Dank KI

Betrüger stehlen Identitäten von Schweizer Game-Macher

22.12.2023, 16:12 Uhr
· Online seit 21.12.2023, 22:25 Uhr
Das Schweizer Indie-Game-Studio «Ninoko» wurde offenbar Opfer von Betrügern. Laut einer Mitteilung der Gründer sollen die Diebe eines ihrer Spiele kopiert und die Identität der Macher gestohlen haben, um im Internet eigene Inhalte zu verkaufen.
Anzeige

Es sei ein Schock gewesen, schreibt der St.Galler Pierre Lippuner, Mitgründer von «Ninoko». Das 2020 gegründete Indie-Studio arbeitete seit einiger Zeit an einem Rennspiel für die Game-Plattform Steam. Ein Spieler des Spiels hätte sie vor Kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass ein Account auf «X» – ehemals Twitter – existiere, der mit den gleichen Tweets wie das Schweizer Studio für ein Spiel namens «Chaos Racer» werbe – doch das Spiel der Schweizer Entwickler heisst eigentlich «Ultimate Godspeed». Als Lippuner und die beiden anderen Gründer dem nachgingen, merkten sie, dass die Betrüger nicht nur die Social-Media Posts kopiert hatten, sondern gleich ganze Inhalte aus dem Spiel und sogar die Identitäten der «Ninoko»-Gründer gestohlen hatten.

Identitäten von Studio-Gründern gestohlen

«Sie kopierten schamlos den Trailer für unser Spiel und verwendeten sogar persönliche Fotos des Teams, wobei lediglich das Logo im Hintergrund ausgetauscht wurde.» Auf der Website von «Chaos Racer» – die ebenfalls der Seite von «Ninoko» nachempfunden zu sein scheint – stehen Lippuner und die Mitgründer, Jan Schneider und Denise Hohl, sogar namentlich als Macher des Spiels. Die Betrüger hatten sogar noch ein weiteres Gründungsmitglied erfunden und ein gefälschtes Interview, das laut «Ninoko» vermutlich mit einem KI-basierten Textgenerator erstellt wurde, online gestellt.

NFT-Betrug im grösseren Stil 

Am schwerwiegendsten dürfte aber die Kopie von sogenannte NFT-Tokens sein. Dabei handelt es sich um Inhalte, die Spieler für ein Spiel kaufen können, wie Charaktere oder Fahrzeuge für ein Spiel. Der Vorteil von NFTs ist der, dass sie digitale Inhalte eines Spiels als Unikate kennzeichnen. Kauft nun also ein Spieler etwa, ein Charakter für ein Spiel, so geht dieser definitiv in seinen Besitz über und er kann dies auch nachweisen. Bei In-Game-Käufen war es bisher rechtlich so, dass die von Spielern gekauften Inhalte nach wie vor im Besitz des Studios waren, weil der Nachweis eines Kaufes technologisch nicht immer nachverfolgbar war. Mit NFT-Inhalten ist der Besitz klar geregelt und der Spieler bleibt im Besitz seines Kaufes, selbst wenn das Studio etwa dichtmachen oder die Rechte am Spiel verkaufen müsste.

Im Fall des Betruges an «Ninoko» haben die Betrüger auf Handels-Plattformen für NFTs eigene Tokens angeboten, die in der Gestaltung aber klar vom Schweizer Studio kopiert waren. Auch dafür dürften die Betrüger auf eine KI zurückgegriffen haben.

Was genau die Betrüger damit bezweckten, sei ihnen nicht ganz klar, schreiben Lippuner und seine Mitstreiter in einer Mitteilung. «Neben dem NFT-Betrug wird auch die Möglichkeit einer potenziellen Verbreitung von Malware in Betracht gezogen.»

«Auch ein wenig schmeichelhaft»

Sie hätten sofort rechtliche Schritte eingeleitet und erwirkt, dass wenigstens die NFTs der Betrüger von den Handels-Plattformen runtergenommen und der gefakte Spieltrailer sowie alle Social-Media-Inhalte der Betrüger, die mit «Ninoko» in Verbindung gebracht werden können, gelöscht werden. «Als kleines Indie-Game-Studio sind dies alle Massnahmen, die Ninoko ohne beträchtliche Kosten ergreifen kann», so Lippuner. Die Schweizer Game-macher nehmen es aber auch locker, nachdem der erste Schock vorüber ist. «Abgesehen von den negativen Aspekten ist es auch ein wenig schmeichelhaft», so Lippuner. «Es scheint, dass unser Gameplay und die visuellen Elemente ansprechend genug sind, um Aufmerksamkeit zu erregen.»

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 21. Dezember 2023 22:25
aktualisiert: 22. Dezember 2023 16:12
Quelle: FM1Today

Anzeige
Anzeige
baerntoday@chmedia.ch