Breites bürgerliches Bündnis

GLP-Präsident: «Wir werden zu dieser Liste gezwungen»

· Online seit 09.01.2024, 05:57 Uhr
Mitte-Rechts wagt für die Berner Gemeinderatswahlen 2024 den ganz breiten Schulterschluss: GLP, Mitte, EVP, FDP und SVP streben eine gemeinsame Liste an. Besonders für die Grünliberalen ist dieses Vorgehen Chance und Risiko zugleich, wie der Präsident der GLP Stadt Bern Michael Hoekstra im Interview andeutet.
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BärnToday: Sie wollen in einer gemeinsamen Liste mit der FDP, der Mitte, der EVP und der SVP antreten. Warum dieser breite Schulterschluss?

Michael Hoekstra: Wir mussten feststellen, dass die Meinungsvielfalt im Gemeinderat der Stadt Bern nicht mehr ausreichend gegeben ist. Wir wollen zwei der fünf Sitze zurückgewinnen.

Die Parteimitglieder müssen dieses Vorgehen noch absegnen. Haben Sie das Gefühl, dass ihre Basis die Strategie goutiert?

Ich gehe davon aus, dass sie grossmehrheitlich auf Zustimmung stossen wird. In den letzten sechs Monaten haben wir mit vielen Personen gesprochen. Nachdem man ihnen die Ausgangslage erklärt hat, haben die meisten das auch verstanden und unterstützt.

Die GLP auf einer Liste gemeinsam mit der SVP: Wie erklären Sie das ihren Wählerinnen und Wählern?

Wir werden zu dieser Liste gezwungen. Das Wahlsystem der Stadt Bern bevorzugt grosse Bündnisse. Dadurch, dass RGM (Rot-Grün-Mitte, bestehend aus den drei Parteien Grünes Bündnis, Grüne Freie Liste und SP, Anm. d. Red.) auch eine grosse Liste macht und damit zuletzt vier der fünf Sitze gewinnen konnte, während alle anderen Parteien gescheitert sind, wirklich vernünftige Vertretungen sicherzustellen, werden wir dazu gezwungen. Ich bin eigentlich kein Fan von diesen Bündnissen, aber wir müssen versuchen, das so umzusetzen.

Mit dem breiten Bündnis haben die Grünliberalen gute Chancen, einen Gemeinderatssitz zu erobern. Gleichzeitig setzen Sie mit diesem Vorgehen bei den Stadtratswahlen vielleicht Sitze aufs Spiel?

Diesem Risiko sind wir uns bewusst. Wir sind aber überzeugt, dass wir unseren Wählerinnen und Wählern in den nächsten Monaten begründen können, weshalb dieses Vorgehen nötig ist.

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Trotzdem: Das Bündnis mit der SVP dürfte einigen GLP-Wählenden nicht gefallen. Ist es Ihnen der Sitz im Gemeinderat wert, diese zu enttäuschen?

An unseren Positionen ändert sich nichts. Wir sind eine Mitte-Partei. Im Stadtrat sprechen wir immer mit beiden Seiten – mit Links und Rechts. Wir haben Themen wie den Umweltschutz, wo wir klar links stehen und Bündnisse mit der SP und den Grünen pflegen. Bei finanzpolitischen Themen hingegen haben wir schon immer mit der FDP und der SVP zusammengearbeitet und uns beispielsweise gegen das Personalreglement gewehrt. Diese Zusammenarbeit als Mitte-Partei auf sachpolitischer Ebene wird bestehen bleiben. Wir werden unsere Positionen aufgrund der Listenverbindung ja nicht ändern.

Sind Sie noch immer enttäuscht, dass die Mitte nach dem Abgang von Reto Nause nun nicht eine Kandidatin oder einen Kandidaten der GLP unterstützt, sondern auf das bürgerliche Bündnis gedrängt hat?

Ich verstehe, dass die Mitte für sich schaut. Klar hätten wir es uns anders erhofft. Aber unser Fokus liegt nun darauf, in der Exekutive für die Mitte und die Bürgerlichen zwei Sitze zu holen. Deshalb glauben wir an diese Liste.

(tka/jko)

veröffentlicht: 9. Januar 2024 05:57
aktualisiert: 9. Januar 2024 05:57
Quelle: BärnToday

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