Wahlsonntag

Berner Grüne bangen um ihre Sitze im Nationalrat

22.10.2023, 20:36 Uhr
· Online seit 22.10.2023, 18:50 Uhr
Es war zwar ein sonniger Tag, doch bei den Grünen sind am Wahlsonntag graue Wolken aufgezogen. Die umweltorientierte Partei hat laut Hochrechnungen der SRG nur noch Anspruch auf zwei Sitze im Nationalrat, bisher waren es vier.
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BärnToday: Umfragen im Vorfeld sahen für die Grünen nicht gut aus. Wie sind Sie mit diesem Wissen heute aufgewacht?

Natalie Imboden, Grünen-Nationalrätin: Ich habe tatsächlich nicht so gut geschlafen und bin früh aufgestanden. Das gibt einem aber auch die Möglichkeit, gewisse Dinge zu überdenken und anzuschauen. Das schlussendliche Resultat werden wir erst am Abend wissen, darum ist es schwierig, dieses zu kommentieren. Ich mache mir aber Sorgen ums Klima im Land. Einerseits um den Klimaschutz, was eine wichtige Aufgabe ist. Aber auch um das soziale Klima, wenn es wirklich einen Rechtsrutsch gibt. Wir brauchen höhere Renten und Mieten, die man bezahlen kann, und wir haben grosse soziale und auch klimapolitische Probleme. Da braucht es Lösungen.

Wie verbringen die Grünen den Wahlsonntag?

Wir sind in einem Restaurant in der Berner Altstadt, in der Nähe des Rathauses. Wir werden die Resultate aus den Regionen gemeinsam anschauen. Zuerst verfolgen wir mit Spannung die Ständeratswahlen. Es ist auch eine Gelegenheit zu diskutieren und mit Kolleginnen und Kollegen die Resultate zu analysieren. Und wir schauen auch auf die anderen Kantone – mein Kollege Mathias Zopfi im Glarus ist bereits in den Ständerat gewählt worden. Es gibt also auch erfreuliche Resultate, bilanzieren kann man aber erst am Schluss vom Tag.

Aktuell haben die Grünen vier Sitze im Nationalrat. Es scheint aber, als ob es nun mindestens einen Sitz weniger geben wird. Zittern Sie persönlich?

Wir vier sind untereinander in Kontakt und sind ein gutes Team. Auch während des Wahlkampfs waren wir gemeinsam unterwegs und haben zusammen Wahlkampf gemacht. Und das denke ich, ist ein wichtiges Signal. Es kann Abwahlen geben, aber es ergibt keinen Sinn, sich das jetzt im Vorfeld zu überlegen. Dazu müssen wir dann das Resultat anschauen.

Warum verlieren die Grünen?

Ein Grund ist, dass wir aktuell viel Gegenwind haben. Klimaschutz ist eine so wichtige Aufgabe und eigentlich müssten wir mit Vollgas hier vorwärtsmachen. Aber wir haben Krieg, in der Ukraine und im Nahen Osten – das verunsichert sicher viele Leute. Das ist schwierig. Und wir haben auch sozial grosse Herausforderungen, wir müssen die Rente und die Kaufkraft der Leute sichern. Dafür stehen wir Grünen ein, gerade die Renten und Mietfragen sind wichtig für uns. Wir werden am Schluss sehen, wie es herauskommt.

Es gab eine grosse Party vor vier Jahren, die Grünen hatten Grund zu Feiern. Was ist anders heute?

Ja, gut – man kann es nicht wirklich vergleichen. Vor vier Jahren waren die Prognosen auch nicht so rosig. Aber eine Party machen können wir auf jeden Fall. Wir sind sehr sozial und werden schlussendlich gemeinsam ein Bier trinken. Egal, wie es herauskommt.

Gibt es also auch bei Abwahlen ein Bier?

Ich kann nur für mich sprechen. Wenn ich abgewählt werden würde, dann bin ich froh, wenn ich meine grünen Freundinnen um mich habe. Auch dann trinken wir zusammen ein Bier.

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(fho/mfu)

veröffentlicht: 22. Oktober 2023 18:50
aktualisiert: 22. Oktober 2023 20:36
Quelle: BärnToday

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