«Die City Card der Stadt Bern nimmt Gestalt an», teilt die Stadt Bern am Montag in einer Mitteilung mit. Gemeint ist ein alternatives Identifikationsmittel und ein Wohnnachweis für alle, die in Bern wohnen. Die City Card soll «Symbol für eine solidarische und weltoffene Stadt» sein – die Stadt schreibt sogar von «einem Zeichen der Zugehörigkeit aller Bernerinnen und Berner».
Ein entsprechendes Dokument, das auch als Alternative zur ID gesehen wird, ist schon seit längerem ein Thema. Bereits 2017 hiess es im Schwerpunktplan Integration der Stadt, dass man bestrebt sei, eine City Card einzuführen, «um damit die Teilhabe aller Bewohnerinnen und Bewohner Berns unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus zu fördern». Am Montag hat die Berner Stadtregierung das Umsetzungskonzept zur Kenntnis genommen und erste Aufträge für die Vorbereitung erteilt.
Bessere Zugänge für Personen ohne ID
Die City Card soll den Zugang zu städtischen Dienstleistungen wie Kinderbetreuungsangeboten oder zu Vergünstigungen – beispielsweise bei Eis- und Wasseranlagen – ermöglichen oder erleichtern. Dies gelte insbesondere für ausländische Personen, für Sans-Papiers, sowie für nicht binäre Personen. Oder, kurz gesagt: «Die City Card bekommen alle, die in Bern wohnhaft sind – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus», betont Gemeinderätin Franziska Teuscher.
In Bereichen wie Telekommunikation, Finanzdienstleistungen und Freizeit würden Kooperationen mit verwaltungsexternen Partnerorganisationen angestrebt, schreibt die Stadt am Montag. Der Gemeinderat habe das Umsetzungskonzept zur Kenntnis genommen und Aufträge für Vorbereitungsarbeiten erteilt.
Fünf Jahre bis zur Lancierung
Die City Card soll in Form einer App respektive einer Webanwendung für Computer realisiert werden. Damit ist ihre Realisierung eng an die Digitalisierungsvorhaben der Stadt Bern gekoppelt. Die Anforderungen seien aber komplex, teilt die Stadt Bern mit. «Entsprechend geht der Gemeinderat davon aus, dass es rund fünf Jahre dauern wird, bis die City Card lanciert werden kann.»
Denn: Als Nächstes müsse eine Rechtsgrundlage erarbeitet werden. «Der Erlass der notwendigen Rechtsgrundlagen, die Einbettung in die städtische Portalstrategie und die Ausarbeitung und Vorlage der entsprechenden Kreditvorlage benötigen eine gewisse Zeit», erklärt Franziska Teuscher. Als Direktorin für Bildung, Soziales und Sport wünsche sie sich die City Card aber so rasch als möglich. «Wenn es weniger lange dauert als fünf Jahre, umso besser», so die Gemeinderätin.
Wer in der Stadt lebe, soll Bern ab dem ersten Tag als diskriminierungsfrei erleben, schreibt die Stadt Bern. Künftig könne die City Card sowohl digital als auch für die Kommunikation mit der Bevölkerung bis hin zur Verknüpfung mit Sport- und Mobilitätsabonnementen angewendet werden.
Franziska Teuscher freut sich: «Für mich ist die City Card ein Schlüssel zu einer Stadt für alle. Sie ist modular ausbaubar und wird ihr Potenzial laufend erweitern können», so die Gemeinderätin.
Idee entstand nach der Flüchtlingskrise 2015 – ist aber nicht unumstritten
Die Idee einer City Card ist nicht neu. Entstanden ist sie nach der Flüchtlingskrise 2015, als mehrere Schweizer Städte die Aufnahme zusätzlicher Migrantinnen und Migranten forderten. Doch nicht alle brachen in Begeisterung aus: So bezeichnete der heutige kantonale Sicherheitsdirektor Philippe Müller (FDP) die City Card mehrfach als «Schnapsidee».
Bereits einen Schritt weiter ist Zürich: Im Mai 2022 stimmte die städtische Stimmbevölkerung mit einer knappen Mehrheit einem Rahmenkredit von 3,2 Millionen Franken für die Vorbereitungsarbeiten für eine «Züri City Card» zu. Die Ausarbeitungsphase läuft; Ende des ersten Quartals 2026 sollen die Vorbereitungsphasen abgeschlossen sein.
(pd/lae)
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