht wirklich einig, welches das Gründungsjahr der Schweiz ist und seit wann wir den 1. August als Nationalfeiertag feiern. Zugegeben, es ist auch gar nicht so einfach. Denn es hätten auch ganz andere Daten infrage kommen können.

Der weitverbreitete Glaube zur vermeintlichen Geburt der Schweiz am 1. August lautet wie folgt: An diesem Tag sei der Bundesbrief von 1291 unterzeichnet worden und somit die Gründung der Schweiz beschlossen. Am 1. August 1291 sollen die Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden demnach einen «ewigen Bund» geschlossen haben. Viele glauben, dass dieser Brief und Wilhelm Tell sowie der Rütlischwur zusammenfallen. Doch das sind verschiedene Paar Schuhe.

Gab es Wilhelm Tell überhaupt? 

Tell kam erst 1307 ins Spiel. Auf dieses Jahr wird auch der Rütlischwur datiert. In den Geschichtsbüchern sogar ganz genau auf den Abend des 8. Novembers 1307.

Wilhelm Tell soll der Sage nach um das Jahr 1307 seinen Kampf für die Unabhängigkeit und Freiheit der Urkantone ausgefochten haben. So zumindest wird es im Theaterstück von Friedrich Schiller erzählt. Ja, und da war noch das mit dem Apfel – das ist aber eine andere Geschichte.

Was stimmt davon und was nicht? Den Bundesbrief und den Rütlischwur soll es zwar gegeben haben. Der Brief war aber auf anfangs August datiert, und bis ins 19. Jahrhundert hatte weder der Brief noch das Datum «1. August» Bedeutung. Weiter sind Historiker überzeugt, dass es Wilhelm Tell gar nicht gab.

1. August oder doch 12. September?

1315 wird erneut der Bündnisvertrag zwischen den Urkantonen festgeschrieben. Und dieser Brief soll auch historisch von grösserer Bedeutung gewesen sein. Er war der erste Bündnisvertrag in deutscher Sprache.

Doch es wird noch komplizierter. Viele betrachten weder den 1. August 1291, noch den Rütlischwur vom 8. November 1307 oder den Vertrag von 1315 als Gründung der Schweiz. Sie sehen den 12. September als wahren Feiertag an. Am 12. September 1848 trat nämlich die erste Bundesverfassung der modernen Eidgenossenschaft in Kraft.

Bleiben wir aber beim Mythos «1. August». Dazu, dass genau dieser Tag gefeiert wird, hat ein weiteres Ereignis beigetragen: 1891 wollte die Stadt Bern ihr 700-jähriges Bestehen feiern. Damit die Feier auch gross wurde, wollten sie in diesem Jahr zusätzlich die Schweiz feiern – in Anlehnung an das mögliche Gründungsjahr 1291. Und so setzte sich der Berner Bundesrat Karl Schenk in der Landesregierung dafür ein, dass sich die Schweiz 1891 zu ihrem 600-jährigen Bestehen feiere. Und das am 1. August.

Jährliche Feier ab 1899, aber noch arbeiten alle

Dem Bundesrat gefiel Schenks Idee: Er schickte 1889 eine Botschaft ans Parlament mit der Forderung, am 1. August 1891 eine Bundesfeier abzuhalten. Für den Bundesrat war klar, dass die Schweiz an diesem Tag gegründet wurde. Als Begründung, weshalb man in den letzten Jahrhunderten den 1. August aber nie feierte, wurde argumentiert, dass die «widrigen Zeitverhältnisse» Schuld daran hätten.

Ab 1899 gab es an diesem Tag jährlich Feierlichkeiten zur Gründung der Eidgenossenschaft. Doch erst Jahre später, im Jahr 1993, wird der Feiertag dank einer Volksabstimmung auch wirklich zum Feiertag und wird national arbeitsfrei.

Wusstest du, weshalb der Nationalfeiertag der Schweiz am 1. August ist? Erzähl es uns auf Whatsapp:

veröffentlicht: 28. Juli 2023 14:44
aktualisiert: 28. Juli 2023 14:58
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch