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«Cash ist bei uns immer noch sexy»: Bald startet das Buskers Bern

20-Jahr-Jubiläum

«Cash ist bei uns immer noch sexy»: Bald startet das Buskers Bern

07.08.2023, 07:48 Uhr
· Online seit 06.08.2023, 10:14 Uhr
Am 10. August beginnt in Bern die Jubiläumsausgabe des Buskers Bern. Co-Gründerin und Gesamtleiterin Christine Wyss spricht darüber, wie sich das Festival verändert hat und warum man auf Besucherinnen und Besucher angewiesen ist, um rund 700 Hotelnächte zu bezahlen.
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BärnToday: Bald findet das 20. Buskers Bern statt. Wie läuft der Vorverkauf?

Christine Wyss: Unsere 28 Vorverkaufsstellen, sämtliche Buchhandlungen und viele weitere Läden und Lokale in Bern haben uns gemeldet, dass es gut läuft. Es kommt auch auf die Wetteraussichten an, in den letzten Tagen vor dem Festival zieht der Verkauf plötzlich an.

Mit der 20. Ausgabe steht ein grosses Jubiläum an. Ist etwas Spezielles geplant?

Wir haben zwei Jubiläums-Specials: Auf dem Münsterplatz gibt es eine interaktive Riesen-Geburtstagstorte und es gibt ein Puppenspecial. Der Münsterplatz dient als Tortenboden und darauf sind 20 Kerzen platziert, die vier Meter hohe Gerüsttürme sind. Jede Kerze ist einem Jahr gewidmet und darum herum passiert etwas. Auf der grössten Kerze in der Mitte des Platzes gibt es eine Terrasse und darunter ist unsere Bar. Bei anderen Kerzen gibt es beispielsweise eine Art ein Mini-Irish-Pub, eine Cocktail-Bar, eine Silent-Disco oder eine Dusche, um sich abzukühlen.

Für das Puppenspecial haben wir sieben verschiedene Acts. Dabei gibt es nicht nur liebliche und beschauliche Puppen, sondern auch einen «Strip» oder ein «Massaker». Wir lieben Puppenspiele und finden, dass diese in der Schweiz oft etwas zu kurz kommen. Da scouten wir auch an grossen Puppenfestivals im Ausland. Es ist toll, dass wir das auch anbieten können und auch diese spezielle Form von Theater- und Puppenspiel den Menschen näher bringen können.

Was hat sich seit den ersten Durchführungen des Buskers verändert?

Beim ersten Buskers haben meine Schwester und ich in der Nacht vor dem Festival Essens- und Getränkebons ausgedruckt und mit der Schere ausgeschnitten. Die Bewerbungen haben wir früher als wattierte Couverts erhalten, das hat fast den Briefkasten verstopft. Es war aber auch toll, da waren Briefmarken aus der ganzen Welt dabei. Jetzt läuft das alles online, dieses Jahr haben wir nur noch eine Bewerbung per Post erhalten. Wir haben nun auch die untere Altstadt zur Verfügung. In den ersten vier Jahren hatten wir die Kramgasse und die Gerechtigkeitsgasse noch nicht. Heute sind wir definitiv viel besser aufgestellt und organisiert.

Bargeld spielt eine grosse Rolle, etwa mit dem Hutgeld. Die Künstler erhalten die Gage von den Besuchenden. Funktioniert das gut?

Erstaunlicherweise ja. Wir haben sehr intensiv kommuniziert und wollten die Leute darauf sensibilisieren. Die Strassenkunst hat in Bern eine sehr lange Tradition. Im Vergleich zum Ausland haben Artisten rückgemeldet, dass das in Bern ausserordentlich gut funktioniert. Das neue Cashless-System ist aber schon eine Herausforderung. Twint gibt es halt nur für die Schweiz, also müssen viele auf internationale QR-Codes ausweichen. Aber wir sind zuversichtlich, dass die Leute verstehen, dass Hutgeld das Konzept des Festivals ist.

Man kann bei uns jetzt auch an unseren Bars und beim «Bändeliverkauf» auf der Gasse mit Twint und per Karte bezahlen. Wir finden, Bargeld muss aber auch sein: Cash ist bei uns immer noch sexy.

Wie finanziert sich das Festival?

Wir leben vom Bändeliverkauf. Damit müssen wir ein Drittel des Budgets decken. Das Bändeli ist sozusagen ein Drei-Tages-Pass. Die regulären kosten 20 Franken, die goldenen 30 Franken. Mit den goldenen Gönner-Pässen kommt man auch dreimal gratis ins Buskershouse. Das ist unsere Partylocation im Kornhausforum, dort spielen Bands und DJs bis in die frühen Morgenstunden.

Wofür wird das Geld verwendet?

Schon alleine die Transportkosten für alle 42 Acts brauchen sehr viel Geld. Und die Hotels in Bern waren schon vor über einem Monat ausgebucht – auch unseretwegen. Für die Künstlerinnen und Künstler und weitere Leute sind das circa 700 Hotelnächte, die wir bezahlen. Dazu kommt noch Logistik, Technik und Verkabelung, Bühnenaufbau, Gebühren für das Absperren, Sanität und Löhne. Das kostet alles viel, viel Geld.

Was waren die grössten Herausforderungen, das Festival in der Altstadt durchzuführen?

Es ist ein spezielles Festivalgelände, da man es nicht abschliessen kann und weil hier Leute wohnen und arbeiten. Es hat auch viele Touristinnen und Touristen. Das ist alles sehr interessant, aber das macht es nicht ganz einfach. Zusätzlich haben wir nur eine ganz kurze Aufbauzeit. Wir haben am Festival auch schon vieles erlebt: Nach der Matteüberschwemmung waren etwa plötzlich alle Autos aus der Matte auf dem Festivalgelände. Im dritten Jahr hatten wir drei Tage lang Dauerregen und etwa 10 Grad. Und 2019 hat ein Blitz ins Münster eingeschlagen.

Die Anzahl Künstler ist konstant geblieben. Hat das Buskers die ideale Grösse erreicht?

Wir sind jetzt am Limit. Es sind 42 Acts mit rund 140 Künstlerinnen und Künstlern aus 26 Nationen, die auf 25 verschiedenen Plätzen spielen – dieses Jahr zum ersten Mal auch in der unteren Postgasse. Die Begrenzung zwischen Kornhaus respektive Zytglogge und Nydegg ist gut. Wenn das Festival weiter rausgehen würde, würde es zu kompliziert werden.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie aus der Bevölkerung?

Wir hören etwa von Expats, die extra zu dieser Zeit zurück nach Bern kommen oder von Deutschen, die ihre Freunde und Familie in dieser Zeit nach Bern einladen. Es passiert so viel, dass Leute ihren Aufenthalt in der Schweiz auf das Buskers timen.

Was sind Ihre Tipps für Interessierte?

Es ergibt Sinn, den Besuch zu planen, es sind schliesslich 300 Shows. Wer etwas sehen will, sollte das Programmheft studieren, damit man möglichst viel davon hat. Je früher man kommt, desto mehr Platz hat es. Es hat am Buskers aber nicht zu viele Leute, das ist ein «Märli». Okay, zwischen 20 und 22 Uhr hat es in der Hauptgasse viele Menschen, aber wir haben keine Headliner – das Programm wird also nicht besser, je länger der Abend wird.

veröffentlicht: 6. August 2023 10:14
aktualisiert: 7. August 2023 07:48
Quelle: BärnToday

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