«Es ist extrem, wie spät das Laub dieses Jahr fällt»

Während andere Städte das Laub an möglichst vielen Orten liegen lassen, um dem Naturkreislauf nicht zu schaden, wird das in Bern anders gehandhabt. «In der Hauptsaison sammeln wir alles Laub im Stadtgebiet ein. Wir haben sechs Laubdepots, von dort aus wird es abgeführt», sagt Andreas Niklaus, Leiter Strassenreinigung und Winterdienst.

Einzig in Parkanlagen räume man das Laub nicht komplett weg. «Dort werden Haufen gemacht, damit Igel und andere Kleintiere Unterschlupf finden können», so Niklaus.

Grund für die konsequente Räumung des Laubes ist die Sicherheit. Bei Trams beispielsweise könne Laub, das in die Schienen gerate, sogar zu Entgleisungen führen, erklärt Niklaus. Erst kürzlich wurden wegen Laubes mehrere Tramhaltestellen über Stunden nicht bedient. Auch für Fussgänger und Velofahrer ist nasses Laub am Boden nicht zu unterschätzen.

Laub fällt immer später

Dass die Temperaturen Jahr für Jahr steigen und die Sommer länger werden, merkt auch Andreas Niklaus. «Das Laub fällt merkbar später von den Bäumen. Besonders dieses Jahr ist es extrem.» Trotzdem lag ein Teil der Blätter in diesem Jahr überraschend früh am Boden. Wie ist dieses Phänomen zu erklären? Daran sind laut dem Stadtangestellten ebenfalls die hohen Temperaturen schuld: Das Laub sei wegen der Hitze vertrocknet.

Pro Laubsaison, also innerhalb von drei Monaten, kommen in der Stadt Bern zwischen 800 und 1200 Tonnen Laub zusammen, wie Andreas Niklaus sagt. Der Grossteil davon komme in eine Kompostieranlage nach Murten – lediglich das Material der ersten Laubsammlung lande in der Verbrennungsanlage. Denn: «Nebst dem Laub ist da jeweils auch viel Dreck dabei, der Reinheitsgehalt ist deshalb zu tief für den Kompost», so Niklaus.

Benzin-Laubbläser notwendig

Wenn viel Laub falle, sei die Räumung ohne Benzin-Laubbläser aktuell nicht zu bewältigen. Nebst der Laubsaison würden diese ausserdem beim Zibelemärit und bei der Fasnacht eingesetzt. Das Ziel ist aber klar: Irgendwann sollen in der Stadt Bern nur noch Elektro-Laubbläser eingesetzt werden. Aktuell seien diese aber noch zu wenig effizient und zu schwer, meint Niklaus.

Viele Bernerinnen und Berner sind nicht sonderlich angetan von den lauten Maschinen. Der Lärm der Benzin-Bläser führt bei der Stadt immer wieder zu Reklamationen. «Allerdings sind es oft auch Privatpersonen, welche das Laub wegblasen», sagt Andreas Niklaus. Die Geräte seien heutzutage schnell und für wenig Geld zu erwerben.