Nach Brüssel-Anschlag

Stadt Bern erhöht vor Bundeshaus-Lichtshow den Terrorschutz

18.10.2023, 07:48 Uhr
· Online seit 18.10.2023, 05:42 Uhr
Der Krieg zwischen der palästinensischen Terrormiliz Hamas und Israel verschärft die Sicherheitslage auch in Europa. In Brüssel kam es am Montag zu einem Attentat. Auch in Bern ist die Lage angespannt.
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Der Nahostkonflikt schwappt nach Europa über: Am Montag hat ein mutmasslicher Islamist zwei Menschen in der belgischen Hauptstadt Brüssel getötet. Inzwischen wurde der Verdächtige von der Polizei niedergeschossen. Vergangene Woche war es im nordfranzösischen Arras zu einem tödlichen Messerangriff auf einen Lehrer gekommen. In Frankreich und in Belgien gilt nun die höchste Terrorwarnstufe.

Schweizer Nachrichtendienst warnt vor Brüssel-Szenario 

Auch in der Schweiz ist man alarmiert. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB), der die Gefahrenlage durch Terroristen überwacht, teilt auf Anfrage von BärnToday mit: «Der Anschlag in Brüssel bestätigt die aktuelle Beurteilung der Terrorbedrohung durch den NDB.» Das plausibelste Terrorszenario für die Schweiz sei derzeit ein Gewaltakt, der von einem dschihadistisch inspirierten Einzeltäter verübt wird.

Quelle: Reuters / CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris

Dschihadisten versuchen die Ziele des politischen Islams durch Einsatz von Gewalt und Terror durchzusetzen und rechtfertigen deren Erreichung durch religiöse Motive.

Der Terrorismus- und Dschihadismusexperte Johannes Saal von der Universität Luzern pflichtet der NDB-Einschätzung bei: «Aufgrund der zugespitzten Situation im Nahen Osten und der Anschläge in Frankreich und Belgien ist das Bedrohungsszenario auch in der Schweiz erhöht.»

Stadt Bern ergreift «zusätzliche Massnahmen» für Terror-Prävention

Auch Bern wappnet sich gegen die terroristische Gefahrenlage. «Angesichts der aktuellen Situation wurden zusätzliche Massnahmen ergriffen», sagt der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause. Konkretisieren kann er diese Massnahmen aus taktischen Gründen nicht.

Am Samstag startet die Lichtershow «Rendez-vous Bundesplatz», die bis zum 25. November von Dienstag bis Sonntag läuft. Ende November findet zudem der Zibelemärit statt, kurz darauf stehen verschiedene Weihnachtsmärkte in den Startlöchern. Solche grösseren Veranstaltungen könnten natürlich ins Visier von Terroristen geraten.

«Bisher gibt es keine konkreten Hinweise», sagt Nause. Ausschliessen könne man ein Terrorszenario jedoch nie. «Wir bleiben wachsam», verspricht er.

Darum versetzten IS-Sympathisanten ausgerechnet jetzt in Europa in Schrecken 

Wie ist die aktuelle Terrorsituation in Europa generell zu verstehen? Dschihadismusexperte Johannes Saal von der Universität Luzern ordnet die Anschläge ein: «Bei den Anschlägen in Frankreich und Belgien handelt es sich um Einzeltäter, die mit dem IS (Islamischer Staat, Anm. d. Red.) sympathisieren. Es sind keine vom IS geplanten Grossanschläge, die wir zwischen 2015 und 2017 gesehen haben.»

Ein Zusammenhang der Anschläge mit der Eskalation im Nahen Osten erscheint dem Experten hingegen plausibel. «Die Forschung zeigt, dass Ereignisse im Nahen Osten für die Radikalisierungsprozesse eine zentrale Rolle spielen und diese anheizen.»

Und es gibt noch einen weiteren Erklärungsansatz für die Anschläge: Die im Gazastreifen ansässige Hamas und der IS haben zwar eine ähnliche ideologische Ausrichtung, seien sich aber verfeindet, so Saal. «Dass sich IS-Sympathisanten nun in Stellung bringen und Anschläge verüben, kommt daher nicht von ungefähr. Die Organisationen stehen in einer Konkurrenzsituation um die Frage, wer die wahre Vertreterin der Moslems ist.»

Die Schweiz stünde sicherlich nicht oben auf der Prioritätenliste, es gehe aber potenziell Gefahr von radikalisierten Einzeltätern aus, so der Experte. «In der Tendenz sind aber die Mehrheit der Schweizer Moslems besser integriert als im benachbarten Ausland und somit auch weniger anfällig für Radikalisierungstendenzen.»

Dass die Schweiz nicht vom islamistischen Terror verschont wird, zeigten in der Vergangenheit die Anschläge in Morges VD (September 2020) und Lugano TI (November 2020).

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veröffentlicht: 18. Oktober 2023 05:42
aktualisiert: 18. Oktober 2023 07:48
Quelle: BärnToday

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