Seit dem Sommer wird aus Anarchischen und Antifaschistischen Kreisen zum «Antifaschistischen Abendspaziergang» in Bern aufgerufen. Am Samstag, 22. Oktober, also gleichzeitig wie die Premiere zur diesjährigen Ausgabe des Rendez-vous Bundesplatz und zum Heimspiel von YB gegen Sion soll die Kundgebung stattfinden.
Zuletzt sollte ein solcher «Abendspaziergang» 2015 stattfinden – damals wurde dieser aber durch ein Polizei-Grossaufgebot verhindert. Ein Grund dafür dürften sicher die Schreckensbilder aus vergangenen Jahren gewesen sein, als es teilweise zu Scharmützeln mit der Polizei und Sachschäden im sechsstelligen Bereich kam.
Aufrufe in gemässigten Tönen
Solche Wochenende seien «heikel», meint der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause auf Anfrage von BärnToday. Da diese «Antifaschistischen Nachtspaziergänge» nicht bewilligt sind beziehungsweise gar keine Gesuche eingehen, sei es schwierig einzuschätzen, was einen erwartet.
Da man aber schon seit längerer Zeit Kenntnis von der Veranstaltung habe, konnte man sich auch vorbereiten, so Nause. «Wir haben auch gewisse Hinweise auf die Route, das ist ein gutes Zeichen.» Auch seien die Aufrufe relativ gemässigt, führt Nause aus: «In den Kundgebungsaufrufen, die wir kennen, ist die Tonalität nicht wahnsinnig radikal.» Man müsse aber auf alles vorbereitet sein.
Keine Gefahr für Rendez-vous-Besucher
Zusätzlich erschwerend sei es, dass die Premiere vom Rendez-vous Bundesplatz stattfindet. «Der Bundesplatz wird mit Tausenden von Menschen belegt», so Nause. Diese Veranstaltung dürfte durch den Nachtspazierung nicht tangiert werden.
Eine Gefahr dürfte vom Nachtspaziergang aber nicht ausgehen: «Wir haben an Antifa-Kundgebungen eigentlich nie erlebt, dass unbeteiligte Dritte angegriffen werden. Wenn, dann kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.»
Auch mit einer Gegendemonstration von rechten Seite rechnet Nause nicht: In seinen 14 Jahren im Amt sei es noch nie vorgekommen, dass eine Antifa-Kundgebung in Bern von rechtsextremen Kreisen gestört worden wäre.
Organisatoren wollen sich vom «klassischen» Bild der Antifa lösen
Die «Berner Zeitung» und «Der Bund» haben im Vorfeld mit Mitorganisatoren der Antifa-Kundgebung gesprochen. Auch sie schlagen versöhnliche Töne an: Man wolle sich vom «klassischen Bild der Antifa lösen». Der Nachtspaziergang solle offener, diverser und bunter werden.
Das «bürgerliche Bild der Antifa als Prügeltruppe» entspreche nicht ihrer Realität, so eine Mitorganisatorin gegenüber den Zeitungen. Wenn aber schlussendlich trotzdem ein Grossteil der Menschen vermummt sei, habe man das Ziel nicht erreicht.
(dak)