Schützenmatte

Viel Aufwand für wenige Fälle – der Rückzugsraum der Stadt Bern

· Online seit 06.11.2023, 12:48 Uhr
Mit Verzögerung ist das Pilotptojekt der Stadt Bern im August gestartet. Der Wohnwagen ist an den Wochenenden jeweils in der Nacht auf der Schützenmatte. Nun wird klar: Es ist eine teure Massnahme, um das Nachtleben sicherer zu gestalten.
Anzeige

Im Februar 2023 hat der Berner Gemeinderat einen Verpflichtungskredit für das Pilotprojekt auf der Schützenmatte angenommen. Die Kosten: 135'000 Franken. Das Projekt: Ein Wohnwagen, welcher als Rückzugsort im Berner Nachtleben dienen soll. Vor Ort sind pro Nacht zwei Betreuungspersonen, von denen die meisten eine Ausbildung im Sozialwesen oder einem Pflegeberuf haben. «Das ist für uns sehr bereichernd. Es benötigt viele verschiedene Fähigkeiten, welche zusammen eingesetzt werden müssen», sagt Alex Haller, Leiter Familie & Quartier der Stadt Bern.

Neben dem Personal finden sich im Wohnwagen auch Stühle und ein Bett. Darin aber eine Nacht zu verbringen, sei nicht die Idee. Ebenso ist Material um erste Hilfe zu leisten vorhanden, aber grössere Verletzungen können nicht vor Ort behandelt werden.

Zwei bis drei Personen pro Wochenende

Nach zwölf Durchführungen ist die Erkenntnis, dass zwei bis drei Personen pro Wochenende den Rückzugsraum nutzen. «Zwei Drittel davon sind Frauen oder non-binäre Menschen, der letzte Drittel sind Männer», so Haller. Der grösste Teil der Nutzung stehe im Zusammenhang mit Rauschmitteln. Der genaue Auslöser für das Aufsuchen des Rückzugsraumes sei aber nicht klar definierbar, in vielen Fällen hänge beispielsweise eine Konfliktsituation auch im Zusammenhang mit dem Drogenkonsum zusammen.

2500 Franken pro Wochenende

Der Gemeinderat hat 135'000 Franken als Kredit dem Projekt zugesprochen, dementsprechend wird mit einer groben Rechnung durch die Anzahl Wochenenden pro Jahr klar: Zwischen 2500 und 2700 Franken kostet der Rückzugsraum pro Woche. Dazu gehören die Anschaffungskosten des Wohnwagens, Personalkosten und andere Ausgaben.

«Betrachtet auf die einzelnen Fälle, ist das ein grosser Aufwand. Wir gehen aber fest davon aus, dass das Projekt eine Signalwirkung hat. Es ist relativ teuer, wir sehen aber keine Alternative. Ich denke nicht, dass nichts machen die bessere Alternative ist», sagt Alex Haller.

Zukunft des Projektes noch unsicher

«Der Rückzugsraum wird beansprucht. Wir hören von einigen Institutionen im Umfeld positives Feedback und Dankbarkeit. Wir sind gleichzeitig eigentlich recht glücklich darüber, dass wir nicht direkt überrannt werden von Menschen», so Haller. Ob aber der Rückzugsraum über den Testzeitraum Frühling 2024 weitergeführt werde, soll die Projektevaluation am Ende der Pilotphase zeigen.

veröffentlicht: 6. November 2023 12:48
aktualisiert: 6. November 2023 12:48
Quelle: BärnToday

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch